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Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.

30.07.2005

Liberality For All
(Comics & Politik)

Oha... manchmal wird man ja von seiner eigenen Einstellung in die Irre geführt. Also, was ist der erste Eindruck den man hat, wenn man die folgende Zusammenfassung eines demnächst erscheinenden Comics liest?

Amerika im September 2021. Präsidentin Chelsea Clinton und Vize-Präsident Michael Moore haben die USA an die Weltregierung der United Nations ausgeliefert. Deutsche und französische Polizisten unterdrücken auf den Straßen New Yorks die Meinungsfreiheit von echten Patrioten und der afghanische Botschafter Osama Bin Laden plant bei seiner Rede zum 20. Jahrestag der Attentate auf das World Trade Center ganz New York mit einer Atombombe auszulöschen. Und die einzigen, die Amerika aus diesem Alptraum retten können, sind der bio-mechanisch aufgewertete Medienguerilla Sean Hannity (Fox News Moderator), G. Gordon Liddy (Watergate-Einbrecher Talkshow-Moderator) und Oliver North (Iran-Contra-Strippenzieher Zeitungskolumnist)...

Klingt nach einer absolut überzogenen Parodie im Stile von Frank Millers Give Me Liberty oder Matt Stones und Trey Parkers Team America? Ist es aber offenbar nicht, die Miniserie Liberality for All mit 8 Ausgaben scheint durchaus ernst gemeint zu sein: Der Comic soll aktiv in konservativen Talkshows (auch bei Hannity und Liddy) beworben werden und 10% der Einnahmen sollen an eine von Oliver North gegründete Stiftung für Waisen von US-Soldaten, den Freedom Alliance Scholarship Fund, gehen. Die Organisation "Freedom Alliance" hinter dieser Stiftung setzt sich für vollkommene amerikanische Souveränität und gegen internationale Einflüsse (primär durch die U.N.) in den USA ein.

Interessant dürfte die Frage werden, ob der Comic tatsächlich eine so heiße Debatte auslöst, dass er zu einem Topseller wird. Die Website geht davon aus, dass "[d]er daraus hervorgehende Enthusiasmus von der konservativen Medienseite und die gleichzeitige Anklage von der Linken", dass man es hier mit neo-konservativem Schund zu habe, das Interesse an der Serie in ungeahnte Höhen treiben wird. Die Website spekuliert schon von der meistdiskutierten Comicserie der letzten zehn Jahre, was aber wohl doch eher in die Kategorie Hype einzuordnen ist. Gleichzeitig scheint man Geld genug zu haben um im Previews-Katalog für August eine ganzseitige Anzeige auf dem Innenteil der Rückseite zu erwerben.

Zeichnerisch sieht das fünfseitige Preview allerdings eher... mäßig... aus. Aber zumindest wissen wir jetzt, das Sean Hannity in Wirklichkeit das unehliche Kind von Nick Fury und Cable ist. Dann wiederum muss man davon ausgehen, dass dieser Comic primär an Leute verkauft werden soll, die ohnehin keinen Unterschied zwischen Zeichnungen von Neal Adams, Frank Quitely oder Rob Liefeld erkennen würden.

Immerhin, Hollywood hat nach Die Passion Christi feststellen müssen, dass es einen riesigen unerschlossenen Markt an religiös konservativen Zuschauern gibt, das man jetzt mit Projekten wie der Verfilmung der apokalyptischen Left Behind-Romane zu gewinnen versucht. Comics sind traditionell eher mit einer liberalen Grundhaltung in Verbindung gebracht geworden: Es dürfte also durchaus interessant sein zu schauen, ob ein in den konservativen Medien gehypter Comic vielleicht einen Achtungserfolg erzielen könnte und welche Einfluß das auf die größeren Comicverlage hätte. Marvel hat ja mit Combat Zone: True Tales of G.I.s in Iraq schon mal in diese Richtung tendiert, auch wenn der Comic inzwischen Monat für Monat erneut verschoben wird.

