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Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.

30.11.2009

Spatzen auf den Dächern 6
(Best of Comicgate-Tweets, KW 47 und 48)

Hier wieder eine Zusammenfassung der interessantesten Kurznachrichten der letzten zwei Wochen aus unserem Twitter-Account:

Zeichenerklärung:
RT = retweet = Zitieren eines anderen Tweets von Nutzer @xyz
Verfasser: TK = Thomas, mof = Marc-Oliver, FP = Frauke, bv = Benjamin, DW = Daniel



16.11.
  • Mutiger Schritt im Hause Groth: Beginnend mit Ausgabe 300 gibt es The Comics Journal kostenlos online zu lesen DW http://tinyurl.com/yhb8ww7

17.11.

18.11.

19.11.

20.11.

23.11.

24.11.

25.11.

28.11.
  • Spanische Comiczeichner entwerfen Bilder zur US-Serie "Lost": http://tinyurl.com/pvlhc2 Würde ich auch gerne von deutschen Künstlern sehen bv

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posted by Thomas um 19:52 | Permalink


09.05.2009

Nicht jugendgefährdend
(Die! oder wir muss nicht auf den Index)

Mit der ersten Ausgabe seiner "Proletariats-Comiczeitung" Die! oder wir (siehe Welt am Draht vom 28.2. und taz vom 30.3.) hatte Karl Nagel eine Menge Ärger bekommen. Das Presse-Grosso wollte das Blatt nicht ausliefern, die KriPo Bremen ermittelt wegen Gewaltverherrlichung - und es gab einen Indizierungsantrag bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Dort lief am Donnerstag eine Verhandlung, bei der Verleger Karl Nagel selbst anwesend war. Sie endete mit einem "Freispruch": DOW kommt nicht auf den Index.

Nagel berichtet auf seiner Website:
Die Leute von der Bundesprüfstelle machten einen netten und teilweise auch durchaus humorvollen Eindruck und wissen es zu goutieren, wenn man in voller Rüstung, aber mit offenen Visier vor Ort antritt und radikal für seine Sache kämpft!
Trotzdem wird das erste Heft von Die! oder wir auch das letzte gewesen sein. Denn Karl Nagel, Verleger, Autor und Erfinder von DOW, will aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen, wie er bereits vor der Verhandlung angekündigt hatte. Schade, denn die 99-Cent-Zeitung war in mehrfacher Hinsicht ein interessantes Experiment.
Kann sein, daß ich die restlichen DOW-Materialien vielleicht noch als Download-Version veröffentliche oder ein schönes Buch damit mache. Mal sehen. Erst mal einen lockeren Sommer genießen, gesund werden und viel Musik machen. Da komme ich wenigstens aus der Bude und kann die Sau rauslassen.
Wir wünschen Gute Besserung und sind uns ziemlich, dass Karl Nagel früher oder später in irgendeiner Form wieder im Comicbereich auftauchen wird.

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posted by Thomas um 11:22 | Permalink


28.02.2009

Provokation gelungen, Patient tot?
(Die! oder wir nicht am Kiosk und kaum im Comicladen)

10.000 Exemplare Druckauflage! Mit Stolz verkündete Karl Nagel letzte Woche in seinem Blog, dass die erste Ausgabe seines "Schundmagazins" Die! oder wir (wir berichteten), soeben aus der Druckerei gekommen sei. Für nur 99 Cent sollte die im Tabloidformat gedruckte Comiczeitung bundesweit an Bahnhofskiosken aufliegen. Doch daraus wird nichts. Einer der Pressegrossisten, die die Verteilung an die Kioske besorgt, hat vorsichtshalber einen Anwalt befragt, ob das Heft unbedenklich ist. Dieser riet jedoch zur Vorsicht: "Aufgrund der dargestellten Gewaltexzesse und sich hieraus ergebenden schweren Jugendbeeinträchtigung ist das Objekt nach unserer Auffassung nicht für einen freien Vertrieb geeignet." (so zitiert Nagel aus dem Anwaltsschreiben) Und deshalb entschieden sich die allermeisten Verkaufsstellen, das Heft nicht auszulegen.

