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Die Welt am Draht, das sind Kommentare, Informationen, Gedanken und natürlich News rund um die Welt der Comics und darüber hinaus.

30.07.2004

Katzan saugt auf bevor Geruch entsteht
(Catwoman der Film)

Okay, wenn das hier stimmt (mit bestem Dank an Marc-Oliver), dann stimmt einiges nicht.
"Catwoman - Der Film " erhält von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das Prädikat "besonders wertvoll":

An «Catwoman» mit Halle Berry, Benjamin Bratt und Sharon Stone lobte die FBW die «temperamentvolle, einfallsreich choreografierte und musikalisch zeitgerechte» Umsetzung des Comic-Stoffes sowie die «brillant agierende» Hauptdarstellerin.

Habe ich den Film gesehen und kann mir ein Urteil darüber erlauben? Nein und... hmmm, ja! Ich glaube, dass ich -wie die meisten Kinogänger- ein gewisses Warnsystem entwickelt habe, das bei mir im Hinterkopf klingelt wenn ein Film nach "nein, lieber nicht!" riecht. Wie Spider-Mans Spinnensinn setzt er zwar manchmal aus und ich bin in "Daredevil" gefangen, aber meistens funktioniert er und im Falle von strunzdämlich aussehenden Kostümen und belanglosen Ausschnitten (no pun intended) und langweiligen Trailern verwandelt sich das Alarmklingeln in eine ausgewachsene Kakophonie. Himmel, wenn dein Trailer öde ist, dann weißt du dass du in Schwierigkeiten steckst. Wohlgemerkt, nicht weil er sich nicht ans Quellenmaterial hält, sondern weil der Film schon im Vorfeld nach Zelluloidvergeudung aussieht.

Neben meiner Präkognition deuten auch garstige Reviews, ganze 9% positive Bewertung bei Rotten Tomatoes (13 positive gegen 134 negative Kritiken) und eine Sternvergabe von 2.6 in der IMDb hin.

Es wird sich zeigen müssen ob der Film prädikativ wirklich so besonders wertvoll ist wie "Apocalypse Now - Redux" oder "Nirgendwo in Afrika" oder ob er tomatös doch noch vergammelter ist als Ey Mann, Wo ist mein Auto.

posted by Björn um 22:17 | Permalink


29.07.2004

A Night at the Eisners
(Eisner Awards)

Face Value

Während ich schlief hat man die Eisner Award-Gewinner bekanntgegeben. Und, vaya condias, DC hat satte fünfzehn Awards abgeräumt, Dark Horse immer noch vier und Marvel kann sich nur zwei Trophäen rühmen.

Nachdem die Eisners ein wenig in die Diskussion geraten waren, sie seien zu "künstlerisch angehaucht", würden zu wenig auf das eingehen, was die Leserschaft denkt ist das sicher ein Schritt in Richtung Markt. Okay, vielleicht sind das alles wirklich die (subjektiv) Besten, die da gewonnen haben, aber Preisverleihungen sind immer auch mit Politik verbunden... man denke nur mal an die Apotheose die "Rückkehr des Königs" mit 11 Oscars erfuhr, weil bei den Vorgängern ein gefühlter Oscarmangel herrschte. Wobei der Großteil in "soft categories" floß, also Effektoscars. Den Friedensnobelpreis für Jimmy Carter... oder gegen George W. Bush. Oder, nähere Vergangenheit, die goldene Palme in Cannes die Quentin Tarantino für "Fahreheit 9/11" springen ließ. Man kann das so sehen, dass er die Palme Michael Moore in die Hand drückte oder als Zeichen dass Will Eisner und das Disney Imperium sich diese Trophäe in ein ganz anderes Körperteil schieben können.

Okay, seit "Counterfifth Detective" habe ich "100 Bullets" nicht mehr angerührt, ich kann also nicht sagen ob die Trophäe für die beste Ongoing verdient ist oder nicht. Ich möchte hier auch nicht werten, ich stelle da nur einen Trend in eine bestimmte Richtung fest, was entweder an den Eisner-Juristen oder an der Qualität DCs liegen kann. Ich halte die Eisners für einen wichtigen Bestandteil der Comicszene für den man sich Gedanken machen sollte wie man ihn aufwerten kann, damit "Eisner Winner" auf dem Cover einer Serie wirklich etwas bedeutet und eventuell auch einen zusätzlichen Kaufanreitz bietet, bin aber auch überfragt was man da tun kann. Außer natürlich ordentliche Entscheidungen als Jury fällen, was aber selbstverständlich sein sollte.

Falls wirklich dieses Gefühl da ist, dass man ein Gleichgewicht finden muss zwischen künstlerischem Anspruch und Massengeschmack, dann muss man sich überlegen ob man die Kategorien nicht verändert, ob man nicht zusätzlich einen Publikumspreis verleiht. In der Musikbranche hat inzwischen ein MTV Music Award mehr Relevanz als ein Grammy, weil er Volkes Stimme repräsentiert... nein, nicht Volkes Stimme, sondern die Stimme des Volkes, das auch angepeilt wird. Insofern könnten ein oder ein paar Volks-Eisners der Veranstaltung helfen. Die Leserschaft fühlt sich nicht mehr unterrepräsentiert, die Juroren müssten sich nicht übermäßig Gedanken machen was die breite Leserschaft denkt und die Eisners (egal ob vom Volks bestimmt oder juristisch verteilt) würden nicht abgewertet. Könnte zu einer gesunden Mischung aus Titeln führen die sonst nicht wahr genommen würden und Titeln die der Leserschaft gefallen haben.

DC Versus Marvel

Ich gestehe, ich war überrascht dass DC sowas von abgeräumt hat bei den Eisners. Aus dem simplen Grund, dass DC im Jahr 2003 so gut wie nie aufgetaucht ist auf meinem persönlichen Radar, während Marvel omnipräsent war. 'kay, Marvel hat MMIII auch einen ganzen Haufen Orientierungslosigkeit gezeigt, aber... hmm, hier kommt einem die Geschichte vom Hasen und vom Igel in den Sinn (nein... nicht der blaue Igel mit den roten Turnschuhen, eher die behagliche Hörzu-Version).

Ob das stimmt oder nicht sei wieder dahingestellt, aber hieran kann man erkennen wie unterschiedlich DC und Marvel ihre Wege gehen. Man hat das Gefühl, dass DC sich alle Mühe gibt immer schön den Kopf unter Wasser zu halten, so entgeht man dem Lob für gute Aktion, aber so entgeht man auch der Kritik dafür wenn man in den Orkus gegriffen hat.

Beispiel: die Rückkehr von Hal Jordan als kermitfarbener Ringträger wurde in einem Artikel im Wizard bekanntgegeben (womit man eindeutig die richtige Leserschaft angesprochen hat), nicht als Multimedia-Event im Internet, nicht als schockierendes Ende einer Con. So bot man wenig Angriffsfläche für diejenigen Beckmesser die hier DC vor einer kleinen Gruppe Fanboys buckeln sahen.

Was natürlich nicht bedeutet, dass man nicht weiß wie das Spiel zu spielen ist. Diesen Sommer treten ja Marvel und DC gegeneinander im Leserschaft-um-Luft-ringen-lassen an. Avengers Disassemble gegen Identity Crisis... Avengers Disassemble wurde gestartet mit einem großen Preview und einem Mammut-Interview mit Joe Quesada und Brian Michael Bendis, in dem die Leserschaft sinngemäß vorbereitet wurde, dass nichts mehr so sein wird wie es mal war (Volker Pispers würde dazu sagen: "...da kann man auch gleich schreiben: 'So jung kommen wir nicht mehr zusammen.'", kurz nachdem er "Die Zeit" als "Bravo für Abiturienten" abgekanzelt hätte) und dass viele Charaktere, auch wichtige Charaktere sterben werden. Nicht des Schock-Effekts wegen, sondern um zu zeigen was der Tod für Superhelden bedeutet und blablabla emotionale Sache blablablabla jeder Charakter irgendwem sein Lieblingscharakter blablablabla darum pietätvoll ins Gras beißen lassen. Wer die Pietät am Werk sehen will: Marvels offizielle Avengers - Who gets it next?-Liste. Nichts betont so sehr, das ein Charakter hier gestorben ist um die Nobelheit und Opferbereitschaft zu repräsentieren wie der Spruch: "Half the man he used to be - ripped in twain - Avengers #500".

Okay, also... Marvel hat schon so entscheidende Charaktere wie Ant-Man, Balder, Fandral oder Jack of Hearts dazu verdonnert sich die Mohrrüben von unten anzuschauen (und da bleiben sie auch, ehrlich, beim Grab vom Tante May) und trotzdem nimmt ihnen DC den großen Auftritt im Internet weg... ohne große Pressekonferenzen. Aber mit dem selben Chutzpe mit dem auch Marvel an die Sache rangegangen ist. Wo Marvel im Besenschrank für unnötige Superhelden ausmisten ist, da hat die distinguierte Competition auf den selben Trick zurückgegriffen, wobei sie nur eine Nebenfigur ausmistet: die Frau vom Elastoman, eine vom verstorbenen Julius Schwartz erfundene Figur die, so sagen die Leser die schon die Barrikaden aufbauen, die Unschuld des Silver Age repräsentiert. Und dann, wieder ohne große PK, in Ausgabe zwei erfahren wir, dass Sue Dibny auch vergewaltigt worden ist (wer zu faul zum scrollen ist). Und -ZACK!- da brennt die Hütte, da steppt der Bär, da boxt der Papst im Kettenhemd, da gehen mir die Sinnbilder aus, so explodiert das Internet vor Entsetzen, Abscheu, Begeisterung oder Unverständnis. Und keiner redet mehr darüber, dass bei den Avengers Lady Sif einen Arm verloren hat.

Beide Firmen machen also nicht selten das gleiche, aber Marvel ist essentiell noch von dem Bild geprägt, dass während der Stan Lee-Ära gezeichnet wurde. Das "Bullpen", all die Marvel-Größen sitzen in einem großen Büro und man kennt sich, liebt sich, große Familie. Lee und Kirby waren schon "Stars" als man bei DC noch gar nicht wusste, dass man Zeichner und Autoren hat. In Zusammehang mit dem Shared-Universe wirkte Marvel immer größer, aber auch zusammenhängender und extrovertierter als DC. Das versucht man immer noch zu halten. Marvel versucht den Medienzirkus zu kontrollieren, macht dabei nichtmal einen schlechten Job. Auf dem "Cup Full of Joe"-Panel bei der SDCC gab es kaum etwas das mehr als ein müdes Gähnen gebracht hätte, trotzdem hat jeder auf dieses Panel gewartet. Quesada kennt man, glaubt man zu kennen... aber Didio? Äääh... etwa so groß? Mit... äh... schwarzblonden Haaren?

Die Eisners zeigen aber auch wieder, dass DC eben drei Asse im Ärmel hat: Wildstorm, ABC und Vertigo... selbst da wo man in der näheren Vergangenheit nachgelassen hat (Wildstorm und ABC) tritt man Marvels Versuch einer "Adult Line" immer noch in den Arsch. Weil man da bei Marvel eigentlich die Leser anspricht, die man schon im Regular Universe anspricht. Oh, hey... es ist immer noch Nick Fury, aber... denn das hier ist ein "adult"-Comic (und man beachte den Unterschied zwischen "adult" und "grown up")... mit... Trommelwirbel... TITTEN! Ganz großes Damentennis. Selbiges gilt bei den Manga. Während DC mit der CMX-Linie auf echte Manga setzt presst Marvel seine Spider-Man-Stories von kurz vor'm Kriech in ein Manga-Format, lässt sie einmal kurz überarbeiten und wundert sich warum, das nicht klappt.

DC ist nicht besser als Marvel, Marvel ist nicht besser als DC. Beide machen gute und schlechte Sachen. Anders als Marvel muss DC seit "Batman Returns" erst zeigen, dass sie noch in der Lage sind Filmlizenzen auszugeben die nicht sowas von daneben sind (und nachdem Catwoman so gut gestartet ist, dass die Produzenten darüber nachdenken die Master Copy in einen Sack mit Ziegelsteinen zu packen und damit zum nöchsten Fluss zu fahren liegt alle Hoffnung jetzt auf Constantine, der auch schon nach schlechter Film riecht...) und die "DC Focus"-Line hat nie richtig Fuß gefasst und darf wohl als totgeborenes Kind angesehen werden. Aber geraden wegen der Extrovertöse von Marvel, gerade wegen der Omnipräsenz ist diese Eisner-Verleihung schon ein wenig als "Abwatsch'n" für Marvels Konservatismus aufzufassen, die vielleicht auch den Gedankengang anregen sollte, dass neben der Show weitergearbeitet werden und dass hinter der bunten Fassade mehr Substanz sein sollte. Hinter der Fassade ist man aber auch noch essentiell das Marvel, das Lee-Kirby-Ditko schufen. Und da würde es nicht schaden, wenn man sich in neue Richtungen bewegen würde die auch mal zwei oder drei Schritte vom altbewährten Marvel-U weggehen und die kein "X" und kein "Spider" im Titel haben (gleichzeitig sollte DC über einen "Bat"-Titel-Expansionsstopp nachdenken). Viel böser auf's Maul bekommen als bei "MAX", "Marvel Tsunami" oder "Epic" kann man auch nicht mehr, also bitte: Mut zum Risiko und dann kann man wirklich seine unglaublichen PR-Fähigkeiten spielen lassen.

posted by Björn um 21:20 | Permalink


27.07.2004

Shout it out loud
(Neue Kolumne)

Auf Comic Book Resources gibt es ein neues Feature von Joe Casey und Matt Fraction, der damals einer der Frontmänner des Comicaktivismus war beim Savant Mag, das irgendwie seit dem 8. 12. 2003 an kleineren technischen Problemen leidet... yeah, sure.

Auf jeden Fall, hier ist die Erstausgabe der Basement Tapes und es ist zu hoffen, dass Savage und Casey den Druck den sie in die erste Kolumne einbringen halten. Die beiden greifen da einiges auf.

Zum Beispiel die Probleme des "Comicjournalismus", die sich sehr (un)schön im Falle Micahgate gezeigt hatten.