Wobei das natürlich genau das wäre, was die Comicindustrie bräuchte: Massenhaft billig produzierte Propagandatitel von den Liberalen und den Konservativen, die sich in Vorurteilen wälzen. Immerhin sind Comics eines der wenigen Medien, in denen die Kunst des politischen Diskurses bisher noch nicht komplett zu Grabe getragen wurde (primär weil sie bisher kaum vorhanden war). Diese fünf Previewseiten sehen auf jeden Fall nicht sonderlich hintergründig aus. Oh, die bei Osama lächelnden UN-Abgeordneten kommen aus Frankreich, Deutschland (nicht am Irak-Krieg teilgenommen), Kanada (alles Kommunisten) und Spanien (nach dem Regierungswechsel unter Zapatero aus dem Irak abgezogen). Wie...subtil... Also, wie sieht's aus? Michael Moore, Ann Coulter: Schon mal drüber nachgedacht Comics zu schreiben?

posted by Björn um 23:47 | Permalink


29.07.2005

Frisch aus der Druckerei, 18/05
(Comic-Neuerscheinungen der Woche)

Das hat man davon: man lässt sich mal etwas länger Zeit mit einer neuen Ausgabe dieses regulären Features und in der Zwischenzeit wird die Novitäten-Liste so lang, dass das hier wohl ein richtig umfangreiches Posting wird...

HIGHLIGHT DER WOCHE: Lange angekündigt, mehrfach verschoben, jetzt endlich erschienen: die Neuausgabe von Franquins Schwarze Gedanken beim Carlsen Verlag. In diesen Strips lebte Franquin, der mit Spirou, dem Marsupilami und Gaston berühmt geworden war, seine finstere und zynische Seite aus. Die "Idées Noires" sind schwärzester Humor, bei dem die vielstrapazierte Floskel vom Lachen, das im Halse steckenbleibt, hervorragend zutrifft. Definitiv ein Klassiker. Die Neuausgabe wurde komplett neu (von Hand) gelettert, teilweise neu übersetzt und enthält ein Vorwort von Joscha Sauer. Und der kennt sich bekanntlich aus mit der Frage, was lustig und was nichtlustig ist.

Von ebenjenem Herrn Sauer liegt jetzt auch der Nichtlustig-Postkarten-Kalender in den Läden. Ein Cartoon für jede Woche.

Mit Elfquest - Der Sucher und das Schwert setzt Carlsen nach längerer Pause die Elfenweltreihe fort. Enthalten ist der erste "Elfquest"-Band, der in den USA 2004 nach dem Wechsel von Herrn und Frau Pini zu DC Comics erschien.

Mit Barfuß in Hiroshima #4 erscheint der vorerst letzte Band (das japanische Original umfasst insgesamt zehn Bände) der Mangareihe, die inhaltlich und auch stilistisch so weit vom aktuellen Mangamainstream entfernt ist, dass Carlsen sie nicht unter seinem Mangalabel veröffentlicht, sondern mit dem "Carlsen Comics"-Logo versehen hat. Dazu empfehle ich diesen Artikel aus der Berliner Zeitung.

Immer wieder beliebt sind Ratgeber zum Comiczeichnen. Aktuell sind gleich zwei neue erschienen: bei Carlsen lehrt Kim Schmidt Comicfiguren zeichnen und bei Tokyopop gibt es den Manga Trainer #1: Manga zeichnen für Anfänger.

Auch sonst kann man sich zahlreiche Serien-Neustarts aus dem Hause Tokopop mit in die Ferien nehmen: Jungsliebe in Kleiner Schmetterling, die Teeniesoap Pfefferminz, Fantasy in Ritter der Königin. Shao, die Mondfee ist eine Fantasygeschichte mit Komödieneinschlag und White Night Melody ist das neue Werk der Künstlerin Selena Lin, die von Tokyopop Popstar-mäßig auf einer eigenen Website präsentiert wird.

Noch mehr Manga-Nummer-Eins-Ausgaben gefällig? Panini/Planet Manhwa startet June the little Queen, das auf einer Magieschule spielt. Ebenfalls magisch wird's bei EMA in I Wish, außerdem bringt EMA A Handsome Girl (eine Vorgängerserie von "Marmalade Boy").

Für Manga-Nixblicker wie mich kommen diesen Monat die am interessantesten klingenden Neustarts von Carlsen:
Happy Mania richtet sich an ältere Leser und v.a. Leserinnen und soll eine Art Mangavariante von Sex and the City sein. Shojo für Erwachsene also - in Japan nennt sich dieses Genre Josei-Manga.
Anne Freaks ist ein düsterer Psychothriller, vom Verlag "ab 16 Jahren" empfohlen.

Rechtzeitig vor dem Deutschlandstart von Sin City kommt der dritte Band, Das große Sterben, in die Läden. Gutes Timing, so gibt's bereits ausreichend viel Lesestoff, wenn der Film wie erhofft für zahlreiche Comickäufer sorgt. Für die weiteren Fortsetzungen von Frank Millers Meisterwerk lässt sich CrossCult dann etwas mehr Zeit.