Für die angenommene "Jugendbeeinträchtigung" (was für ein Wort!) hat wohl in erster Linie das Cover von Die! oder wir #1 gesorgt, das nicht gerade diplomatisch daherkommt. Der Leser blickt in den Lauf einer Pistole, die jedoch nicht auf ihn gerichtet ist, sondern auf einen Lehrer, wie man in der verspiegelten Sonnenbrille des Schützen sehen kann. Dort steht ein Lehrer mit erhobenen Händen vor einer Tafel mit der Aufschrift "Ich bin ein Scheiß-Lehrer". Dass er diesen Satz offenbar in Spiegelschrift geschrieben hat, versuchen wir mal zu ignorieren. In der Geschichte, die zur Coverabbildung gehört, sind gröbere Gewaltdarstellungen vorsorglich mit ironischen Zensurbalken überdeckt, trotzdem geht es recht blutig zu. Die Story dreht sich um einen Amoklauf an einer Schule, dem etliche Lehrer zum Opfer fallen. Schon möglich, dass sensible Jugendschützer so etwas anstößig finden.

Wohlgemerkt: Die! oder wir ist weder verboten noch indiziert, es kann im Prinzip völlig legal verkauft werden. Der zitierte Anwaltsbrief ist lediglich eine Einschätzung, die besagt, dass es durchaus zu Indizierungen der BPjM oder gar zu einer Beschlagnahme nach §131 des Strafgesetzbuchs kommen könnte, wenn eine entsprechende Instanz sich zu einem Eingriff veranlasst sieht. Diesen möglichen Ärger wollen die meisten Verkaufsstellen vorsorglich vermeiden und verkaufen das Heft nicht. Andere wiederum haben diese Bedenken nicht: Der Hannoveraner Comicladen "Phantastische Zeiten" legt das Heft nicht nur aus, sondern betreibt auch offensive Schaufensterwerbung.

An Bahnhofskiosken wird Die! oder wir nun also fast nirgends zu finden sein, außerdem bekam auch der Comicvertrieb PPM kalte Füße und will das Heft nicht an Comicläden vertreiben. Und wie geht's jetzt weiter, was passiert mit den 10.000 Exemplaren? Die meisten davon werden wohl vernichtet werden. Die hohe Auflage, die flächendeckende Verbreitung und damit der niedrige Preis sind für künftige Ausgaben erstmal gestorben. An einer Vertriebslösung für Comicläden wird noch gebastelt, außerdem setzt Nagel verstärkt auf den Einzelverkauf durch "subkulturelle Kanäle", z.B. auf Punkkonzerten. Eine Bestellmöglichkeit beim Verlag gibt es nicht - oder doch? Seit gestern ist das Heft auch im Online-Shop bestellbar. Als Rettungspaket für 5 Milliarden Euro. Wer grade nicht soviel hat, darf (nach dem Vorbild von Radiohead und anderen Bands) selber einen Preisvorschlag machen.

Karl Nagel, der sich mit Provokationen sehr gut auskennt, nimmt's also recht gelassen. Trotzdem schade, dass das Experiment "Comics für 99 Cent" schon gescheitert ist, bevor's überhaupt richtig los geht. Zumal das Heft ziemlich gelungen ist. Vor allem die erste Geschichte "Imperium Arche" rockt, nicht zuletzt wegen den Zeichnungen von Vincent Burmeister. Aber die Vertriebsstellen sitzen am längeren Hebel. Die Antwort auf die Frage "Die oder wir?" muss wohl vorläufig lauten: die.

Viele Infos zum Thema gibt es auch in diesem Comicforum-Thread (ab Beitrag #86).