Lass mich mal klarstellen: Comicjournalist X bekommt ein Exklusivinterview mit Künstler/Herausgeber/Vorstandsmitglied Y, nur damit der jeder ernsthaften Frage mit 6000 Worten ausweicht. Trotzdem läuft das als "News", weil es 6000 Worte sind die sonst keiner hat. "Comic News" ist ein leeres Versprechen, das ist nur PR und Werbung.

[...] die Mainstreampresse ist fast ausschließlich PR-getrieben und ihre Kreisläufe werden künstlich geschaffen und manipuliert-- ernsthaft, wieviel "Neuigkeiten" hat uns die neue Ausgabe des Wizards präsentiert, die seit drei Monaten in der Vorproduktion ist? Du wirst da PR sehen, die Marvels 50% Herrschaft über den Direktmarkt im Januar hypt, aber keine Analyse dazu, yeah, bloß dass der Stunt geschafft wurde weil Marvel in dem Monat 75% seiner Comics doppelt verschickt hat

Zur momentanen Rückkehr der Comics in die Untiefen der 1990er, mit Variantcovers und Play-it-safe-Taktiken:

Marvel und DC haben eine Brücke zurück ins 20. Jahrhundert geschlagen und sie neutralisieren fortschrittliche Arbeiten, während sie zeitgleich die Verkaufszahlen künstlich aufblähen und alles was nicht in ein Cape gekleidet ist in den Verkaufsranglisten weiter und weiter runterdrücken, raus aus den Regalen, scheißegal. Der Superhelden-Mainstream ist das Ding in den Comicshops (die Manga & Shojo-Sache ist ein ganz anderes Ding) und es ist eine fette, unkontrollierte Sau.
Und dazu, dass die Qualität von Comics und Comicjournalismus nur die generellen kulturellen Maßstäbe wiedergibt:

Ich bin diese Kultur der Abnutzung leid, die sich rund um die Popkultur, Trash Kultur, was auch immer entwickelt-- das es als akzeptabler Zustand gilt, dass man darum kämpft die Erwartungen noch weiter abnehmen zu lassen und dass man die Resignation akzeptiert, dass die Dinge einfach beschissen sein sollen. Wenn irgendwas auf dem Pop-Radar auftaucht, das auch nur leicht über "totale Scheiße" liegt, dann wird es gelobt und in den siebten Himmel gehievt. Weil wir das einfach so zulassen, weil wir uns sagen, dass Entertainment-- reines, anspruchsloses Entertainment-- einfach inhaltsleer, gedankenleer, uninspiert und mittelmäßig sein soll.
Was ziemlich gut zu diesem hochinteressanten Alan Moore-Interview (und ja, wirklich jeder hat schon dahin gelinkt) passt, wo Mr. Lebende Legende wenig über Comics, aber viel über Politik, Religion und (Un)Kultur spricht. Dazu passt vielleicht auch folgender "Teledialog" (die unkommentierte Transkription eines televisionären... öh... Highlights) aus "Die Alm", den die Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung abdruckte: "Ja, und die Kuhkacke ist tatsächlich so frisch, die ist quasi noch darmwarm, denn man muss mit den Händen so lange hinter der Kuh stehenbleiben bis sie hineinscheißt, oder vielleicht sogar hinterherlaufen auf der Weide."

Phh... tja, da kann es ja nicht so schwer sein als große Kultur zu gelten. Diese erste Kolumne ist auf jeden Fall ein großer Spaß, schwer zu hoffen, dass Fraction und Casey das Arschtreten beibehalten, sowas schadet nie. Also: lesen! Und ich geh derweil die "Witchblade"-Fernsehserie für den Grimme Preis vorschlagen...

posted by Björn um 22:28 | Permalink


Skandälchen und Skandale
(Alle reden über "Rape")

Es war einmal in den achtziger Jahren, ich war vielleicht zehn oder elf Jahre alt, Privatfernsehen war grade erst erfunden, da hatte die Republik einen Fernsehskandal: in der "Schwarzwaldklinik" war eine Vergewaltigung zu sehen. Die Nation war empört, die Wiederholung der Folge fiel aus, und für künftige Ausstrahlungen wurde die Szene umgeschnitten. Würde die gleiche Szene heute in irgend einer aktuellen TV-Serie stattfinden, würde das vermutlich niemanden aufregen. Nicht weil man diese Straftat inzwischen akzeptieren oder weniger schändlich finden würde, das doch hoffentlich nicht. Aber man ist, knapp 20 Jahre später, einfach mehr gewohnt. Je nach Einstellung kann man das als Abstumpfung sehen oder als  fortgeschrittene Medienkompetenz, als Fähigkeit, Fiktion und Realität zu trennen.

Aber warum schreibe ich hier von Doktor Brinkmann? Naja, das war meine Assoziation, als ich gesehen habe, was in der US-Comicszene für ein Aufruhr herrscht. Es geht um "Identity Crisis", eine DC-Serie, als großes Event angekündigt, das mal wieder das "DC-Universum für immer verändern" würde. Die Ausgabe #1 war das meistverkaufte Heft im Juni. Als Autor holte man Brad Meltzer, Autor mehrerer Romanbestseller und zuvor schon mal bei "Green Arrow" für DC aktiv. Über den Inhalt gab man im Vorfeld wenig bekannt, außer dass es sich um ein "Murder Mystery" handeln werde. Irgendwann sickerte dann auch durch, dass in Heft #1 eine bekannte DC-Figur umgebracht würde.

*AB HIER SPOILERGEFAHR*
Das Opfer, das sich Meltzer aussuchte, heißt Sue Dibny, Ehefrau von Ralph Dibny, dem "Elongated Man" (in Deutschland "Elastoman" genannt). Beides sind nicht gerade A-List-Charaktere, und man muss schon ein langjähriger DC-Enthusiast sein, um diese Figuren zu kennen. Von daher war eigentlich nicht zu erwarten, dass der Tod der Figur so hohe Wellen schlagen würde. Allerdings wurde Sue nicht nur umgebracht, sondern, wie sich in Heft #2 herausstellt, auch vergewaltigt.
Spätestens jetzt begannen die Diskussionen: ob man so etwas mit Comicfiguren machen könne, die doch früher mal für Kinder erfunden wurden, ob es deutliche Warnhinweise auf dem Cover geben sollte, ob Comicautoren frauenfeindlich sind, usw.
Beide Seiten haben gute und schlechte Argumente, die auf zahlreichen Messageboards und Weblogs dargelegt werden. Wer Zeit und Lust hat, kann sich damit stundenlang beschäftigen (ein guter Startpunkt ist z.B. hier bei Fanboy Rampage). Egal, wie man dazu persönlich steht, das Ganze ist in der US-Comicszene zu einem großen und kontroversen Thema geworden (zumindest für die, die sich nicht über die Aussicht empören, dass Jack Black vielleicht Green Lantern spielen wird).

Und wie immer bei solchen Themen bekommt man irgendwann das Bedürfnis, sich drüber lustig zu machen (nennt man dann "Comedic Relief" und ist psychologisch wichtig, um unangenehme Erfahrungen zu verarbeiten). Das führt dann einerseits zu mehr oder weniger gelungenen Scherzen, geht andererseits aber auch ganz schnell mal zu weit. So weit, dass sich Brian Michael Bendis gezwungen sah, von heute auf morgen sein komplettes Forum zu schließen.

Und das kam so: in einem anderen Forum führte ein Thread auf irgendeine kranke Weise dazu, dass ein paar Volldeppen eine "Rape List" zusammenstellten, mit den Klarnamen einiger weiblicher Bendis-Board-Mitglieder, die zur Comic-Convention in Chicago kommen wollten. Angeblich standen auf dieser Liste auch die Hotels, in denen sie übernachten wollten.
Zwar passierte das nicht direkt im Bendis-Forum (dort wurde nur darauf verwiesen und heftigst drüber diskutiert) und die Beschuldigten behaupteten, dass das ganze nur als Witz gemeint sei, aber Brian Bendis war trotzdem so geschockt, dass er das Forum (immerhin eines der populärsten US-Comic-Boards) vorläufig komplett dicht machte. Er will nun den betroffenen Frauen die Entscheidung überlassen, ob es dabei bleiben soll, oder ob er das Forum wieder öffnen soll.

Zugegeben, vermutlich hat das eine ("Identity Crisis") mit dem anderen ("Comic-Geeks finden es lustig, 'im Spaß' zur Vergewaltigung anderer Comicfans aufzurufen") überhaupt nichts zu tun. Ein interessanter Zufall ist es aber schon, wie ein Thema gleichzeitig - in extrem unterschiedlichen Ausprägungen - für Furore sorgt. Im ersten Fall wird sich die Marketingabteilung von DC die Hände reiben, denn der Aufruhr dürfte eher für steigende als sinkende Verkaufszahlen sorgen. Man kann sich schon die Previews-Ankündigung für das nächste Heft vorstellen: "Don't miss the comic book that everybody keeps talking about!"
Der zweite Fall schadet dagegen dem Image der Comicszene. Die Diskussionen über dieses Thema wurden natürlich nicht durch Bendis' Forenschließung gestoppt, schließlich gibt es noch genügend andere Message Boards wie z.B. Millarworld. Zum Glück überwiegt hier eindeutig die Ansicht, dass diese Geschichte, auch wenn sie angeblich als Witz gedacht war, wirklich alle Grenzen überschreitet.

posted by Thomas um 17:56 | Permalink


22.07.2004

Die Hefte sind tot, es leben die Hefte
(Abos on Demand bei Panini)

Eines muss man den Redakteuren von Panini-Comics lassen: wo andere Verlage längst aufgesteckt hätten und Serien mit der Bemerkung "verkauft sich halt leider zu schlecht" für immer eingestellt hätten, lässt man bei Panini nichts unversucht und probiert immer wieder neue Mittel und Wege aus, die geliebten Comics von Marvel und DC auf deutsch zu den immer spärlicher werdenden Kunden zu bringen.

Bisher gehörte dazu neben dem Neustart von Serien vor allem das Experimentieren mit verschiedenen Formaten (Hefte, Prestige-Ausgaben, Paperbacks, Monster-Editionen). Vor einigen Monaten überraschte Panini dann mit der Print-on-Demand-Aktion: Leser (und auch Händler) können sich zum Kauf eines Comics (zur Wahl stehen eine "Flash"-Monsteredition und die Fortsetzung des Mangas "20th Century Boys") verpflichten, der aber erst gedruckt wird, wenn sich genügend Besteller zusammengefunden haben. Der Jubel im Paniniforum war groß und die Balken, die die Bestellmengen anzeigten, wuchsen anfangs ordentlich an. Während allerdings bei den "20th Century Boys" relativ schnell die erforderliche Menge an Bestellern erreicht wurde, hängt Flash seit Wochen bei knapp über 60% fest.

Nun könnte man auf Seiten von Panini mit einigem Recht sagen: "Okay, vergessen wir's, POD bringt's bei Superhelden auch nicht, wir lassen es. Tschüß Flash, ade Green Lantern, das war's, viel Spaß beim Lesen der US-Hefte." Aber nein, sie lassen nicht locker: im Verlagsforum kündigt Steve Kups, der Charly Neumann von Nettetal, die nächste Idee an: Abos on Demand. Im Endeffekt nichts anderes als die POD-Aktion, die bei Flash floppte - mit einem Unterschied: die Leser verpflichten sich zum Kauf eines Abos einer Heftserie (mindestens 6 Hefte) anstatt zum Kauf eines dicken Sammelbandes. Vom Preis her schenkt sich das fast nichts: als Besteller des Flash-Monsters zahle ich für 12 US-Ausgaben 28 Euro, also 2,33 pro Heft. Die nun angedachten Hefte sollen zwei US-Ausgaben zum Preis von 5 Euro enthalten, sind damit also im Grunde etwas teurer.

Der echte Unterschied liegt für den Kunden im Zahlungsmodus: beim Abo-on-Demand bezahlt er, über ein Jahr verteilt, alle zwei Monate einen kleinen Betrag und spart zusätzlich noch die Versandkosten (vorausgesetzt, er lebt in Deutschland).
Im Moment gibt es noch keine Serie zum (Vor-)Bestellen, es wird erstmal ein Stimmungsbild eingeholt und auf Vorschläge der Fans gewartet. Nach einem Tag liegen erwartungsgemäß genau die Helden an der Spitze, die immer irgendwie auf der Kippe standen -  zu wenig Leser für eine reguläre Serie, aber trotzdem viele Fans, die das unbedingt wollen: Green Lantern, Flash und der Hulk.

Ob Panini mit dieser modifizierten POD-Aktion erfolgreicher sein wird als mit der ersten, bleibt abzuwarten. Interessant zu beobachten ist es auf jeden Fall, und aus Sicht der Kunden auch erfreulich. Wie allerdings die Händler dazu stehen, ist die andere Frage. Zwar können auch sie sich beteiligen (und erhalten Rabatte), aber für Händler ist es auf lange Sicht tödlich, wenn immer mehr Leser direkt beim Verlag einkaufen.

In den USA schaltete Marvel vor kurzem in vielen Heften Anzeigen, in denen mit üppigen Rabatten für Abos direkt beim Verlag geworben wurde. Viele Händler liefen dagegen Sturm und beschwerten sich, dass ihnen ihr Geschäft abgegraben werde. (hier ein Beispiel)

Auch deutsche Händler könnten ähnlich argumentieren und hätten nicht ganz unrecht. Allerdings bieten inzwischen fast alle Comicverlage (v.a. die kleinereren) die Möglichkeit an, ihre Produkte online zu bestellen (teilweise auch als Abo, z.B. bei Speed oder Schwarzer Turm). Und wer kann es ihnen verdenken? Die Verbreitung von Comics in Deutschland ist alles andere als flächendeckend. Comicshops gibt es nur in größeren Städten und der traditionelle Buchhandel beschränkt sein Comicsortiment meistens auf Manga, Cartoons und Zeitungsstrips. Klar, dass das Internet als zusätzlicher Vertriebskanal eine Rolle spielt.