Bei Ehapa darf man sich diesen Monat über den Abschlussband von Loisels Peter Pan freuen, der lange auf sich warten ließ. Ersten Äußerungen im Comicforum zufolge scheinen allerdings manche Leser vom letzten Band eher enttäuscht zu sein.

Neu ist die Albenreihe Break Point, ein Thriller von Philippe Saimbert und Andrea Mutti, der rückblickend von einem Bankraub erzählt und einige Anleihen bei Quentin Tarantino macht. Trotz des von Ehapa angekündigten Teilrückzugs aus dem frankobelgischen Bereich soll diese Serie komplett veröffentlicht werden.

Das von Tokyopop erfundene "Cine-Manga"-Format - wild montierte Standbilder mit Sprechblasen - mag bei Zeichentrickfilmen noch einen brauchbaren Comic ergeben, aber bei Realfilmen sieht das Ergebnis dann doch reichlich trashig aus - siehe Power Rangers - Ninja Storm #1 (Ehapa). Eine Beispielseite gibt's in diesem PDF. Wobei das mit dem Trash hier durchaus auch an der TV-Serie liegen kann, auf der das ganze basiert.

Noch ein Comic zur TV-Serie, diesmal aber "richtig gezeichnet". Stargate SG-1: Der Untergang Roms erscheint bei Dino, wo auch schon einige Romane zur Serie veröffentlicht wurden.

In DC Premium #38: Batman - Die Akten sammelt Panini drei verschiedene Batman-Stories, die in den USA jeweils als One-Shots erschienen sind, darunter "The Man Who Laughs", eine Batman/Joker-Geschichte von Ed Brubaker.

posted by Thomas um 16:13 | Permalink


18.07.2005

Die Eisner Awards 2005
(Comic-Preise)

Am vergangenen Wochenende traf sich die US-Comicbranche mal wieder zu ihrem wichtigsten Treffen, der San Diego Comic Convention. Wichtiger Bestandteil dieser Convention ist immer die Verleihung der Eisner Awards, der gerne mal als "Oscar der Comics" bezeichnet wird. Dieser Vergleich ist gar nicht mal so falsch, denn wie beim Oscar wird auch beim Eisner das nicht-amerikanische Ausland weitgehend ignoriert, außerdem schaffen beide Preise in ihren guten Momenten einen Brückenschlag zwischen Anspruch und Mainstream, auf den sich sowohl Kritiker als auch das breite Publikum einigen können. Anders gesagt: die preisgekrönten Werke sind keine obskuren Kunstprojekte, die kein Mensch kennt, sondern spiegeln durchaus das wieder, was populär ist. Trotzdem ist Qualität wichtiger als bloße Verkaufszahlen: Mega-Topseller wie "Identity Crisis", die zwar sehr erfolgreich, aber künstlerisch doch eher zweifelhaft sind, tauchten in den Nominierungslisten erst gar nicht auf.
Die Nominierungen, die vor einigen Monaten veröffentlicht wurden, zeigten bereits, dass das Jahr 2004 kein absoluter kreativer Höhenflug war. Einige Titel auf der Vorschlagsliste waren zwar sehr solide Comics, hätten aber in einem wirklich guten Jahr wohl keine Chance gehabt. Im April hat Björn in einem Blog-Beitrag bereits die Nominierungen kommentiert.

Jetzt wurden die Preise also vergeben. Echte Abräumer, die in mehreren Kategorien bedacht wurden, gab es dieses Jahr nicht. Das höchste der Gefühle waren zwei Preise. Dies schafften immerhin fünf Titel: Ex Machina (Beste neue Serie und Bester Autor Brian K. Vaughan), eine Serie, die allerdings auch siebenmal nominiert war. The Goon (Bester Humor-Titel und Beste laufende Serie), die erklärte Lieblingsserie meines geschätzen Kollegen Björn. Außerdem Fables (Bester Storybogen und James Jean für die besten Coverbilder), Plastic Man (Bester Comic für jüngere Leser und Bester humoristischer Künstler). The Complete Peanuts, die Werkausgabe von Fantagraphics, bekam die Preise fürs beste Design und für das beste Archivprojekt.