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posted by Thomas um 16:50 | Permalink


08.10.2008

Das Censor-Ship sticht wieder in See
(Panini-Comics landen auf dem Index - und andere Zensur-Episoden)

In der Indizierungsliste der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) für den Monat September 2008, die kürzlich veröffentlicht wurde, befinden sich zwei Comics aus dem Hause Panini. Zum einen der Manga Hellsing Band 6 - für diese Serie ist es bereits die zweite Indizierung, auch der vierte Band landete auf dem Index. Zum anderen das Paperback Terror, Inc. aus der Reihe Marvel MAX. Unter dem Label MAX veröffentlicht Marvel schon seit einigen Jahren Comics, die sich ausdrücklich an erwachsene Leser richten und meist auch nicht mit Gewalt geizen (am bekanntesten dürften die Punisher-Comics von Garth Ennis sein). Auch Terror, Inc. spart nicht mit explizitem Einsatz von Gewalt: Die Hauptfigur ist ein lebender Leichnam, dessen Körperteile von ständigem Verfall bedroht sind, und der sich deshalb ständig "Ersatzteile" besorgen muss. In der Miniserie von David Lapham wird also kräftig gesplattert, es fliegen diverse Körperteile, -flüssigkeiten und Innereien. Als Film wäre Terror, Inc. mit Sicherheit nur für Erwachsene freigegeben. Bei Comics gibt es kein festes Alterfreigabe-System, und so konnte dieser Marvel-MAX-Band bis vor kurzem ohne weiteres am Bahnhofskiosk ausliegen. Die Indizierung hat dies nun geändert, ein Verkauf an Jugendliche darf nicht mehr stattfinden.

Die beiden Bände stehen nun also auf dem Index jugendgefährdender Medien. Sie sind dadurch nicht verboten, unterliegen aber, wie es bei der BPjM heißt, "bestimmten Abgabe-, Präsentations-, Verbreitungs- und Werbebeschränkungen." Vor allem dürfen diese Medien nicht Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht werden. In der Praxis heißt das: Die Titel liegen in der Regel nicht mehr offen in den Regalen aus, sondern sind nur noch auf Nachfrage "unterm Ladentisch" erhältlich. Außerdem dürfen die Titel auch nicht mehr im Versandhandel angeboten werden, auch nicht an erwachsene Kunden. In Zeiten des Onlinehandels eine erhebliche Einschränkung. Auch darf ein indiziertes Medium nicht mehr in der Öffentlichkeit beworben werden. So tauchen die betroffenen Titel auch auf der Panini-Website inzwischen nicht mehr auf.

Comics sind auf dem Index keine Unbekannten -- laut Wikipedia sind zwei Tarzan-Comics aus dem Jahr 1954 die ersten "jugendgefährdenden Schriften", mit denen der Index quasi eröffnet wurde. In den späten 70er und frühen 80er Jahren waren es dann vor allem Erwachsenen-Comics, die in Reihen wie U-Comix erschienen. In den letzten Jahren gab es nur noch wenige Indizierungen von Comics - die BPjM beschäftigt sich inzwischen weitaus mehr mit Filmen und Videospielen. Die wenigen betroffenen Titel sind vor allem Manga wie Vampire Master, Majin Devil oder auch ein Sailor-Moon-Heft aus dem Jahr 2000. Einen informativen Artikel zum Thema Comiczensur in Deutschland gibt es übrigens bei Xoomic.

Wenn wir schon mal beim Thema sind, lohnt es sich auch, auf einen kuriosen Fall aus den USA hinzuweisen, der sehr schön illustriert, wohin es führen kann, wenn Verlage aus Angst vor Zensur-Eingriffen diese Eingriffe lieber gleich vorauseilend selbst vornehmen. Bei DC Comics läuft zur Zeit bekanntlich eine von Frank Miller geschriebene Batman-Serie mit dem knackigen Titel All-Star Batman and Robin the Boy Wonder. Miller lässt seine Figuren gerne in einer rauhen, dreckigen Sprache sprechen und spart nicht mit Flüchen und Kraftausdrücken. Diese jedoch sind im Hause DC unerwünscht, zumindest bei den regulären Superheldentiteln, die ja offiziell immer auch an Kids gerichtet sind (auch wenn die De-Facto-Zielgruppe längst weit über die Volljährigkeit hinaus ist). Aber anscheinend wollte man Miller auch nicht zwingen, seinen Mund mit Seife auszuwaschen und seine Skripts in sauberer Blümchensprache abzuliefern. Stattdessen arbeitet man mit schwarzen Balken, und so entstehen Dialoge wie dieser:

Hey-- you little ****--
**** me that little **** stole my board!
**** you twice, ****, you let a ****ing little piece of jailbait **** steal your wheels...
...little jailbait ****'s making us look bad... we cut her come on...
...sweet piece in sweet slices... tasty sliced booty the little ****...
And these **** make a devil's fortune of it.

So weit, so gut, so jugendschützend. Leider passierte DC jedoch ein Missgeschick. Denn beim Lettering wurden die unziemlichen Wörter nicht direkt als schwarze Balken eingetragen, sondern erstmal brav ausgeschrieben und erst anschließend mit einem schwarzen Balken übermalt. Als Heft #10 von All-Star Batman dann aus der Druckerei kam, stellte man fest, dass die schwarzen Balken nicht schwarz genug waren -- man konnte relativ mühelos den Text durchschimmern sehen. Das darf nicht sein, sagten die DC-Bosse und ließen die gesamte Auflage nochmal neu drucken. Nur leider war da bereits ein Teil der ungenügend geschwärzten Comics an die Händler ausgeliefert worden. DC musste nun eine Rückrufaktion starten und die Händler auffordern, diese Heft nicht zu verkaufen und zu vernichten. Peinlich, peinlich. Der Spott der Szene ließ nicht lange auf sich warten, ebensowenig wie die unvermeidliche Veröffentlichung der fraglichen Seiten im Internet und der Verkauf der "verbotenen" Exemplare zu besonderen Preisen.

Kurz darauf sickerte dann auch noch durch, dass DC bei dieser Serie nicht nur textlich eingreift, sondern auch das Bildmaterial von Zeichner Jim Lee zensiert. Ein Panel zeigt deutlich, wie Batgirl zwei Schurken mit beherzten Griffen in die Weichteile bekämpft. Im fertigen Comic wurde das deutlich abgemildert, wie man in diesem Vorher-Nachher-Vergleich sehen kann.

Frank Miller selbst reagierte erstaunlich gelassen auf die Affäre. Sinngemäß lautet seine Reaktion "Oh, hoppla, naja, ein Fehler eben. Das kann schon mal passieren. Aber bitte hebt eins der Exemplare für mich auf!" Eine eher überraschende Reaktion, wenn man weiß, wie engagiert Frank Miller immer wieder als Vorkämpfer gegen jegliche Form von Comic-Zensur aufgetreten ist. Auf den Leserbriefseiten der Sin-City-Hefte finden sich ausgiebige Diskussionsbeiträge, in denen Miller sogar Aufschriften wie "Intended for Mature Readers" aufs Schärfste geißelt, außredem stammt von ihm das immer noch regelmäßig verwendete Anti-Zensur-Motiv des CBLDF.

Bei DC hingegen hatte man anscheinend noch nicht genug von peinlichen Selbstzensur-Fällen, also wurde auch gleich noch ein Superman-Heft geschreddert. Das ursprünglich geplante Cover zeigte nämlich Superman bzw. Clark Kent beim gemütlichen Plausch mit dem alten Vater Kent. Und beide trinken - hui! - ein Bier. Nun, jetzt nicht mehr: In der Auflage, die schließlich ausgeliefert wird, steht "Soda Pop" auf den Flaschen.

Und zu (vorerst) guter Letzt wanderte auch noch eine Auflage von Heft #1 der neuen Serie DCU: Decisions ins Recycling. Die Serie beschäftigt sich mit dem Präsidentschaftswahlkampf aus Sicht des DC-Superheldenuniversums. Es könnte also um heikle politische Fragen gehen, doch ein Grund für die Einstampfung wurde bisher nicht bekannt.

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posted by Thomas um 20:33 | Permalink