Wenn jedoch die Online-Bestellung für einzelne Comics zum einzigen Vertriebsweg wird, so würde ich als Händler schon mal die Augenbrauen nach oben ziehen und mir genau ansehen, welche Entwicklung da im Gange ist.
Falls Besitzer oder Mitarbeiter von Comicläden das hier lesen: nutzt die Kommentarfunktion! Ich bin gespannt...

posted by Thomas um 10:52 | Permalink


18.07.2004

Denkblasen
(Linkisch)

Marc-Oliver hat neben POPP'D jetzt die deutsche Antwort zu Thought Balloons als eigenes Blog gestartet, das bald auch ordentlich verlinkt wird.

Bis dahin über dieses Post: Comikado, das deutsche Presseblog. Wer schon immer mal sehen wollte, wieviele Zeitungen es in Deutschland gibt die alle über Spider-Man 2 berichten, der sollte sich die Seite jetzt sofort anschauen. Na, los. Jagt den Traffic in die Höhe und sagt, dass Björn euch schickt.

posted by Björn um 23:04 | Permalink


He Did It Again
(John Byrne)

Johanna Carlson Draper hat dieses Post vom Meister himself auf dem John Byrne Messageboard gefunden:

A remarkable number -- by far the majority -- of my female, civilian friends profess this same difficulty. Maybe it's a "chick thing" -- and that would certainly go a long way toward explaining why so few of the female persuasion read comics. Women/Girls who can decypher comics are the exception, rather than the rule

Endlich sagt es mal einer: der Grund warum so wenig Frauen Comics lesen ist einfach, dass sie zu dumm sind die Comics zu "entziffern". Okay, dumm hat er nicht gesagt. Inkompetent. Seht ihr, ich versuche seit jahren Freundinnen und weiblichen Bekannten wunderbare Comics wie "Lady Death", das "Wildstorm Swimsuit Special" oder "Chastity" anzudrehen und bekomme immer nur Blicke, die eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Desinteresse vermitteln. Jetzt weiss ich endlich, dass das an den Mädels liegt. Phhh... da bin ich ja beruhigt, dass die Comicindustrie schon immer alles richtig gemacht um Mädchen zu rekrutieren, sie aber einfach nicht fähig sind Comics zu lesen. Hehe, ich frage mich ob dises Anhängsel am Y-Chromosom bei den Damen die Information enthält keine Comicklassiker zu mögen, sondern nur so einen Häckmäck wie dieses Manga oder Artsy-Partsy-Gedöns. Hehe, vielleicht sind die Damen die gute Comics mögen ja Mutanten. So wie Psylocke in X-Men. Das wäre heiiiiiß,...

Auch auf die Gefahr hin dafür wieder in heißes Wasser zu kommen, ich möchte nochmal Dirk Deppey paraphrasieren:

"John Byrne is still a jackass of the highest order!"

posted by Björn um 10:09 | Permalink


16.07.2004

Link-Link, Nudge-Nudge
(Link-O-Rama)

Wenn das hier Linkblogging ist, dann muss heute Freitag sein:

  • The Onion, Amerikas Quelle Nummer 2 für nicht ganz ernstzunehmende Nachrichten (bevor jemand fragt, Quelle Nummer 1 ist Fox News), hat diese Woche einen ganz besonderen Gastautor. Den unglaublichen Hulk, der sich wundert warum niemand Hulk 2 drehen will. Und wenn ihr schon auf der Seite seit, "The Onion in History" ist ein wunderbares Feature. Einer meiner ultimativen Favoriten ist immer noch: "Stalin's five year plan - everybody dies".

    Was? Der Hulk kann doch gar nicht schreiben? Na und wie er das kann. Immerhin hat er jetzt sogar sein eigenes Blog. Hulk type!

  • Bei Gamespy wirf man einen Blick auf die zwanzig besten und schlechtesten Superheldentelespiele (wie das im Quelle Katalog heißt). Täglich kommt ein Spiel dazu, momentan sind wir bei Nummer 8 der besten Spiele. Auffällig ist dabei, dass die meisten Spiele die hier erwähnt werden (mit Ausnahmen wie "Superman" für den Atari 2600 damals in der Zeit als 64k noch für jeden User mehr als ausreichten) zeigen mit welchen Limitationen Superheldenspiele auf den 8- und 16-Bit Konsolen zu kämpfen hatten. "X-Men: The Arcade Game", "X-Men: Mutant Apocalypse", "Punisher & Nick Fury", "Captain America and the Avengers"... das ist essentiell jedes Mal "Final Fight" mit Superhelden. Man schlägt oder tritt die immer gleichen Schurken (meistens gibt es so 8 - 10, wobei die Hälfte davon Palette Swaps sind... also, der gleiche Gegner aber in einer anderen Farbe... "Mortal Kombat 3" war König der Palette Swappes und hat glaube ich aus 3 Sprites knapp 30 Charaktere gemacht ehe ihnen die Farben ausgingen) durch ein paar Levels und wenn man die Sonderfähigkeit (Spider-Man verschießt Netze, Wolverine hat den Klingenschlag) benutzt, dann kostet das Lebensenergie. Yaaawwwn. Das Problem war, dass den Spiele austauschbar waren, ob man nun Cyclops oder Nick Fury spielte hat man nur am Sprite und dem Sonderangriff gemerkt und man zum Beispiel in keinem der 4.000 Spider-Man-Prügler dem Charakter und seinen Fähigkeiten gerecht wurde. Was allerdings jetzt bei "Spider-Man 2" für die Playstation endlich geschafft worden sein soll...

    Was mich wirklich interessiert ist ob "Tony Hawks Pro Skater 2 & 3" in die Topliste kommen. Immerhin haben sich viele Menschen (auch ich) in die Handgelenksinvalidität gezockt nur um Spider-Man auf dem Skateboard zu sehen. Und das war auch nicht viel weiter vom Charakter entfernt als etwa "Separation Anxiety" für's Super Nintendo. Nur hat Tony Hawk richtig Spaß gemacht...

  • Jeff Masons "Alternative Comics" hat einen direkten Hilferuf an die Comicleser gestartet. Nachdem der für A.C. zuständige Vertrieb 2002 Bankrott anmeldete und bis heute kein Geld an Mason gezahlt hat drohen bei Alternative Comics nun die Lichter auszugehen. Wer also in nächster Zeit nicht sicher ist was er bestellen soll, aber ein Auge auf einen der hier verlegten Titel geworfen hat, der würde sehr helfen wenn er diesen auch bestellen würde. Da sind ein paar sehr interessante Titel im Programm.

    Derweil riechen die Pulse-Messageboarder Lunte:

    like Alternative Comics, but after so many companies claiming near bankruptcy, I have to wonder if it's just a marketing ploy. I hope they don't go out of business, but this thing is starting to feel like the boy who cried wolf, you know?

    Der beste Vorschlag ist aber der hier:
    Huh. With all these smaller publishers having to periodically beg for business, it almost makes one think there might be something to producing a product that appeals to sufficient numbers of people to support it.

    Echt, Mason du Vollidiot. Wenn du machen würdest was die genug Menschen anspricht, dann hättest du keine Probleme. Wer keinen Mainstream produziert ist selber Schuld! Wenn du Superhelden oder T&A-Hefte verlegen würdest, dann könnte es dir heute auch so gut gehen wie Malibu, Chaos Comics oder CrossG... äh... lassen wir das.

  • Auch im dritten Anlauf reißt Warren Ellis "Streaming" mich nicht vom Hocker. Aber der Satz: "It's almost impossible to write an issue of ULTIMATE FANTASTIC FOUR when the knowledge that straight male porn stars are being forced to eat their own semen on film is freshly burned into your brain", verstört mich ungemein. Pornostars die gezwungen sind mit Ejakulat belegtes Zelluloid zu essen. Bäh. Hobby-Freudianer aufgepasst: das ist etwas was ihr in den nächsten Ausgaben in das Liebesleben von Ben Grimm reinlesen dürft.

  • Dorian schaut sich anwelche Comics er an welches Marktsegment verkauft. Und guess what, Superhelden und "I can't believe it's not manga"-Manga von Marvel verkaufen sich gar nicht so toll an Frauen und Kinder. Diese Idioten, wenn sie ein Produkt produzieren würden, dass eine ausreichende Menge an Leuten anspricht, dann hätten sie diese Probleme gar nicht.

  • Da haben die Jungs von H.E.A.T. (Honchos Eating Angry Terriers... äh... Hal's Emerald Advancement Team) es endlich geschafft, dass Kyle Rayner den grünen Ring abgeben muss und endlich wieder der echte McCoy seinen Kindergartenreim aufsagen darf ("Am hellichten Tag, in finsterster Nacht, entgeht nichts Böses meiner Wacht."... sowas wie die Superheldenversion von: "Wir trampeln durch die Felder, wir trampeln durch die Saat. Hurrah, wir verblöden, für uns bezahlt der Staat.") da kommt bei Rich Johnstons Lying in the Gutters schon der nächste Schock. Angeblich plant man einen Green Lantern Film... eine Komödie... mit Jack "School of Rock" Black in der Hauptrolle. Was bedeuten könnte, dass Hal schnell wieder raus ist aus den Comics oder aber sich aber eine Plauze anfressen und "Tribute" singen darf. Ich höre das Advancement Team schon die Messer wetzen.

    Dann wiederum könnte es auch sein, dass der Film nie erscheint, so wie vieles was mal angedacht wird, oder sich in der Superman-Produktionshölle landet (wo man diese Woche McG geschasst hat... nein, doch nicht... halt, doch... nein, ja, nein... vielleicht). Ich finde derweil, dass wir nicht nur Hal Jordan sondern auch andere Charaktere zurück bringen sollten. Ich will wieder Barry Allen und Jason Todd und gründe darum hier die "Barry Allen Resurrection Force" und "Jasons ureigenes Nerdkommando". Bewerbungen werden in den Comments entgegen genommen.

    (Bonuslink: Fanboys Gone Wild via Ian Brill)

  • The New York Times Magazine präsentiert eine Evolution des Comics. Passend dazu präsentiert Ian Brill das Sequential A-Team. Nun, das wäre ein Dreamteam, das die Comicindustrie retten könnte. Wenn die Leute ein Produkt produzieren würden, dass ausreichend Leute anspricht, dann... schon gut, ich hör' ja schon auf.

  • Steven Grant ist ja dafür bekannt, dass er in seiner Permanen Damage-Kolumne auf Comic Book Resources immer ein bis zwei Absätze seiner Meinung zur US-Politik widmet. Diese Woche findet sich da ein besonders ausführlicher und besonders emotionaler Text in dem Mr. Grant seine Sorgen zum Ausdruck bringt, dass die angedachte Verschiebung der US-Präsidentschaftswahl im Falle eines Terroranschlags oder eines begründeten Terrorverdachts von der Bush-Regierung genutzt werden könnte um die Wahlen auf unbestimmte Zeit, oder bis die Umfragewerte günstig sind, zu verschieben.

    Ich sehe das nicht ganz so schwarz wie Mr. Grant, muss gestehen, dass ich nicht wollte das die Wahl stattfindet wenn nach einem Terroranschlag wieder ein "rally around the president" stattfindet und Bushs Umfragewerte auf 80% anschnellen und glaube nicht das die Bush Regierung so weit gehen würde. Allerdings habe ich der Bush-Regierung auch geglaubt, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gebe und zudem hat die Bush-Administration einen Track Record für das Abschaffen oder bis-zur-Sollbruchstelle-biegen von bestimmten Rechten und Freiheiten und dazu einen ganzen Sack an Dingen die ich ihr so nicht zugetraut hätte (etwa das man ein Minimalkontigent an Wissenschaftlern zur Welt-AIDS-Konferenz schickt, weil die bösen, bösen Moralverderber da doch eiskalt Kondome statt Enthaltsamkeit als wirksamen Schutz vor Geschlechtskrankheiten anpreisen).

    Auf jeden Fall macht Mr. Grant hier interessante Statements zur Rechtssicherheit in den USA, dem Terrorwarnsystem von Tom Ridges Office for Homeland Security, den Wahlen an sich und warum man jetzt gegen diese Planungen vorgehen sollte. Je nachdem wie man zur Bush-Regierung steht ist es entweder schockierend, dass inzwischen wirklich befürchtet wird, dass die USA zur Bananenrepublik verkommen oder aber es ist einfach nur ein Zeichen für die Paranoia der politischen Linken. So oder so, die Ausführungen sind lesenswert... und wenn auch nur um die Argumente zu widerlegen.

  • Und zum Abschluß mal wieder etwas das nichts mit Comics zu tun hat: via Polite Dissent kommt dieser Link zum Tödliche Krankheiten Trading Card Game der Kids-Sektion des Center for Disease Control (CDC). Ja, warum sollten die lieben Kleinen ihr Geld für Karten mit lahmen Balltretern oder müden Schlägerschwingern verschwenden wenn sie hier richtige Vorbilder bewundern können, die unermüdlichen Viren und Bazillen. Echte Helden wie Anthrax, die Hühnergrippe, Hepatitis B oder die Meningitis. Coming Soon: das ganze als Quartett, da kann man sich auf dem Schulhof dann auf Dialoge wie: "Ebola. Inkubationszeit: eine Woche. Sticht", oder "Todesopfer... oooh, die Beulenpest... na kommt, her mit den Karten."

    Und das neue Blogger-System ist auch eine Krankheit...

    In diesem Sinne: Gesundheit.

    posted by Björn um 21:44 | Permalink


  • 14.07.2004

    John Kerry ist Spider-Man
    (Comics als politische Metapher)

    [via ihr wisst schon wem]

    Wir befinden uns entweder in einer Phase in der Superheldencomics so aufgewertet werden, dass sie genug Tiefe besitzen um als politische Parabeln fungieren zu dürfen, oder aber die amerikanische Politik ist so weit abgeflacht und auf Gut-Böse-Ideologie reduziert, dass man Superheldencomics heranziehen muss um valide Vergleiche anzustellen. You be the judge. Auf jeden Fall erkennt das amerikanische Onlinemagazin Democratic Underground (das für die Demokratische Partei polemisiert, wie der Name schon andeutet) dass George W. Bush Batman und John F. Kerry Spider-Man sei.