Alle anderen Preise verteilen sich quer durch den Gemüsegarten. Zählt man die Preise nach Verlagen durch, ist DC mal wieder Spitzenreiter (insgesamt 12 Preise). Hier zahlt sich die große Diversifikation aus, die man bei DC mit den verschiedenen Imprints (Vertigo, Wildstorm u.a.) verfolgt. Hauptkonkurrent Marvel, der sich restlos auf Superhelden verlässt, hat viel weniger zu bieten, was kreative Ideen angeht, und bekommt folgerichtig nur drei Preise. Und die muss man sich dann auch noch teilen, denn Brian K. Vaughan (Bester Autor) hat eben nicht nur Marvels Runaways geschrieben, sondern auch Y: The Last Man bei Vertigo und Ex Machina bei Wildstorm. Auch Dave Stewart (Bester Kolorist) und John Cassaday (Bester Zeichner) arbeiten für verschiedene Verlage.

Interessant ist auch ein Blick auf den Anteil der Superheldencomics, im US-Heftchenmarkt immer noch die klare Nummer Eins. Unter den preisgekrönten Comics finden sich entsprechend auch einige aus diesem Bereich. In 13 der insgesamt 26 Kategorien sind Superhelden beteiligt, und auch hier ist die Bandbreite groß: sie geht von Daniel Clowes' Eightball #23 (Bestes Einzelheft), der das Thema eher künstlerisch-avantgardistisch behandelt, über Darwin Cookes nostalgisch angehauchtes DC: The New Frontier (Beste Miniserie) bis hin zu Kyle Bakers parodistischem Plastic Man.

Richtig dicke Überraschungen sind 2005 eigentlich nicht dabei. James Jean zum Beispiel, der für seine Cover-Arbeiten bei Fables, Batgirl und Green Arrow ausgezeichnet wurde, war einfach fällig. Seine Designs sind so fantastisch und heben sich so sehr vom Mainstream-Einerlei ab, dass die Jury hier eigentlich gar nicht anders konnte. Zumal die Konkurrenz in dieser Kategorie auch nicht grade zwingend war.

Vorauszusehen war auch der Preisträger fürs beste Lettering: Todd Klein, wie immer, zum zwölften Mal. Was macht Mr. Klein eigentlich inzwischen mit den Preisen? Die Garagenauffahrt pflastern? Seit 1993 hat er den Preis in jedem Jahr (mit Ausnahme von 1996) gewonnen. Ist das jetzt ein Beweis für die göttliche Genialität Kleins oder ein Running Gag der Jury?

Bei den amerikanischen Comicblogs sind die Eisners bisher kein großes Thema. Könnte aber auch damit zu tun haben, dass viele von Ihnen selbst in San Diego waren, und gar keine Zeit zum Bloggen hatten. Ein interessanter, kritischer Absatz ist bei Tom Spurgeons Comics Reporter zu finden: er zitiert zuerst Michael Chabon, der den Preis für die beste Anthologie (The Escapist) gewann und sich damit u.a. gegen Mc Sweeney's durchsetzte...
As for the awards themselves, Michael Chabon said, "Have you seen the McSweeney's?" when his Escapist anthology won, which pretty much sums up my feelings on a lot of awards. It's not that what I feel is the best book as a critic never wins Eisners, but it's more like it seems that the Eisners are always given to whatever comic brings the most pleasure in any way as opposed to the one that reaches excellence, which is a perfectly fine standard to have as a reader and kind of a sad one to project as an industry.

Interessant aus deutscher Sicht vielleicht noch die folgende kleine Beobachtung: Von den preisgekrönten Comics gibt es bislang so gut wie gar nichts auf deutsch. Einzige Ausnahmen: DC: The New Frontier von Darwyn Cooke ist bei Panini in Planung. Von John Cassaday, der sich den Preis für den besten Zeichner mit Frank Quitely (We3) teilt, gibt es zumindest Planetary und Astonishing X-Men auf deutsch und auch ein Teil der von Dave Stewart kolorierten Comics ist hierzulande zu haben. Natürlich gibt es auch die Peanuts und Bone auf deutsch, allerdings erhielten diese Comics ihre Preise eher für ihre besonders preiswürdige Publikationsform.

posted by Thomas um 15:23 | Permalink


11.07.2005

Frisch aus der Druckerei, 17/05
(Comic-Neuheiten der Woche)

HIGHLIGHT DER WOCHE: Manchmal entsteht so eine Comicproduktion auf recht ungewöhnlichen Pfaden: so z.B. bei Professor van Dusen - ursprünglich eine Radio-Hörspielreihe aus den 80ern, deren Fans im Internet Geld sammelten, um nach langer Pause eine neue Folge zu produzieren. Leider starb der Sprecher der Hauptfigur, bevor es losgehen konnte. Als "Ersatz" wurde aus dem schon fertigen Hörspielskript ein Comic gemacht, das dann allerdings nicht frei verkauft, sondern nur an die Spender verschickt wurde. Als Autor konnte van-Dusen-Schöpfer Michael Koser gewonnen werden, gezeihnet hat der Österreicher Gerd Pircher. Den Lesern hat's gefallen, deshalb wurde das Projekt fortgesetzt, die Comicreihe läuft jetzt beim Wunderland Verlag unter dem Titel Die Denkmaschine. Der zweite Band, Der Fluch des Pharao, ist erschienen, bald soll auch der erste Teil neu aufgelegt werden.

Bei Sätzen wie "In diesem Comic werden die Fakten in einer für Jugendliche zugänglichen Form vermittelt" bekomme ich immer ein wenig Bauchweh. Eine Logik nach dem Motto "Kids wollen nicht lesen, also lass uns 'ne Bildgeschichte machen" nutzt weder der Zielgruppe noch dem Medium. Aber was soll's, wenn dabei was gutes rauskommt... In diesem Fall scheint es tatsächlich so zu sein. Der Niederländer Eric Heuvel erzählt in Die Entdeckung von einer holländischen Familie während Besatzungsszeit der Nazis im Zweiten Weltkrieg. Pädagogisch wertvoll, und vor allem sehr preisgünstig: der Band kostet nur 4,95 Euro (zu bestellen beim Anne Frank Zentrum oder über den PPM-Vertrieb im Comichandel).
Zugegeben: dieser Comic ist nicht erst letzte Woche erschienen, sondern schon vor ein paar Monaten, aber manchmal dauert es eben etwas länger, bis eine Nachricht bis ins 84. Stockwerk des Comicgate-HQ durchsickert.

Überraschend schnell war man diesmal bei Schreiber & Leser mit einem neuen Hellblazer-Band. Unter dem Titel John Constantine - Hellblazer: London Streets gibt es diesmal keinen längeren Storybogen, sondern eine Sammlung kurzer Einzelgeschichten unterschiedlichen Alters. Unter den Autoren sind so große Namen wie Brian Azzarello, Neil Gaiman, Garth Ennis und Warren Ellis vertreten.

Diese Woche kommen die "Fantastic Four" ins Kino, Panini liefert die passenden Comics: neben der üblichen Filmadaption und einer Fantastischen Vier Enzyklopädie, gibt es in der Reihe Marvel Exklusiv einen Sammelband mit dem schlichten Titel 4. Enthalten sind die ersten Hefte der US-Reihe "Marvel Knights: 4" von Roberto Aguirre-Sacasa und Steve McNiven, die einen etwas "erwachseneren" Ansatz verfolgt als Marvels reguläre "Fantastic Four"-Serie.

Noch erwachsener als beim "Marvel Knights"-Label geht's bei "Max Comics" zu, und dorthin ist jetzt der Punisher umgezogen. Autor Garth Ennis hatte bisher zahlreiche "Punisher"-Hefte unter dem "Knights"-Logo geschrieben und der Serie dort einen schwarzhumorig-ironischen Ton verpasst. So gewann er viele neue Fans dazu, verschreckte dafür im Gegenzug alte Punisher-Anhänger, die die abgedrehten "Ennisher"-Stories regelrecht verachteten. Für letztere gibt es Hoffnung, denn im letzten Jahr wurde die Reihe neu gestartet. Seitdem ist "Punisher" ein Max-Comic: härter, düsterer, gewalttätiger, zynischer. Die ersten Hefte der neuen Serie gibt's jetzt auch auf deutsch, gesammelt in Marvel Max 6: Punisher - Der erste Schritt.

Bei CrossGen Deutschland gibt es wieder richtig dicke Sammelbände zum Schnäppchenpreis. Diesmal an der Reihe: die Weltraumoper Negation von Tony Bedard und der Martial-Arts-Comic Way of the Rat von Chuck Dixon.

So geht crossmediale Vermarktung: der Comic zur Zeichentrickserie zur Filmtrilogie. In den Star Wars Clone Wars-Cartoons erfährt man, was zwischen Episode II und III passiert. Aus den Standfotos der Serie hat Tokyopop einen seiner sogenannten "Cine-Mangas" gebastelt.

Und drei neue Mangareihen hat Tokyopop auch schon wieder gestartet: ShutterBox ist kein Import aus Fernost, sondern eine Tokyopop-Eigenproduktion aus den USA, die thematisch ein bisschen an "Alice im Wunderland" denken lässt. Kleine Mädchen mit magischen Fähigkeiten stehen im Mittelpunkt von Rozen Maiden und Die 11. Katze.