    Äh... ja. Selbst wenn Diskrepanzen in der Ausführung mal außer Acht gelassen werden (etwa, dass Bush wie Bruce Wayne in eine reiche Familie geboren wurde... das trifft aber auch auf John Kerry zu) dann stellen sich da echte Probleme ein. Also, John Kerry ist Spider-Man? Und John Kerry tritt zeitgleich als Gaststar in Sword of Dracula auf? Darf Image dann damit werben, dass man hier einen Spider-Man Gastauftritt hat? Und ist Spider-Man nicht schon die USA als Ganzes? Bedeutet das nicht, dass George W. Bush auch Spider-Man und somit John Kerry ist? Naja, war ja eh klar, dass es keinen großen Unterschied in der Politik macht wer nun zum Präsidenten gewählt wird. John Jackson oder Jack Johnson.

    Aber die Probleme gehen weiter. Laut diesem Spiegel-Cover ist George W. Bush eigentlich John J. Rambo, wohingegen Colin Powell Batman ist. Ja, wie denn nun? Und ist nicht das Gerücht, dass George W. Bush in Wirklichkeit die Bauchrednerpuppe von Dick Cheney sei? Also quasi Scarface? Das ist doch ein Gegner von Batman. Selbst wenn wir akzeptieren, dass der Georgebushwocky Batman ist, wie weit geht die Metapher dann? Ist Dick Cheney dann Lucius Fox und Halliburton Waynecorp? Ist Waynecorp im Öl- und Aufbaugeschäft? Bush persönlicher Spin Doktor Karl Rove hat den Spitznamen "Boy Wonder", der muss also Robin sein. Aber Robin ist doch jetzt ein Mädchen. Dann wäre das also Condoleeza Rice, n'est-ce pas? Phh...

    Das gilt natürlich auch für Spider-Man. Ist dann der erzkonservative Rupert Murdoch John Kerrys J. Jonah Jameson und FOX News das televisionäre Equivalent zum Daily Bugle? Und sein Running Mate John Edwards ist ja bekanntlich ein junger, erfolgreicher Anwalt gewesen... so wie Matt Murdock. Heißt das, dass das demokratische Ticket dieses Wahljahr aus "Spider-Man/Daredevil" besteht? Und Ralph Nader? Der ist ja ein Grüner. Also der Hulk, der unkontrolliert in den Wahlkampf schlägt und Kollateralschäden der demokratischen Partei riskiert? Nader smash!

    Wie kann eigentlich Batman gegen Spider-Man antreten? Arnold Schwarzenegger darf nicht Präsident werden weil er nicht aus Amerika kommt. Batman und Spider-Man kommen nichtmal aus dem selben Universum, wie geht denn das bitte schön? Hey, Scalia und der oberste Gerichtshof... schlaft ihr? Batman könnte höchstens gegen antreten. Wobei... halt... da stellte sich doch mal die Frage Bush oder Magneto. Wen würdet ihr wählen?. Aber wenn Bush Batman ist, dann ist er doch wieder im ganz falschen Universum... außer er ist Spider-Man. Ah, stimmt. Haben wir ja oben schon festgestellt dass Bush/Batman und Kerry/Spiderman eine einzige Person sind (und da hat man mir das Batman/Spider-Man Ding damals als Crossover angedreht. Dreistigkeit!).

    Und wer ist Tony Blair? Nun, der Mann ist eindeutig der Joker. Ja, Batman und der Joker arbeiten zusammen. Klingt verwegen? Beweise gefällig? Na schön: Original und Fälschung (Gary "the Smiler" Callahan aus "Transmet" wird als Scherz auch noch akzeptiert).

    Oh mein Gott, ist das alles kompliziert. Wer soll denn da noch durchsteigen? Ich glaube ich gebe im November meine Stimme Richard Nixons Kopf im Glas, da weiss ich wenigstens was ich bekomme.

    posted by Björn um 22:41 | Permalink


    Sondermann aus Sossenheim
    (Bernd Pfarr und Chlodwig Poth)
    Wenn der "Titanic" das Witzemachen vergeht, dann muss sich schon was wirklich tragisches ereignet haben. Und tragisch kann man das sicherlich nennen, wenn innerhalb von drei Tagen zwei Cartoonisten sterben, die nicht nur zum Stammpersonal der "Titanic" gehörten, sondern auch über die kleine Leserschaft des Satiremagazins hinaus be- und anerkannt waren. Nun findet man also im Newsticker auf www.titanic-magazin.de anstelle der täglichen bissigen Kommentare zum Weltgeschehen eine große weiße Fläche und darunter viele Links zu zahlreichen Nachrufen auf Bernd Pfarr (+ 06.07.04) und Chlodwig Poth (+ 08.07.04) in der deutschen Presse. Allein an deren Menge ist abzulesen, was für eine wichtige Rolle diese beiden in der deutschen Cartoonlandschaft gespielt haben. Beide entwickelten einen jeweils eigenen, unverkennbaren Zeichen- und auch Humorstil, der sich oft nicht auf Anhieb erschloss und beim Betrachter vor dem Lachen manchmal erst Befremden auslöste.

    Anstelle großer Trauerreden hier ein paar Poth-und-Pfarr-Links:
    bernd-pfarr.de
    Sondermann-Kostproben bei akdal.de
    Das Titanic-Archiv mit zahlreichen Sondermann-Cartoons
    chlodwigpoth.de
    webhassblatt.de, die Poth-Galerie
    gesammelte Nachrufe im Comicforum

    Bernd Pfarr erhält übrigens eine ungewöhnliche posthume Ehrung: der Comic-Publikumspreis, der auf der Frankfurter Buchmesse 2004 erstmals vergeben wird, wird den Namen "Sondermann" tragen. Auf jeden Fall eine schöne Idee, wenn auch eher zufällig entstanden (die Namenssuche im Comicforum fand gerade statt, als Pfarrs Tod vermeldet wurde). Ob der Name allerdings zu den Preisträgern passen wird, bleibt abzuwarten, denn das Abseitige, Schräge und Absurde, für das Sondermann steht, wird man bei einem Publikumspreis vermutlich kaum finden.

    posted by Thomas um 11:50 | Permalink


    Kino Royale: THWIP!
    (Spider-Man Part Deux)

    Anders als am Freitag werde ich hier über den Film selber sprechen. Dabei soll das hier keineswegs ein Review werden, das wird man sicher in relativ naher Zukunft in der Comic Movie Database nachlesen (ein Special gibt es hier schonmal. Wer sich die CMDb bisher noch nicht angeschaut hatte, der sollte das jetzt tun... das ist zu einem Großteil Fritz' Baby, also Kudos an ihn), sondern einfach nur eine lose Blattsammlung an Ideen, Gedanken, Bits and Pieces die ich zu "Spidey 2" habe. Aber in aller Kürze und ohne X-Men 2 gesehen zu haben, einer der besten Superheldenfilme die ich bisher gesehen habe. Auf jeden Fall das Geld wert, da bekommt man mehr für sein Geld als nur Action, auch wenn nicht alles Gold ist das glänzt. Aber das ist es ja nie.

    Damit das nicht untergeht, auch wer den Film noch nicht gesehen hat und darum hier aufhört zu lesen, sollte sich diese echt tolle Superman Story aus edm Jahre 1976 (Who Took the Super out of Superman?) nicht entgehen lassen. Und das man die Story gelesen haben sollte meine ich ernst. Echt gezz.

    Achja und wer es noch nicht geahnt hat, hier drohen

    SPOILER

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  • Der ganze Film hat meine Meinung zu den Computereffekten bestätigt. Sobald Menschen am Computer erstellt wurden erkennt man das auf den ersten Blick. Mein Problem ist, dass es mich immer für ein paar Sekunden aus dem Film rausreißt, weil es zu künstlich wirkt. Wie in Matrix 2 und 3. Und leider ist es nicht nur der schwingende Spinnenmann der hier am Computer erstellt wurde, sondern es sind auch immer wieder Kampfszenen die aus dem Rechner kommen. Wenn sich CGI-Ockie und CGI-Spidey beim vom Hochhaus fallen prügeln, dann erzeugt das bei mir nicht diesen "Aaaaah, wow."-Effekt, sondern eher ein "Oh... nett." In der Hinsicht ist weniger oft mehr. Vorallem wenn man Dr. Octopus oder Spider-Man ohne Maske am Rechner erstellt. Sobald das Gesicht zu sehen ist wird richtig bewusst, dass eine Szene aus dem Rechner kommt. So nett die Computereffekte auch sind, wenn es um ganze Szenen geht kann noch kein Computereffekt mit einem echten Menschen mithalten.


  • Dafür hat der Film einiges in Sachen Akteuren zu bieten. Okay, Tobey Maguire beherrscht essentiell nur zwei Gesichtsausdrücke (traurig und "Hrrrnggghhh!"), aber der eine davon reicht aus um die Grundtraurigkeit zu transportieren die Parker den ganzen Film durch spürt. Dafür liefert Rosemary Harris als Tante May wieder eine sehr schöne Leistung ab (weniger in ihrem Peptalk an Peter, dass die Welt einen Spider-Man braucht als eher als sie Peter zwingt ihr Geburtstagsgeschenk anzunehmen, damit sie sich nicht wie eine hiflose, alte Frau fühlen muss) und Mr. Molina als Dr. Octopus gefällt mir sehr. Gerade dadurch, dass der beeindruckend kräftige Schauspieler am Anfang einen sehr höflichen, sehr sanftmütigen und dabei sehr überzeugenden Otto Octavius gibt wirkt er als Schurke um so bedrohlicher und tragischer. Ohnehin, der tragische Dr. Octopus gefällt mir besser als Willem Dafoe (mit Kurzauftritt in diesem Film) als Green Goblin. Tragik kommt immer netter als simpler Wahnsinn. Leider hat der gute Doktor nur extrem wenig Screentime. Wie schon in Teil 1 ist allerdings J.K. Simmons als J. Jonah Jameson der Oberhammer. Ich hatte vor dem ersten Film nicht geglaubt, dass man J. Jonah Jameson, der grummelig-gestressten "Spider-Man: Gefahr?"-Verleger überzeugend auf die Leinwand bringen könnte. Dafür wirkte er mir, obwohl er immer mein Lieblingscharakter in den Spider-Man Comics war, einfach zu überzogen. Und was machen die Drehbuchautoren, sie legen nochmal eine Schippe drauf und Simmon bringt das treffsicher ins Ziel. Die Szenen mit JJJ sind die kleinen Highlights des Films, da sitzt jeder Spruch und die Leute, selbst die, die ihn nicht aus den Comics kennen, lieben ihn. Ruhig noch mehr davon in Teil 3.


  • Wie fast immer wenn Sam Raimi arbeitet darf natürlich auch sein kleiner Bruder Ted (Joxer aus "Hercules" und "Xena") auftauchen und es gibt einen kleinen Cameo von Bruce Campbell (der durch die Perspektive wirkt als sei er drei Meter groß), womit der Film schon gewonnen hatte. Wie kommt es eigentlich, dass der Mann bei Comic- und Computerspiel-Freunden ein so hohes ansehen genießt? Der Arzt der Peter Parker sagt, dass er eine mentale Blockade hat ist übrigens John Landis, Regisseur solcher Klassiker wie "Blues Brothers" und "An American Werewolf in London". Und natürlich, wie immer wenn Sam Raimi einen Film dreht, muss sein 1973er Oldsmobile 88 in den Film und parkt vor Mays Einfahrt.


  • Marvel ist auch vertreten. Stan Lee darf, wenn ich das richtig gesehen habe, in einem ein paar Sekunden Cameo mal ein Leben retten, statt fast vom Bus erwischt zu werden (wie in "Daredevil"). Und Peter Parkers unangenehmer Vermieter heißt "Ditkovich". Hmmm. Nach Mr. "Quejada" in "Daredevil" schon die zweite Marvelgröße die ihren Namen einem Fiesnick leihen darf.


  • Von Franklin Harris kommt dieser Link zur Tech Central Station, wo man offenbar die Süddeutsche liest (siehe: "Does Whatever A Spider Can" vom Freitag). Auch hier interpretiert man nämlich den Film als Parabel auf den "Krieg gegen den Terror":

    It is a lonely position, of course, and one that we Americans did not explicitly choose, but this film suggests that we are much like Peter Parker in the greatness of the gifts we have been given. The conclusion, then, is inescapable: If we deny what is best in us, tragedy will surely ensue.

    Ja, da sind schon einige Star Spangled Banners an den Hochhäuser, den kleinen Häuser in den Vororten und auf den Gräbern auf dem Friedhof. Aber ich finde es immer noch ein wenig hochgegriffen aus Spider-Man eine Parabel für die US-amerikanische Politik machen zu wollen. "Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung", ist ein tolles Motto für einen Superhelden. Aber für die echte Welt ist es doch ein wenig simpel. Dann wiederum gilt da nicht selten der Slogan "Might makes right", insofern...


  • Im Vorspann wird die Story des ersten Spider-Man Teils nochmal erzählt. In Bildern die gezeichnet wurden von Alex Ross. Was von den Leuten die neben mir saßen zu der Frage führte: "Sind die Spider-Man Comics auch so gezeichnet?" - "Nope." - "Schade, sonst hätte ich jetzt wirklich mal darüber nachgedacht mir mal sowas zuzulegen." Aus einem Einzelfall einen Präzedenzfall zu stricken ist unwissenschaftlich, ich mache es trotzdem mal. Wie die meisten teile ich die Ambivalenz gegenüber dem Stil von Alex Ross. Keine echten Gemälde, aber auch zu statisch um wirklich gute Action rüberzubringen. Der Stil wirkte für mich an vielen Stellen in "Kingdome Come", aber die Massenkeilereien... naja. Allerdings, für Nicht-Comicleser scheint Ross' Artwork durchaus ansprechend zu sein. Comics sind halt doch ein visuelles Medium... und da kann Tim Sale die Seiten noch so toll aufteilen, da kann Frank Miller noch soviel Dramatik in seine Panels legen, da können die Zeichnungen von Eduardo Risso noch so dynamisch wirken, für Menschen die sich zum ersten Mal mit sowas beschäftigen sind Zeichnungen wie die von Ross oder die Effektorgien von Joe Madureira ansprechender. Die geben einfach das Gefühl, dass man mehr bekommt für sein Geld. Insofern hat Erik Larsen wohl Recht, wenn er als neue Image-Maxime ausgibt, dass es in erster Linie darauf ankommt, dass die Hefte gut aussehen, weil es das ist was die Kunden zuerst bemerken. Tchk.


  • Nach dem Film sind die begründeten Spekulationen wieder angebracht wer denn der Bösewicht in Teil 3 sein darf. So wie ich das im Film sehe stehen der Spot, die Eule und The Bug ganz weit oben auf der Liste. Nope, seriously. Wenn das Ende nicht ganz in die Irre führt, dann wird Harry Osbourne das Erbe seines Vaters antreten... und anders als sein Vater weiß er schonmal, dass Peter Spider-Man ist und muss es nicht erst während des Films erfahren (so wie Mary Jane, Dr. Octopus, fein... Harry in diesem Teil, höchstwahrscheinlich Tante May und einer ganzen S-Bahn voller New Yorker). Damit erspart er Peter die Arbeit sich ausdenken zu müssen wie dieser Schurke seine Identität erfahren darf ohne dass es wie Vorsatz wirkt. Dr. Connors hat in diesem Teil auch eine größere Rolle gespielt, wie schon nach Spider-Man 1 darf man also überlegen ob eventuell die Echse als Gegner in Teil 3 mit von der Partie ist. Die Kombination Technik und Oscorp funktioniert ja. Für unwahrscheinlich halte ich, dass James Jameson sich in Wolfman Jack verwandelt. Ich persönlich würde ja immer noch gerne Venom als Gegner in Teil 3 sehen, aber das sind nur mein fanboyschen Träumereien. Solange man die Gegner sinnvoll einsetzt und wir nicht eine Feindesschwemme haben wie in "Batman & Robin", wo am Ende niemand mehr ordentlich ausgearbeitet ist und ganze Charaktere effektiv das Klo runtergespült werden ("Muahaha! Mich Bane! Bane dumm!Bane stark! Hulk schlagen... äh... Bane schlagen, natürlich.") kann Mr. Raimi von mir aus sogar Stegron oder das Känguruh als Gegner ranziehen.


  • Ich weiß, dass dieser Film zu einem Großteil auf "Spiderman No More" (AMS #50) basiert, aber interessanterweise haben mich die ersten zwei Drittel des Films (die wirklich gelungen den inneren Kampf darstellen ob Mr. Parker nun Peter oder Spider-Man ist) nicht daran, sondern an eine alte Supermanstory erinnert, die ich anno tobak mal bei meinem Onkel in Form eines ehapa-Taschenbuchs gefunden habe und die dank der Grenzenlosigkeit des Internetzes hier zu finden es. Die Story von den ganz großen Meistern der Superman-Comics Curt Swan und Eliot S! Maggit heißt "Who Took the Super out of Superman".

    Dabei geht es darum, dass Superman eines Tages feststellt, dass er seine Superkräfte nur noch hat wenn er seinen Superman-Suit trägt, aber nicht wenn er als Clark Kent unterwegs ist. Die Auflösung ist Comic-Standard, aber bis dahin machen Swan und Maggit einige verdammt coole Dinge mit Kent/Superman, die es so bis dato noch nicht gegeben hatte und an die mich Parkers Leidensweg ein wenig erinnert. Immerhin, 1976 war Clark Kent noch der liebenswerte Schussel von nebenan, weltfremd, jungfräulich (vermutlich), schüchtern, feige und tolpatschig, nicht die selbstbewusste Version die es seit den 1980ern gibt. All das ist er um zu verbergen, dass er eigentlich Superman ist. Und nun, da er sich entscheiden muss ob die Welt wirklich ein Recht auf 24 Studen Superman am Tag hat (sie kam doch auch vorher zurecht) oder ob er jetzt mehr Wert darauf legen muss sein Leben als Clark Kent zu leben. Immerhin, bisher war Clark Kent nicht mehr als ein verkleideter Superman, auf einmal ist Clark Kent ein Mensch.

    Kent entscheidet sich, dass die Welt auch mal ein paar Tage ohne Superman auskommen kann und lässt das Kostüm im Schrank. Und sogar noch mehr als Peter Parker tut ihm diese Entscheidung gut, sie befreit ihn. In gewisser Hinsicht war die Funktion als Superman etwas, dass sein Privatleben einschränkte, Kent hielt sich über die Maßen zurück, ließ niemanden an sich heran und war, wie Parker, oft unzuverlässig. Jetzt, da er als Clark Kent nicht mehr verbergen muss, dass er Superman ist (was er schockiert feststellt als sich der Mann aus Stahl an einem Zimmerkaktus sticht und zu bluten anfängt) kann er endlich Leben. Er hat Steve Lombard (sowas wie der "Gustav Gans" der alten Superman-Serie) endlich eine rein, macht seinen Chef Morgan Edge rund, der ihn unhöflich behandelte, wird zu einem echten Action-Journalisten der auch ohne Superkräfte einen Terrorplan vereitelt und nebenbei legt er Lois Lane flach (okay, vielleicht küssen sie sich nur vor dem Fernseher, aber -hey- Kent geht hier auf's Ganze). Sein Privatleben verbessert sich als er die Rolle als Superheld aufgeben kann.

    Schwierig an der Sache ist nur, dass er Schuldgefühle hat. Jedes Mal wenn er einen Polizeieinsatz oder eine kleine Katastrophe sieht und nicht eingreift fühlt er sich schuldig. Der Moment, den Peter Parker hat als er sieht wie die zwei Kerle einen Typen ausrauben und vermöbeln und als er erfährt, dass in dem Haus aus dem er gerade noch ein Kind retten konnte zeitgleich jemand verbrannt ist, manifestiert sich bei Superman in einem Traum den ich damals als kleiner Junge extrem verstörend fand und den ich auch heute noch ziemlich beeindruckend finde. Kent und Lois Lane gehen durch die Stadt und sehen wie ein Mann überfahren wird, ein Segelflugzeug auf ein Kind mit Drachen stürzt, ein Mann kniet vor Kent und reißt dessen Hemd auf mit der Bitte, dass Superman ihm helfen solle, dann wird er erschossen. All das kommentiert Clark in seinem Traum mit Worten wie: "Ich frage mich ob es regnet.", "Kein Grund mir das Hemd zu zereissen, dass hat 35 Dollar gekostet." oder "Was sagst du, Lois, gehen wir was essen?"

    Zuletzt bermerkt Clark, dass er eine Verpflichtung hat Superman zu sein und das Superman ein Recht hat Clark zu sein, mit Menschen zu interagieren und auch mal keine Verantwortung zu tragen. Keine der beiden Seiten kann ohne die andere funktionieren. So wie Parker/Spidey in Spider-Man 2. Das ist heute nicht mehr revolutionär, aber für 1976 war das eine ziemlich beeindruckende Superman-Geschichte (bei dem die Kent-Elemente damals viel unwichtiger waren als die Parker-Elemente bei Spider-Man) und irgendwie hat mich das Mitteldrittel des Films wirklich daran erinnert.


  • Tim bei The Hurting macht sich Gedanken, dass Spider-Man extrem wortkarg ist im Film. Das ist etwas was mich auch am ersten Film schon ein wenig störte, es gibt zwei, vielleicht drei Szenen in denen Spider-Man sein loses Mundwerk gezeigt und herumgewitzelt hat. "Hier dein Wechselgeld", wenn er Doc Ock einen Geldsack an die Birne schleudern will und "Immer schön den Spinat essen", nachdem ein paar Kinder gesehen haben wie Peter Parker über ein Auto springt und ihn fragen wie er das gemacht habe. Ansonsten ist Pete eher der schweigsame Typ. Was in gewisser Hinsicht zum Film passt, Pete ist unsicher wer er ist, ob er Spider-Man sein will, Spider-Man zerstört viele Teile seines Lebens (etwas das der Film sehr gut rüberbringt)... aber in den Comics die ich zuerst gelesen habe (ein paar Hefte aus den 70ern, darunter "Superman gegen Super-Spider" und die ersten Erik Larsen-Spider-Mans die bei Condor erschienen) nutzte Parker die Gelegenheit als Spider-Man ein wenig Dampf abzulassen, seine Gegner zu verhöhnen und zu scherzen, selbst wenn oder gerade weil sein Privatleben gerade wieder mal zu zerbrechen droht.

    Dann kam der Mark Bagley/J.M. DeMattheis-Run und das war der Moment als ich effektiv das Interesse an Spider-Man verlor. Spider-Man und Parker wurden sowas wie Batman im rotblauen Dress. Dunkel, wütend. Parker weinte jede Aussage, schlug seine Gegner krankenhausreif, scherzte nicht mehr sondern zog sich wie Batman auf Wasserspeier zurück um sich zu bemitleiden und mit Beginn der Klonsaga wurde es noch schlimmer... das war sicher gut gemacht, das war aber nicht der Spider-Man den ich mochte. So schlimm ist der Film Spider-Man nicht, aber wo die Dinge am Ende von Spider-Man 2 endlich besser aussehen wäre es nett wenn Spider-Man am Anfang des dritten Films ein bisschen mehr Spaß an seiner Arbeit als Spider-Man zeigen würde.


  • In einer nicht wirklich zur Story beitragenden Szene (aber vielleicht wird erst im dritten Teil deutlich was die Szene bedeutet) bietet die Tochter von Peters Vermieter, gespielt von Mageina Tovah Peter ein Stück Kuchen an und er sagt: "Ja." Nein, Parker, nein. Dem Kind kannst du doch nichts wegessen. Ihr was zu essen mitbringen, die Pizzas aus den ersten paar Minuten vielleicht, das würde gehen. Klar, der Scherz am Anfang des Filmes ist, dass Mr. Ditkovich sagt: "Wenn Versprechen Plätzchen wären, dann wäre meine Tochter fett", aber... bezahlt der Dame doch um Himmels Willen genug Gage damit sie sich mal was anständiges zu essen leisten kann.
  • Wie gesagt, eine Sammlung an Gedanken... wer mitdenken, gegendenken, querdenken will kann das wie immer gerne in der Casa dè Comments tun.

    posted by Björn um 10:58 | Permalink


    12.07.2004

    Best Reason Ever
    (Laugh of the Day)

    [Via Fanboy Rampage]

    "Once you finish reading it, it makes a comfortable pillow. In the dark, the smooth matte finish on the cover is so pleasant; it can almost be mistaken for human skin, thus providing a suitable substitute for human contact with a mate so many comic book aficionados are denied."

    Begründung von Azad warum man sich seinen Comic "A Very Sammy Day" zulegen sollte.

    Ich denke, ich werde mir gleich mal einen Harem davon zulegen. Hoffentlich vertragen die sich mit "The Art of Greg Horn"...

    posted by Björn um 22:03 | Permalink


    11.07.2004

    Does Whatever a Spider Can
    (Gedanken zu Spider-Man 2)

    Anmerkung zur Überschrift: weniger Gedanken zu "Spider-Man 2" selber (da ich erst Dienstag dazu kommen werden den alten Netzkopf im Kino zu sehen) als eher ein paar Gedanken zur öffentlichen Wahrnehmung des Films und des allgemeinen Drumherums.

    Ich muss gestehen, dass ich mich auf "Spider-Man 2" freue, wenn auch eher auf eine dumpfe, hellboymäßige Sommerkinoart. Ich mochte den ersten Film, fand allerdings, dass er einige Schwächen von "X-Men"geteilt hat. Namentlich, irgendwie passierte relativ wenig, dafür dass der Film normale Länge hatte... dann wiederum muss man im ersten Film die Origin unterbringen und Charaktere einführen und, und, und... insofern gehe ich einfach mal davon aus, dass dieser Film schneller wird. Darum geht es doch bei einem Superheldenfilm wie Spider-Man, oder? Ein paar "Hardluck Hero"-Szenen und viel Rumgeschwinge, Netzgeschleuder und Schurken verspotten und verhauen. Oh, ja... und natürlich J. Jonah Jameson (alleine für mehr Jameson-Szenen würde ich in den Film gehen. Die JJJ-Szenen im ersten Film waren für mich die echten Highlights).

    Die Süddeutsche Zeitung hat liest in den Film allerdings etwas ganz anderes hinein:

    Der Ruf der Polizeisirenen in Manhattan klingt am Ende nicht anders als der Ruf von Bombendetonationen und Kalaschnikows auf der ganzen Welt. Krieg, Unruhe, Diktatur: Sirenengesänge in den Ohren Amerikas. Da muss man hin, muss mit, muss alles stehen und liegen lassen, muss Verbrecher bestrafen und Unschuldige retten, neben und über dem Gesetz. Weil einer den Job eben machen muss. Auch dann, wenn der Preis zu hoch erscheint, wenn selbst die engsten Vertrauten nur noch den Kopf schütteln. "Go get them, Tiger!" Auf keinen Satz der Weltgemeinschaft wartet Amerika schon länger, sehnsüchtiger und vergeblicher.

    "Spider-Man 2", das ist am Ende auch die Geschichte einer Supermacht, die alles hinschmeißen könnte. Wenn sie nicht endlich, endlich geliebt wird.


    Phuuu... das ist wirklich starker Tobak den die SZ da reininterpretiert. Nunja. Derweil macht sich Kirsten Dunst in der Daily Camera Gedddanken über die Zukunft des Franchises:

    She hasn't heard what the plot of the third will be, but she has some ideas of her own: "It would actually be really interesting if Spider-Man died, I think," she says. "I think that if Mary Jane was alone and pregnant and he dies, she could give birth to a Spider-Baby and carry on the series with another young boy.

    "I hope she doesn't die in the third. I just think that's kind of an obvious way to go: 'Oh, we have to end it, so let's just kill her.'"


    Ja, Kirsten... das klingt... äh... toll. Spider-Man sterben lassen. Ein Spider-Baby... wow... und... äh... wie wäre es denn mit einem kleinen, schwebenden, magischen Gnom aus der fünften Dimension der ganz großer Spider-Man Fan ist und sich deshalb auch ein niedliches, kleines Spider-Man Kostüm zugelegt hat und überall für Chaos und lustige Verwirrung sorgt. Und ein Spider-Dog... jaaaa... Arachno, der Spider-Hund. Das klingt doch toll. Nein, ernsthaft, gute Idee Kirsten. Ruf uns nicht an, wir rufen dich an. Gut dass Bill Jemas nicht mehr in der Position ist diese Idee im Comic umsetzen zu lassen.