Last but not least: der von manchem schon totgeglaubte Speed Verlag lebt noch! Zwar gibt es noch keine echte Neuerscheinung zu feiern, aber immerhin eine Neuauflage: Craig Thompsons Blankets, Preisabräumer und Lieblingscomic vieler Leser im letzten Jahr, ist wieder zu haben.

posted by Thomas um 13:50 | Permalink


06.07.2005

Lasst die Katze aus dem Sack!
(Comic-Leseproben)

Es ist schon wieder ein paar Wochen her, da schrieb ich hier in "Welt am Draht" in einem Beitrag zum Thema Comicpreise (Euros und Dollars, nicht Eisners und Sondermänner):
"Der beste Einstieg allerdings ist immer noch der kostenlose, und hier frage ich mich: Warum gibt es nicht mehr Leseproben? Meist werden Comics über ihre Cover beworben, aber die sagen selten etwas über ihr Innenleben aus. Wenn ich dagegen ein paar Seiten aus dem Comic lesen kann, habe ich einen Eindruck vom Zeichenstil, einen Eindruck von der Erzählweise und einen Eindruck vom Inhalt. Im besten Fall endet die Leseprobe mit einer spannenden Stelle, die die Lust aufs Weiterlesen steigert. Um mal wieder einen Film-Vergleich zu bemühen: Coverabbildungen sind die Filmplakate, Leseproben sind die Trailer. Dass zu einem Film auch ein Trailer produziert wird, ist heute selbstverständlich, für Leseproben gilt das leider noch nicht. Ich merke gerade beim Schreiben, dass das Thema "Leseprobe" genug Stoff für einen eigenen Beitrag bietet."

Dann mal los! Für Leseproben bieten sich zwei Formate an: entweder gedruckt oder online. Fangen wir mal mit der Print-Version an. Verlagsprospekte haben eine ziemlich lange Tradition und haben den Vorteil, dass man sie dort verteilen kann, wo auch die potentiellen Leser sind: im Buch- bzw. Comichandel oder auch auf Messen und Veranstaltungen. Im Gegensatz zu Webseiten muss die angesprochene Zielgruppe nicht aktiv danach suchen, sondern "stolpert" sozusagen im Vorbeigehen darüber. Oder sie bekommt den Prospekt vom Händler nach dem Kauf in die Tüte oder ins Versandpaket gesteckt.
Solche Verlagsprospekte gibt es aktuell z.B. von Ehapa ("Tock Tock"), Carlsen Comics, Panini, Eidalon, Epsilon, Reprodukt und CrossCult. Bestimmt auch noch von ein paar anderen, aber die aufgezählten sind die, über die ich in den letzten Monaten gestolpert bin.

Der Nachteil gedruckter Prospekte sind die Kosten: Druck und Distribution kosten Geld, das man nicht direkt wieder zurückbekommt (in Einzelfällen zahlen allerdings die Händler einen Unkostenbeitrag, soweit ich weiß). Die Folge dieser Kosten ist natürlich, dass man sich beschränken muss: wenige Seiten, kleines Format usw.
Dabei fallen dann meist die Fortsetzungen laufender Serien unter den Tisch - diese werden nur am Rande erwähnt, um Raum für die Highlights zu schaffen. Aber auch hier ist dann oft nur noch Platz für das Cover mit etwas Text - die Leseprobe bleibt auf der Strecke. Wenn überhaupt, werden ein paar wenige Panels oder maximal eine Seite aus dem Comic abgebildet, und die ist dann oft so stark verkleinert, dass man die Texte in den Sprechblasen nicht mehr lesen kann. Also ein Trailer ohne Ton, wenn ich den hinkenden Filmvergleich nochmal bemühen darf. So geht es mir z.B. bei der aktuellen Carlsen-Vorschau.

Einige Print-Vorschauen verzichten ganz auf Leseproben, und das ist v.a. dann besonders schade, wenn es nicht am fehlenden Platz liegt. Die Panini Vorschau, die seit dem Ende des "Graphic Attack" (der Vorschau des insolventen Vertriebs Modern Graphics) erscheint, hätte jede Menge Platz dafür, den sie aber lieber für fette Überschriften und riesige Cover-Abbildungen verwendet. Da Panini aber v.a. US-Comics von Marvel und DC verlegt, bei denen die Cover oft von anderen Künstlern gestaltet werden als das Heftinnere, geben diese Titelbilder kaum Aufschluss über den Inhalt. Der Spruch "Don't judge a book by its cover" ist hier besonders wahr. Schade, hier wird eine Gelegenheit vertan.