    Das schöne an diesem Film ist ja, wie positiv er im Vorfeld schon aufgenommen wird. Die Presse steht Kopf. SPIEGEL, F.A.Z., die oben genannte Süddeutsche, Frankfurter Rundschau, die Musiksender... jeder hat mindestens einen Bericht der irgendwie mit Spider-Man, den Darstellern, dem Soundtrack oder dem Videospiel zu tun hat. Daran merkt man dieses Jahr, dass Sommer ist. Nicht etwa am Wetter, dass eher die Frage zulässt warum diesen Herbst die Blätter nicht bunt werden, sondern daran, dass die Sommerkino-Blockbuster-Saison offiziell eröffnet ist. Den Vogel abgeschossen hat wieder mal RTL "Punkt 12". Da schickte man seine investigativsten Journalisten los um mal herauszufinden welcher der Darsteller oder Gäste bei der Premierenfeier vielleicht an Arachnophobie leiden könnte und platzierte darum -itsy bits spider- eine kleine Plastikspinne auf dem Mikrophon. Nein, wie originell. Wie war das noch in "Simpsons: Kampf dem Ehekrieg" bei ähnlicher Gelegenheit: "Sie sind der geistreichste Scherzbold der Saison, Homer."

    Was mir seit dem Trailer zu denken gibt sind die CGIs. Da bin ich wirklich in und her gerissen... einerseits hat Spidey Beweglichkeit etwas sehr inhumanes an sich, diese Verrenkungen wären ohne Computer nicht machbar. Und die Szenen in denen er sich durch die Stadt schwingt... huiiii... aber da man so klar sieht, dass das ein Computernetzschwinger ist, wie wird man in ein paar Jahren darüber denken. Dann wird sich nämlich zeigen ob die Filme inhaltlich, vom Herzen her, überzeugen können. In einer Diskussion zu dem Thema wurde eingeworfen, dass Ray Harryhausens Effekte inzwischen auch altbacken wirken, aber gerade das den Reiz von Filmen wie "Sindbads siebte Reise" ausmache. Dem widerspreche ich. Ein Computereffekt ist, meiner Ansicht nach, nicht vergleichbar mit Harryhausens Stop-Motion Figuren. Der Detailreichtum und die Vorstellung, wie man diese Figur für alle paar Frames von Hand hat bewegen müssen und wie sie dann in den Film kopiert wurden... das hat Charme. Außerdem passt der leicht trashige Hauch der Effekte auch zu dem leicht trashigen Hauch den fast alle Filme hatten in denen sie eingesetzt wurden (und das meine ich mit dem größtmöglichen Respekt als Freund von Filmen wie "Sindbad" oder "Jason und die Argonauten"). Aber Spider-Man ist, obwohl von Sam "Army of Darkness" Raimi (der den Stop-Motion-Figuren Harryhausens in eben jenem Film auch Tribut zollt), ist nicht trashig und soll es nicht sein. In wenigen Jahren werden diese Effekte mehr oder minder lächerlich wirken und dann wird sich wirklich zeigen, wie gut der Film hinter den Effekten ist.

    Wobei das nur für Szenen gilt in denen der Vollkörper-CGI-Spider-Man (Bindestrich-a-palooza) herumhüpft. CGI-Effekte wie die Tentakel vom ollen Tintenfischdoktor machen wirklich was her und sehen richtig klasse aus. Aber in dem Moment in dem die CGIs die Oberhand gewinnen schüttelt's mich immer. Aus dem Grund fand ich auch "Computer-Legolas-hampelt-am-Olifanten-rum" in "Rückkehr des Königs" und den gesamten Schlußkampf in "Matrix: Revolutions" eher schwach (okay, "Matrix: Revolutions" war ingesamt ein richtig grottiger Film... blödes Effektgewichse). Auch das, nur so als Gedanke.

    Auf den Film freue ich mich, nur um das nicht falsch rüberkommen zu lassen, trotzdem. Go, web, go!

    posted by Björn um 19:43 | Permalink


    10.07.2004

    Once again: Blast from the Past
    (Top Cow)

    In actual news: die Anzahl an Personen die ihren Kalender falsch gestellt haben oder von dem Macarena-File beim anm.radio in terminarische Verwirrung gestürtzt wurden nimmt zu. Auch die guten Männer und Frauen von Top Cow Productions glauben, dass es Mitte der Neunziger ist und veröffentlichen einen Comic mit Pitts großem Bruder und Roxy "Freefall" Spaulding aus Gen 13.

    Was?
    Aaah... achso... das ist ein neuer Comic namens Humankind und das ist auch nicht Roxy Spaulding sondern Aria Sorrow? Na, dann bin ich ja beruhigt.

    posted by Björn um 13:49 | Permalink


    09.07.2004

    Friday I'm In Love
    (Link-O-Rama)

    Da das Wochenende vor der Tür steht ist das ein idealer Zeitpunkt um mal wieder ein bisschen sinnhaftes Linkblogging zu betreiben und ein paar neue und nicht mehr ganz so neue Links unter das Volk zu bringen:


    • Wer es noch nicht gemerkt hat The Hurting ist wieder da. Nach einer eher seltsamen Woche in der das Blog von angefressenen Milchshakes, Comickatern oder kleinen Meerjungfrauen übernommen wurde, lohnt es sich diese Woche, sich einen großen Pott Kaffee zu greifen und den Lesesessel vor den Bildschirm zu schieben, denn Tim O'Neil läuft auf vollen Touren. Man muss ihm nicht in allem zustimmen, aber seine ellenlangen, sehr gut ausgearbeiteten Posts zu den Themen Captain America, Chuck Austen, Continuity, mehr Captain America und seine Liebeserklärung an Mark Gruenwalds "Quasar" sind vollgepackt mit interessanten Ideen und Punkten zum weiterdiskutieren. Also los, auf den Link klicken und lesen, ich warte solange hier...


    • Ein 'must read' ist auch das achtseitige Interview mit Grant Morrison das man bei Pop Image finden kann. Wie bei allem was mit Grant Morrison zu tun hat gilt die Devise: nichts was ich dazu sagen könnte käme der echten Erfahrung nahe, also verweise ich nur nachdrücklich auf den Link. Das einzige das mir nach dem Interview durch den Kopf ging: wenn ein Mann aus der Comicszene mal Sektenguru wird, dann Mr. Morrison. Besser kein Kool-Aid trinken wer er mal eine Freirunde gibt...


    • Die andere Person der ich die Gründung einer Sekte zutrauen würde ist Warren Ellis, allerdings aus anderen Gründen als bei Grant Morrison. Allerdings scheint Mr. Ellis nicht nur in Bezug auf seine Comic einiges an Schneid verloren zu haben, auch der zweite Teil seiner neuen Einjahreskolumne Streaming dümpelt irgendwie vor sich hin. Warren erzählt von Handys, Warren lernt wie man Copy und Paste benutzt um alte Q & A Antworten zu recyclen... am ehesten für Diskussionsstoff sorgt noch seine Aussage, dass Thor kein Schwein mehr interessiert und sich besser verkauft hat als Thor ein Pferd war (und ich möchte so sehr, dass das ein Witz ist, aber einer Zunft für die eine Aussage wie: "Hey, der Punisher würde viel besser rüber kommen wenn er für Engel arbeiten würde," total rational klingt ist alles zuzutrauen). Das Problem an der Sache: kein Schwein interessiert sich für Thor. Weiteres Indiz dafür, dass diese Kolumne ähnlich viel Staub aufwirbelt wie eine Feder in einer Isolationskammer: inzwischen sind schon 9 ganze Posts im Kommentarbereich zu finden. Naja, fünfzig Versuche hat Mr. Ellis ja noch.


    • Bei Polite Dissent führt Scott das S.C.R.U.B.S.-System (Scoring Concerning the Readability/Unreadibility of Batman Storylines) ein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich seit den Tagen des Fähnlein Fieselschweif ein großer Fan von Akronymen aller Art bin, das Ding hat was für sich. Grundlegend dient es als Warnsystem vor ganz schlechten Batmangeschichten. Das ganze geht folgendermaßen: Es werden Punkte für bestimmte Mali vergeben die eine Batmanstory haben kann. Etwa 4 Punkte wenn Huntress oder Catwoman einen Gastauftritt haben, 8 Punkte für Gastauftritte vonSuperhelden die nichts mit der JLA oder dem Batman-Kontinuum zu tun haben, 5 Punkte wenn Batman mal wieder eine Urlaubsvertretung hat. Echte Profis können dann auch noch Punkte vergeben für Kategorien wie "Potentielle Geliebte wird eingeführt und stirbt" (+10) oder "Held oder Schurke kehrt von den Toten zurück" (+5). Je größer schließlich die Endpunktzahl, desto höher die Chance, dass die aktuelle Storyline Murks ist. Dürfte nur eine Frage der Zeit sein bis dieses System auch für Spider-Man, die JLA oder X-Men adaptiert wird.


    • Nach dem Kontroverschen über ihre Aussagen zur "dösigen Blogosphäre" und dazu, dass "niemand mehr etwas hören kann wenn jeder eine Stimme hat" (und die letzte Aussage war dumm, kein Zweifel. Man stelle sich mal vor sowas würde man über Politik statt über Comics sagen.) hat sich Heidi MacDonald jetzt auch der täglichen Blogosphäre angeschlossen. Ihr Weblog heißt The Beat und so schwer war das doch gar nicht. Wir wollen doch nur deine Seele...


    • Etwas ganz anderes: vor kaum zwei Monaten hat sich der Völkermord in Ruanda zum zehnten Mal gejährt und alle waren sich ganz doll einig, dass sowas nie wieder passieren kann und darf. Im Sudan wiederholt sich die Geschichte zwar nicht, aber muss es immer erst ein ausgewachsener Genozid sein ehe die Weltöffentlichkeit Kenntnis nimmt? Es lassen sich zwar vereinzelt Berichte in Zeitungen finden, aber insgesamt nimmt man immer noch sehr wenig Notiz von der ganze Misere. Der Sudan ist eines der zehn ärmsten Länder der Welt und dort spielt sich momentan eine humanitäre Katastrophe ab. Ugandische Kindersoldaten massakrieren Zivilisten und die Situation in der Flüchtlingslagern ist katastrophal. Ich werde jetzt keine Spendenlinks posten um das ganze nicht nach Bettelei oder sowas aussehen zu lassen, aber wer in nächster Zeit über eine Spende nachdenkt kann über das Deutsche Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen oder die UNICEF Geld in den Sudan schicken.


    • Und um das ganze jetzt nicht so moralingeschwängert enden zu lassen, noch etwas das nichts mit Comics zu tun hat (obwohl, wenn der Comic von Vanessa S. der Erfolg wird den wir alle prognostizieren... hust, hust... dann wird vielleicht doch noch ein Comic draus). Hier lässt sich eine wundervolle Leserrezension zur Biographie des großen, deutschen Superstars Alexander Klaws, der schon Millionen bewegt hat (aus den Geldbörsen deutscher Teenager auf die Konten der BMG und Dieter Bohlens), finden:

      Desweiteren verabeitet er in seiner Biographie, wenn auch nicht so offensitlich, aktuelle WEltpolitsche Themen wie den Irak konflikt und den 11. September. Dies alles ist in einer sehr kindlichen und naiven Sprache verfasst damit es auch für jüngere oder geistig nicht so weitentwickelte Leser/innen interessant bleibt.

      Ganz große deutschssprachige Ironie in der Tradition von Karl Kraus und Kurt Tucholsky, oder doch nur ein Beispiel für den Alexander-Fan an sich? Man sollte das Wochenende nutzen um darüber zu reflektieren.


    posted by Björn um 20:26 | Permalink


    08.07.2004

    Der Free Comic Kri-Ticker
    (Free Comic Book Day)

    Wie man schon in Björns Eintrag vom 3.7.04 (weiter unten) lesen kann, war letztes Wochenende wieder der Free Comic Book Day. Dieser findet natürlich hauptsächlich in den USA statt, aber auch alle anderen Comichändler, die ihre US-Comics via Diamond ordern, können diese kostenlosen Hefte bestellen und an ihre Kundschaft verteilen (wobei die Hefte für die Händler nicht kostenlos sind).
    Mein Stammhändler hat eine große Auswahl aus dem riesigen Sortiment, das insgesamt knapp 40 Hefte der verschiedensten Verlage umfasst, im Laden ausliegen, und einen Teil davon habe ich mir mal gekrallt und angeschaut:

    The Ballad of Sleeping Beauty #1 kommt vom mir bisher unbekannten Verlag Beckett Comics. Hier wird ein klassisches Western-Setting mit dem Märchen von Dornröschen vermischt. Der Prinz, der die schlafende Schöne erwecken soll, ist hier ein Soldat, der am Ende der #1 zum Tode verurteilt am Galgen hängt, dessen Strick aber vermutlich bald zertrennt wird, so wie man es aus "Zwei glorreiche Halunken" kennt.
    Die Story beginnt recht langsam, und die Mischung aus Western und Übernatürlichem überzeugt anfangs nicht so recht, aber am Ende des Heftes hat es einen dann doch soweit, dass man gerne weiterlesen möchte. Das Heft kommt sehr edel, vollfarbig und auf Hochglanzpapier, nur leider ohne jeden Kommentar. Als Neuleser würde man doch gerne etwas über den Verlag und seine Serien wissen, z.B. ob es sich um Ongoings oder Miniserien handelt.
    Neben der kompletten ersten Ausgabe der Serie enthält das Heft auch noch ein paar Seiten Preview zur Serie "Fade from Grace".

    Marvel verschenkt natürlich einen Spider-Man-Comic (schließlich wurde der FCBD heuer extra auf das Wochenende des Spidey-Filmstarts gelegt), und zwar Marvel Age Spider-Man #1, also die erste Nummer der Serie für Jungleser, die schon seit einigen Wochen regulär im Handel ist.
    "Marvel Age" nimmt alte (a.k.a. "klassische") Geschichten von Stan Lee und Steve Ditko und lässt sie für ein junges Publikum aufpeppen. Das heißt, es wird etwas flotter erzählt, die Zeichnungen bekommen einen vorsichtigen Manga-Touch, die Teenies im Comic tragen aktuelle Klamotten und die Mad Scientists benutzen Laptops. Im Gegensatz zu "Ultimate Spider-Man" (dessen Grundidee sich von der von "Marvel Age" nicht allzu sehr unterscheidet) geht es hier allerdings nicht mit dem Spinnenbiss und Peter Parkers ersten Schritten als Superheld los, denn das kennt die Zielgruppe ja schon aus dem ersten Film.
    Stattdessen begegnet Spidey in zwei abgeschlossenen Kurzgeschichten dem Bösewicht Vulture und ein paar lustigen Aliens, und dann passiert das völlig Unerwartete: ... äh, nein, hier passiert nichts Unerwartetes. Harmlose Superhelden-Unterhaltung, eine Serie, die erwachsene Spidey-Fans ihren Kindern in die Hand drücken können, ohne vom Nachwuchs ständig mit Continuity-Fragen gelöchert zu werden.

    Bei Oni Press gibt's zum FCBD The Adventures Of Barry Ween, Boy Genius: Secret Crisis Origin Files von Judd Winick, ein Nachdruck der #1 der Miniserie "Gorilla Warfare". Ein irrwitzig lustiger Comic (mindestens so frech wie "South Park" oder "Simpsons", aber viel besser gezeichnet), der richtig Lust auf mehr "Barry Ween" macht. Auf jeden Fall das Highlight meines FCBD-Päckchens!

    Während einige Verlage (wie die oben erwähnten) vollständige Ausgaben von einzelnen Heften als "Free Comic" drucken, setzen andere mehr auf die Sampler-Methode: also kurze Ausschnitte aus verschiedenen Comics, um das Verlagsprogramm in seiner ganzen Bandbreite vorstellen zu können.
    Zum Beispiel der IDW Sampler: das Heft enthält Auszüge aus dem Horror-Hit "30 Days of Night" sowie aus Lizenzcomics zu den TV-Serien "CSI", "The Shield" und "24". Zu allen vieren gibt es einen kurzen Einleitungstext und ausführliche Infos zu Erscheinungsform (Heft, Prestige, Paperback) und Preis - sehr lobenswert! "30 Days of Night" kenne ich schon, die übrigen Previews konnten mich nicht vom Hocker reißen, auch deshalb, weil die Zeichnungen, die sich stark an die realen Vorbilder aus dem Fernsehen anlehnen, arg statisch aussehen (Ausnahme: in "CSI" gibt es coole Flashback-Szenen von Ashley Wood). Und die Idee, dass in "24" jeweils zwei Comicseiten einer Stunde entsprechen, ist nicht nur hanebüchen und einengend, sondern ist meiner Meinung nach auch völlig konträr zum eigentlichen Konzept der Fernsehserie: denn mit Echtzeit hat das nun gar nichts mehr zu tun.

    Unter dem Titel Alternative Comics #2 präsentiert der gleichnamige Verlag eine Sammlung von Kurzgeschichten und Ausschnitten aus demnächst anstehenden Veröffentlichungen, u.a. zwei schöne Strips von James Kochalka. Wer auf autobiographisches und eher anspruchsvolles Material steht, ist hier genau richtig.

    Das dickste aller FCBD-Hefte stammt vom Webcomic-Anbieter Keenspot und heißt Keenspot Spotlight 2004. Auf 112 kleinformatigen Seiten in Schwarzweiß bekommt man einen Einblick in die Vielfalt des Angebots. Hier gibt es Comics in den unterschiedlichsten Stilen und Genres von ziemlich wechselhafter Qualität. Neben einigen wirklich hübschen und interessanten Sachen (z.B. "Errant Story" über eine Halbelfe, die eine Magieschule besucht, oder die etwas schrägeren "Checkerboard Nightmare" und "Chopping Block") findet man hier auch unterdurchschnittliche Ware. Trotzdem, bei dieser Menge trifft die alte Floskel "für jeden was dabei" wirklich zu, und wenn das Heftchen etwas übersichtlicher gestaltet wäre, würde es noch mehr Spaß machen, darin zu schmökern.

    Ein Tipp zum Schluss: Wer bei seinem Lieblings-Comichändler leer ausgeht, der sollte mal flink hier klicken und ein paar Umsonstcomics bestellen.

    posted by Thomas um 15:46 | Permalink


    But wouldn't it be great if he did Batman?
    (State of the Industry)

    Steven Grant schaut sich diese Woche die langsame Verdummung der Filmindustrie an und betont warum man Filme verdummen (oder "massenkompatibel machen") kann, Comics aber nicht. Dabei fällt folgendes Argument:

    The function of independent filmmaking these days is to be a feeder system, mainly of directors, for Hollywood. Sure, Christopher Nolan made an amazing movie in MEMENTO, but they really want him directing BATMAN BEGINS. You get to prove you're creative in independent films, and dedicated enough to film to go through the pennypinching agony of the experience, then you get to be a good boy and prove you can work within the system for a lot of money, putting out the movies that feed the system. To prove you're capable of making movies, you have to prove you're creative. To prove you can be trusted to make a movie, you have to demonstrate you're not. (Or, rather, demonstrate you can work within Hollywood's narrow definition of the term.)

    Anschließend betont er, dass man ähnliche Systeme bei Marvel und der Distinguierten Competitiòn hat, aber ich denke man sollte diesen Punkt viel deutlicher unterstreichen. Das Spielchen kann man ganz leicht auch mit Comicschaffenden spielen. Ein Beispiel: "Klar, Brian Azzarello macht einen wunderbaren Comic mit 100 Bullets, aber sie wollen wirklich, dass er Batman schreibt."

    Hier kann man auch andere Namen ersetzen. Natürlich, so ist das System aber es ist doch ein und dasselbe. Die "jungen Wilden" schreiben ihre Comics -die kaum jemand kauft-, werden von der Kritik gelobt und dann gehen die Träumereien los. Wow, hast du gesehen was Nathaniel Hornblower in den "Strange Independent"-Comics gemacht hat? Wäre es nicht total geil wenn der Kerl "Metamorpho, der Elementmann" schreiben würde?

    Das gleiche System. Jemand schreibt etwas Neues, etwas Kreatives oder einfach nur etwas das gehörig Arsch tritt und schon gehen die Diskussionen los welches Großprojekt er in Angriff nehmen sollte. Momentan kann man das sehr schön an den Messieurs Diggle und Jock sehen, die viele Leute gerne auf einer der vielen Großbaustellen, bei Superman, oder Batman oder Spider-Man sehen würden. Immerhin hat es sich inzwischen eingestellt, dass diese Serien nicht mehr von irgendwem geschrieben werden, sondern die Namen müssen High Profile sein. Brian Michael Bendis, J. Michael Straczynski, Kevin Smith, Grant Morrison, Warren Ellis, Joss Whedon. Das ist eine gehörige Namepower auf die man inzwischen setzt, insbesondere jetzt, da man sich Leute aus dem Film- und Fernsehgewerbe ranholt.

    Aber das Problem an der Sache ist das selbe wie im Falle Nolan. Glaubt wirklich jemand, dass der Mann auch nur im Ansatz das in den Batmanfilm bringen kann, dass er in Memento gebracht hat? Haha. Ich kann ja verstehen, dass man Geld verdienen muss und will. Aber seien wir ehrlich: ein Film wie "Batman V" ist ein Selbstläufer. Klar, man kann einiges falsch machen, aber dazu muss man sich schon Mühe geben. Nicht, Joel Schumacher? Anyway... man hat einen minimalen Spielraum, weil man etwas abliefern muss, dass wirklich der breiten Masse gefällt. Der Charakter steht essentiell, die Story dürfte auch wenig sein, dass man nicht schon gekannt hat. Wahrscheinlich ist es egal wer den Film drehen würde, wenn das Studio die Rahmenbedingungen abgesteckt hat, dann macht der Regisseur nur noch minimale Unterschiede aus. Siehe Burtons "Planet der Affen", den Film hätte jeder drehen können.

    Und genau das gilt auch für die Comicindustrie. So reizvoll und einträglich es wohl ist Spider-Man zu schreiben... es bietet wenig Raum für kreative Freiheiten. Grant Morrisons X-Men waren in erster Linie die X-Men und in zweiter Linie Grant Morrison. Sicher, "seltsam" (es ist schwer Morrisons Stil in geeignete Worte zu fassen) für einen X-Men-Run, aber im Vergleich zu den Freiheiten und Absonderlichkeiten die er in "Animal Man", "Doom Patrol" oder "The Invisibles" präsentiert hat? Harmlos.

    Wie in Hollywood, man bringt etwas zustande damit man eine Serie übernehmen kann, in der man den großteil dessen, was das bisherige Werk ausgemacht hat nicht nutzen kann. Wer mit den großen Jungs spielt, der spielt nach ihren Regeln. Man kann die X-Men nur bis zu einem gewissen Grade verändern, man kann Superman nur temporär umgestalten... man kann Tante May nicht töten. Man muss all seine Storylines mit der Continuity gegenchecken wenn man nicht das Lesegefühl zerstören will (wobei Marvle in den letzten Jahren auf eine lockerere Kontinuität setzt). Kann ich Wolverine 1872 im wilden Westen auftauchen lassen oder wiederspreche ich damit irgendeiner Story die 1987 als Backup in "Alpha Flight" zu finden war. Man schränkt sich freiwillig in Sachen Charakterentwicklung ein. Auch der generelle Angang an die Geschichte muss massenkompatibel sein... X-Men hat gefälligst mehr als 10.000 Kopien zu verkaufen, da kann man nicht einen schwer fassbaren auf's Papier gebrachten LSD-Trip als Story verkaufen.

    So ist das System. Comiczeichner, selbst die Spitzenriege, verdienen nicht viel und wenn Marvel oder DC mit dem Scheckbuch winkt und einen High Profile-Titel wie "X-Men" oder "Batman" präsentiert, dann ist es mehr als verständlich, dass viele Autoren sofort zugreifen. Und man kann ja auch gute Geschichten mit diesen Figuren erzählen... aber immer nur in dem eng gesteckten Rahmen den die Continuity lässt. Wenn man jetzt Spider-Man ein Jahr lang charakterlich entwickeln würde, dann müsste dieser "neue" Spider-Man gegen den Spider-Man ankommen, der seit 35 Jahren der öffentlichen Wahrnehmung existiert. Über kurz oder lang würde man dann John Byrne an Bord holen um den Charakter zu "retconnen" und wieder an die öffentliche Wahrnehmung anzupassen. Eher wird die Öffentlichkeit Ghandi als kriegstreibenden Militaristen akzeptieren als einen "neuen" Superman, Batman, Spider-Man.

    Was ich damit sagen will: es ist okay Geld zu verdienen und sich durch das Schreiben der "X-Men" und der "JLA" vielleicht bekannt genug zu machen um auch "Seaguy" [bei dem ich immer an diese grandiose South Park Folge denken muss, in der religiöse Ikone als Superhelden auftreten... religiöse Ikonen und Seaman] bewilligt zu bekommen. Aber zuletzt bieten diese Serien den Schreibern genau so wenig Freiraum wie der Batman-Film Christopher Nolan bietet. Wer das sehen will was Chris Nolan leisten kann, der sollte sich "Memento" besorgen, nicht erst auf "Batman V" warten. Das gleiche gilt auch für den Comicbereich. Wer sehen will was Azzarello, Diggle oder Morrison können, der sollte sich "100 Bullets", "Losers" oder "The Invisibles" zulegen und nicht darauf warten, dass sie "X-Men" oder "Batman" schreiben, denn da haben sie nicht den Freiraum der sie bekannt gemacht hat. Die "X-Men" kann man ja trotzdem noch lesen, aber dieses: "Wäre es nicht cool wenn der Mann 'Batman' schreiben würde."... ARGH!

    posted by Björn um 14:01 | Permalink


    04.07.2004

    All on a Sunday
    (Linksammlung Comics, Cartoons, et cetera)

    In seinem mittlerweile zur festen Institution gewordenen Thought Balloons-Blog verlinkt der fleißige Kevin Melrose jeden Tag sämtliche englischsprachigen News, Interviews, Rezensionen oder Berichte zum Thema Comics, die er in die Finger bekommt.

    Da es sowas für den deutschen Sprachraum meines Wissens bisher nicht gibt, werde ich hiermit den Versuch starten, diese Lücke zu schließen. Nachdem ich die anfallenden Seiten und Artikel über die letzten paar Wochen beobachtet habe, sieht der Plan momentan so aus, das ganze vierzehntäglich zu veranstalten, aus dem einfachen Grund, daß zurzeit einfach nicht genug Material anzufallen scheint, um eine öftere Erscheinungsweise zu rechtfertigen.

    Wer etwas findet das ich vergessen habe, oder sonst irgendwelche Anmerkungen oder Korrekturen dazu hat, der sei hiermit aufgerufen, diese per Comments oder email mitzuteilen.

    Die Zitate sind selbstredend nur Ausschnitte aus den entsprechenden Artikeln.

    Auf geht's...


    SPIDER-MAN 2

    Die meisten Artikel gibt's, wie auch nicht anders erwartet, zum Kinostart von Spider-Man 2:

    * Als "Superheld mit Burn-Out-Syndrom" sieht die DDP Spider-Man im neuen Film: "Seit zwei Jahren kämpft der junge Pressefotograf Peter Parker (Tobey Maguire) unerkannt als Spider-Man gegen die Unterwelt. Darunter leidet nicht nur seine Beziehung zu der Schauspielerin Mary Jane (Kirsten Dunst), auch sein übriges Privatleben geht so ziemlich den Bach runter. Um endlich einen kühlen Kopf zu bekommen, beschließt Peter daher, das Dress des Superhelden für immer an den Nagel zu hängen. Dabei sind seine Fähigkeiten gefragter denn je. Mit dem diabolischen Doc Ock (Alfred Molina), einem verrückten Wissenschaftler mit vier metallischen Tentakelarmen, befindet sich nämlich gerade ein neuer Megaschurke in der Stadt. Und Spider-Man ist der einzige, der ihn stoppen kann." (Yahoo News, 03.07.2004)

    * Etwas genervt vom Hauptdarsteller zeigt sich Hispeed.ch: " Er scheint schwer angeschlagen zu sein, der Spinnen-Mann. Sicher, schon die Comic-Vorlage sieht vor, dass Peter Parker im wahren Leben einigermaßen durchschnittlich wirkt. Doch nun, in "Spider-Man 2", nervt die mentale Unausgeglichenheit des Teilzeithelden gewaltig. Immer wieder diese Großaufnahmen mit der Kamera, rauf aufs Gesicht des Tobey Maguire, der auf solch unglaublich vordergründige und aufgesetzte Weise mit seinen Tränen kämpft, dass man ihm wünschen könnte, seine Freundin, sein Gegenspieler oder notfalls auch seine Tante würden ihm mal ordentlich die Leviten lesen: Spinnen-Mann oder nicht? Egal. Hauptsache, sei endlich ein Mann und erspare uns Deine Depressionen." (Hispeed.ch, Datum unbekannt)

    * Bei der Welt am Sonntag ist man begeistert, fällt allerdings unangenehm auf, indem sie Stan Lee als "Comiczeichner" tituliert: "Was klingt wie ein vernichtendes Urteil, ist das Geheimnis dieses Filmes: Er hat zwei Seelen. Einfühlsam erzählt er die Geschichte eines Jungen, der erwachsen werden muss. Und der Filmberichtet von den Abenteuern eines Superhelden, lässt es also ordentlich knallen.