So richtig vorbildliche Print-Leseproben, wie ich sie mir wünsche, kann ich derzeit nur auf dem Manga-Sektor finden. Alle drei Big Player, also Carlsen, EMA und Tokyopop verteilen regelmäßig kleine Taschenbücher, die eine Auswahl aus ihrem Programm (in der Regel neu startende Serien) ausführlich vorstellen: mit Cover, Inhaltsangabe und mehreren Seiten Leseprobe. Teilweise auch noch mit Autoren- und Zeichnerbios oder Charakterbeschreibungen der Hauptfiguren. So muss das sein, so bekommen potentielle Kunden einen echten Eindruck von dem Produkt, das sie kaufen sollen.

Wie schon gesagt, werden gedruckte Prospekte und Vorschauen in der Regel in den Läden verteilt. Dort würde man aber notfalls auch ohne sie auskommen, zumindest wenn die Comics schon erschienen sind. Denn dann kann man sie ja auch vor Ort begutachten, durchblättern, den Klappentext lesen usw. Schwieriger bzw. unmöglich wird dies, wenn man seine Comics auf dem Postweg bestellt - eine Vertriebsform, die in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Der Kioskmarkt existiert kaum noch, Buchhändler konzentrieren sich auf Manga, Comichandlungen werden eher weniger als mehr, dafür wird das Bestellen und Bezahlen übers Internet langsam aber sicher zur Selbstverständlichkeit.

Wo also das Anfassen und Reinblättern entfällt, wird eine Leseprobe noch wichtiger, wenn der Kunde die Katze nicht im Sack kaufen will. Da die einzelnen Online-Händler dies nicht leisten können/dürfen/wollen, sind hier die Verlage gefordert. Was bei gedruckten Prospekten der Nachteil ist, gerät hier zum Vorteil: die Kosten - die sind nämlich minimal. Eine Verlagshomepage ist in 99% der Fälle ohnehin vorhanden. Auch die Produktion einer Leseprobe dürfte nicht allzu schwierig sein. In aller Regel wird heute digital produziert, die fertigen Seiten gehen als Datei zum Drucker. Da bedarf es nur weniger Knopfdrücke, und fertig ist die Leseprobe. Verstanden haben das interessanterweise vor allem die kleineren Verlage (noch nicht alle, aber ein Großteil). Hervorzuheben sind hier besonders die Webseiten von Speed Comics, Reprodukt, Schreiber&Leser und Eidalon, die zu beinahe jedem ihrer Comics (auch den älteren) mehrere Seiten als Leseprobe anbieten. Auch bei CrossCult, Gringo, comicplus+ und Kult Editionen kann man sich mit Leseproben einen guten Eindruck verschaffen. Bei Zwerchfell gibt es immerhin ein paar kleine Kostproben (einzelne Panels zum Durchklicken). Es geht also, wenn man nur will.

[EDIT: Wie mir Mille vom Schwarzen Turm gerade freundlich mitgeteilt hat, gibt es auch dort Leseproben, sogar komplette Stories sind dort zu finden. Allerdings etwas versteckt, denn nur wer auf "Downloads" klickt, kommt dorthin. Bei meiner gestrigen Recherche ist mir das leider nicht gelungen...]

Und die großen? Bei Tokyopop findet man Leseproben zu fast jeder Serie, wenn man sich einmal an die etwas ungewöhnliche Navigation gewöhnt hat. Auf Paninis bonbonbunter Website gibt's zwar eine Programmvorschau inkl. Coverabbildungen, aber keinerlei Leseproben. Bei Egmont haben die Mangas eine eigene Homepage (manganet.de), aber auch dort muss man mit Covern Vorlieb nehmen. Die Ehapa Comic Collection hängt Internet-mäßig seit Monaten ohne Update in der Luft, aber für August ist ein Relaunch angekündigt. Mal sehen, was der dann zu bieten hat. Immerhin wird die aktuelle Ausgabe der Print-Vorschau "Tock Tock" als PDF zum Download angeboten. So hält es auch der Carlsen Verlag mit seinen beiden Print-Previews (einmal für Manga, einmal für den Rest). Ansonsten muss man auch auf der Carlsen-Homepage mit Coverabbildungen vorlieb nehmen. Die PDF-Angebote sind zwar lobenswert und sicherlich besser als nichts, werden aber dem Web als Medium nicht gerecht, da hier die Zugangswege zu Informationen andere sind. Die Leseprobe zu einem Titel sollte immer bei den restlichen Angaben zu diesem Titel anklickbar sein, da will man nicht erst ein PDF suchen, runterladen und sich dann mühsam durch Dutzende von Seiten klicken.

Gerade die drei großen, etablierten Verlage, die eigentlich - sollte man zumindest meinen - die Ressourcen hätten, in ihrem Onlineauftritt ihr Programm auch angemessen zu präsentieren, haben hier noch einen deutlichen Nachholbedarf. Liegt das an den Strukturen, an jahrelang eingefahrenen Betriebsabläufen, an mangelnder Flexibilität, oder hat man einfach keinen Bock?

Ein Aspekt, den ich bisher unterschlagen habe, und der bei diesem Thema auch eine Rolle spielt, ist der rechtliche: Deutschland ist ein Lizenzmarkt, der Löwenanteil hiesiger Comics besteht aus Lizenzausgaben von ausländischer Ware. Und deren Urheber müssen natürlich ihr Einverständnis geben, wenn ihre Inhalte verbreitet werden. Ich könnte mir vorstellen, dass einzelne Lizenzgeber teilweise ein Veto gegen Leseproben eingelegt haben, aber das ist nur eine Vermutung.

posted by Thomas um 08:09 | Permalink


01.07.2005

Gewinnt den neuen Rocco Vargas bei uns!
(Gewinnspiel bei Welt am Draht)

Die Edition 52 legt den neuesten Band des spanischen Comickünstlers Daniel Torres vor. Nachdem der Verlag aus Wuppertal bereits die Bände 1 bis 6 der Weltraumsaga "Rocco Vargas" verlegt hat, erscheint dort jetzt auch der brandneue Band 7, "Das Geheimnis der Monster".

Bei dieser intergalaktischen Serie kommen erneut die Liebhaber des anspruchsvollen europäischen Comics auf ihre Kosten. "Das Geheimnis der Monster" wird wieder voller außerirdischer Wesen, schöner Frauen und abgrundtief böser Fieslinge sein.

Und um diesen neuesten Streich des Altmeisters Torres gebührend zu feiern, verlosen Comicgate und die Edition52 insgesamt fünf Exemplare der druckfrischen Nummer 7 von "Rocco Vargas".

Um eine Ausgabe zu gewinnen, schickt einfach eine E-Mail an gewinnen (at) comicgate.de mit dem Betreff "Rocco", Eurer Postadresse und der korrekten Antwort auf folgende knifflige Frage:

Welches Comic-Album von Daniel Torres erschien unlängst bei der Edition 52?
A: Der Engel von Notre Dame
B: Der Glöckner von Notre Dame
C: Der Rocco von Notre Dame

Einsendeschluss ist Montag, der 12. Juli 2005. Viel Glück!

Eure Adressen werden nur für das Gewinnspiel verwendet. Bei mehr richtigen Einsendungen als Gewinnen entscheidet das Los.

posted by Thomas um 19:58 | Permalink


Grimme Online Awards vergeben
(off topic)

Viele von Euch kennen sicher die Internetangebote Spiegel online, Wikipedia und den BILDblog.
Nun haben sie etwas gemeinsam: sie sind seit gestern, zusammen mit vier anderen Seiten, Preisträger des Grimme Online Award 2005, der jedes Jahr an herausragende Websites in verschiedenen Kategorien (Spiegel Online: "Spezialpreis", Wikipedia: "Wissen und Bildung", BILDblog: "Information") vergeben wird.

Besonders für BILDblog freut mich das. Die vier Journalisten betreiben die Seite zwar erst seit einem Jahr, scheinen aber bereits jetzt nicht mehr aus der Internetlandschaft wegdenkbar zu sein.
Die Jury begründet: "Die »BILDblogger« decken auf, wenn die »Bild«-Redaktion Falschmeldungen verbreitet, Spekulationen als Wahrheiten ausgibt, wichtige Fakten unterschlägt, Ressentiments schürt, scheinheilige Fragen stellt oder Menschen Unrecht tut. [...] Das BILDblog ist das wichtigste deutschsprachige »Watchblog«. Es demonstriert, wie das Internet für eine unabhängige, kontinuierliche und professionelle Medienkritik genutzt werden kann."
Gute Anregung.

Den Publikumspreis, der von keinem geringeren als John Malkovich überreicht wird, hat übrigens auch Wikipedia für sich entschieden.

posted by Frauke um 11:18 | Permalink