    "Es war der Comiczeichner Stan Lee, der auf die Idee kam, den Weg zum Helden zum eigentlichen Thema zu machen. Spiderman, oder genauer sein Alter Ego Peter Parker, ist ein lebensuntauglicher Typ, der zunächst gar nicht weiß, was er mit den ihm zugefallenen Kräften überhaupt anfangen soll. Nach dem Biss einer genmanipulierten Spinne kann er an Fassaden hochklettern und ein Seil aus seinen Handgelenken schießen lassen, an dem er sich durch New Yorks Hochhausschluchten schwingt." (Welt am Sonntag, 04.07.2004)

    * Auch auf das weltweite Phänomen Spider-Man geht man bei der WamS ein: "Nicht erst die 400 Millionen Dollar, die Columbia Tristar mit dem ersten "Spiderman"-Film vor zwei Jahren allein in den USA umsetzte, lockten Nachahmer und Lizenznehmer. Die im Juni auf 506 Bände angewachsene Reihe der Peter-Parker-Comics von Stan Lee und Steve Ditko ("The Amazing Spider Man") aus dem Marvel-Verlag erschien bereits in den 70ern in Hundertausender-Auflagen. Mit der japanischen Fernsehserie "Supaidâman" startete 1978 eine der ersten Export-Versionen, die sich noch eng ans Original hielt. Heute wird die Spinne an Kulturen angepasst: In Indien entwickelt der Marvel-Comicverlag zurzeit mit der Gotham Entertainment Group eine an das Land angepasste Variante von Peter Parkers Geschichte. Der Held Pavitr Prabhakar wird einen traditionellen Dhoti-Lendenschurz tragen und sich an Monumenten Bombays wie dem Gateway Of India entlanghangeln. Die indischen Comics erscheinen im Herbst." (Welt am Sonntag, 04.07.2004)

    * Beim Tagesspiegel schaut man währenddessen etwas genauer auf Sony, die Firma hinter dem Film: "An einem sonnigen Nachmittag im September 2002 hatte Studioboss Amy Pascal die Angestellten zu einer Party auf dem Gelände der Sony-Filmstudios eingeladen. Dabei verteilte er mit seinen Manager-Kollegen 100-Dollar-Scheine an die Mitarbeiter. Anlass war der Geldregen, den die Sony-Kinohits in die Unternehmenskassen gespült hatten ? allen voran der Film ?Spiderman?. Soeben ist mit ?Spiderman 2? die Neuauflage des Publikumsrenners in den US-Kinos angelaufen. Und Sony hofft auf einen neuen Geldsegen durch den als Höhepunkt des Filmsommers gehandelten Streifen.

    "Diese Hoffnungen scheinen sich zu erfüllen: Bereits am Tag der Uraufführung spielte ?Spiderman 2? 40,5 Millionen Dollar ein ? das ist Rekord. Noch nie hat ein Film am Eröffnungstag so viel Geld eingebracht. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer ausgefeilten Strategie, mit der Sony den Erfolg des ersten SpidermanFilms wiederholen will. Kern der Strategie ist es, den Superhelden nicht zu verbrennen und das Marketing mit der Figur nicht zu überziehen. Denn Spiderman ist einer der wertvollsten Hollywood-Charaktere: Er ziert inzwischen vom Videospiel bis zum Skateboard nahezu alles. Und der erste Film fuhr insgesamt 820 Millionen Dollar ein. Doch zur dauerhaft einträglichen Ikone wird Spiderman nur, wenn auch die Fortsetzung funktioniert." (Der Tagesspiegel, 04.07.2004)

    * Der Wiener Kurier berichtet über die Rückenprobleme von Spider-Man-2-Hauptdarsteller Tobey Maguire: "Auch Superhelden machen manchmal schlapp ? zumindest außerhalb des Filmsets. Um ein Haar wäre Spider-Man-Darsteller Tobey Maguire (28) vor Beginn der Dreharbeiten gefeuert worden. Der unrühmliche Grund: Sein Rücken..." (Wiener Kurier, 18.06.2004)

    Außerdem gibt's hier eine etwas seltsam anmutende Fotostrecke, die mal mehr und mal weniger am Thema vorbeischrammt, und an anderer Stelle wird sich auch eingehend mit Co-Darstellerin Kirsten Dunst beschäftigt: "Okay, nicht wieder damit anfangen, dass Kiki bereits im Kindergarten-Alter begehrtes Werbemodel war. Denn damit steht Kirsten Dunst, die 22-Jährige aus Point Pleasant in New Jersey, beileibe nicht alleine da. Besonders nicht in einer Welt, in der zahllose Kinder für ?Kiddy Contests? und sonstige ehrgeizige Erwachsenen-Unternehmungen aufgemascherlt werden. Wenn aber Miss Dunst, dem jungen Profi mit der fast zwanzigjährigen Berufserfahrung, nun vom Hollywood-Fachblatt ?Premiere? eine ?perfect future? vorausgesagt wird, kann man getrost prophezeien, dass sie als Schauspielerin auch noch 2050 begehrt sein wird. Immerhin, einen Termin für das Jahr 2007 hat der vermeintliche Unschuldsengel schon unter Dach und Fach gebracht. Dann nämlich soll ?Spider-Man 3? in die Kinos kommen. Natürlich wieder mit Kirsten Dunst." (Wiener Kurier, Datum unbekannt)

    * Mit einer Fotogallerie wartet auch Express auf: "Der Film ist hammerspannend ? Grund genug, dass in Los Angeles der Start des Films wieder einmal grandiose gefeiert." (Express, 24.06.2004)

    * Die Financial Times Deutschland nimmt das Marketing-Konzept hinter Spider-Man 2 unter die Lupe: "Spider-Man ist überall. Wenn am Mittwoch in den USA "Spider-Man 2" startet, die Fortsetzung des Films, der vor zwei Jahren den erfolgreichsten Filmstart aller Zeiten hingelegt hat, sind an der Promotion der Filmfigur zahlreiche Konzerne aus den unterschiedlichsten Branchen beteiligt - nicht nur das Filmstudio Sony Pictures, das den Erfolg des ersten Teils noch überflügeln will.

    "Der Getränkekonzern Cadbury Schweppes etwa vertreibt sprechende Getränkedosen mit Spider-Man-Promotion. Cornflakeshersteller Kelloggs legt seinen Produkten Computerprogramme rund um Spider-Man bei. Der Telefonkonzern Sprint verteilt Klingeltöne mit der Titelmusik des Films und Handyspiele mit der Comicfigur. Die Firma Activision brachte am Dienstag das dazu gehörige Computerspiel auf den Markt. Zudem kommt eine Menge Spielzeug in die Läden, wie die Spider-Man-Puppe, bei der 67 Teile beweglich sind. Ein Geschäft mit der US-Baseball-Liga scheiterte in letzter Minute. Sony hatte Spider-Man-Figuren auf die Spielfelder applizieren wollen. Erst nach Protesten von Baseballpuristen schreckte die Liga zurück." (FTD, 30.06.2004)

    * "Hollywoodstar Tobey Maguire («Spider-Man») mag im Alltag kein Superheld sein," schreibt die Nachrichtenagentur DDP: "«Um Himmels willen, ich möchte nicht mit einer solchen Verantwortung leben. Mir gefällt mein normales Leben», sagte der 29-Jährige der Zeitschrift «TV Movie». Große Aufmerksamkeit sei ihm eher unangenehm. «Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt, will auch gar kein Vorbild sein.»" (Yahoo News, 01.07.2004)

    * Den "flexibilisiert-neoliberalen" Lebensstil von Peter Parker alias Spider-Man thematisiert Heise Online: "Der Tag eines Superhelden hat nur 24 Stunden. Auch ihm stehen in der Regel nur zwei Arme und zwei Beine zur Verfügung. So nimmt es nicht Wunder, dass Peter Parker (Tobey Maguire), der in den letzten Bildern von Spider-Man (USA 2002) noch dunkel sinnierend seiner Liebe M.J. (Kirsten Dunst) den Rücken zukehrte und sich mit ernster Miene seiner Verantwortung und, ja auch Identität final versicherte, zu Beginn des zweiten Teils gänzlich unpathetisch jobben geht: Call-A-Pizza, Lieferung in 20 Minuten garantiert, ansonsten geht die Lieferung aufs Haus. Maguire also mit lächerlichem Helm auf lächerlichem Mofa, den Boss im Nacken, quer durch Manhattan, in sieben Minuten zur schönsten Rush Hours 40 Blocks - das schafft kein Mensch. Nur Spider-Man.

    "Comic relief: Der Superheld als Pizzamann turnt akrobatisch durch die Manhattaner Skyline. Für solche Augenzwinkereien lieben wir Spider-Man, man fühlt sich schon etwas Zuhause in diesem Film. Doch zwei Kinder rennen da vors Auto, der Superheld schaltet schnell, die Kinder sind gerettet, der Job hingegen, der geht flöten: Selbst läppische Verspätungen von wenigen Sekunden kosten schnell Job und lückenlosen Lebenslauf." (Heise Online, 01.07.2004)

    * Der kulturelle Hintergrund der Figur Spider-Mans ist einer der Ansatzpunkte für die Filmrezension der Zeit: "Peter Parker alias Spiderman war der Gestalt gewordene Konflikt um eine neue Definition von Jugend. In den sechziger Jahren begann ihre Auflösung unter dem Druck des Politischen. Man durfte in Vietnam als 18-Jähriger töten und getötet werden, aber man durfte nicht wählen. Entscheidungen im Krieg oder in der Revolte gegen ihn, Entscheidungen für oder gegen die Droge, für oder gegen das Elternhaus ? immer ging es um Leben und Tod. Diese Erfahrung von Jugend als tragische Ungleichzeitigkeit verlor im Verlauf der siebziger Jahre zwar an Dramatik, aber nie wieder sollte Jugend jener Freiraum sein, den die bürgerliche Gesellschaft der Formung ihres Nachwuchses einst zuordnete. Heute fordert der Neoliberalismus schon die Auflösung des gesellschaftlichen Zustandes Kindheit zugunsten der Karriere- und Überlebensplanung und verlängert damit zugleich das infantile Träumen durch alle Lebensphasen. Menschen, die nie wirklich Kinder sein dürfen, werden nie wirklich erwachsen. Der erstaunliche Spiderman war der erste Held, der diesen Konflikt in die kulturelle Mitte trug.

    "Denn Spiderman war kein Hippie und kein Revoluzzer, auch den Hedonismus der siebziger Jahre konnte er sich nicht leisten. Er kümmerte sich um die Nachbarschaft, die Zustände in den Ghettos gaben ihm zu denken, er kritisierte kalten Kapitalismus, Rassismus und Sexismus. Anders als Superman, dem es ums Prinzip geht, und anders als Batman, der ständig in persönliche Rachegeschichten verwickelt ist, denkt Spiderman immer zuerst an seine Mitmenschen." (Die Zeit, 01.07.2004)

    * "?Spider-Man 2? fällt aus der Rolle und ist eine bravouröse Studie über die Identitätskrise eines Superhelden," findet der Rheinische Merkur: "Als vor zwei Jahren ?Spider-Man? in die Kinos kam, befanden sich die USA noch im Zustand des Schocks. Die Wunden, die der 11. September 2001 im amerikanischen Selbstverständnis hinterlassen hatte, waren noch frisch. In dieser Situation war der Optimismus von Sam Raimis Comic-Adaption, sein bedingungsloser Glaube an die Grundwerte der Nation, hochwillkommen. Die Geschichte des Durchschnittsmenschen Peter Parker, der durch den Biss einer Spinne paranormale Fähigkeiten erlangt, die er zum Wohle der Allgemeinheit einsetzt, validierte die Überzeugungen eines Benjamin Franklin: dass es jeder Mensch weit bringen kann, wenn er nur hart arbeitet und nie den Glauben an sich selbst verliert." (Rheinischer Merkur, 01.07.2004)

    * Die Tiroler Tageszeitung geizt hingegen nicht mit Kritik: "Für die Fortsetzung, die ab 9. Juli in den österreichischen Kinos zu sehen ist, kam das selbe Team erneut zusammen - von den Hauptdarstellern Tobey Maguire und Kirsten Dunst bis zum Regisseur Sam Raimi. Im ersten Drittel erreicht "Spider-Man 2" tatsächlich die Qualität des Vorgängers. Dann allerdings wird's schmalzig: zu viel Liebesgeplänkel, Lebensweisheiten und vorgegaukelter Tiefgang." (Tiroler Tageszeitung, 01.07.2004)


    BLUEBERRY

    Mit Blueberry und der Fluch der Dämonen läuft seit Donnerstag eine weitere Comic-Adaption in deutschen Kinos. Auch hierzu finden sich natürlich eine Reihe von Pressemitteilungen:

    * Eine DPA-Meldung bringt die Sache auf den Punkt: "Nach Asterix und Obelix hat es nun auch der französische Comic-Held Blueberry als reale Figur auf die Kinoleinwand geschafft. Dem niederländischen Regisseur Jan Kounen war es ein persönliches Anliegen, die Geschichte von Mike Blueberry (Vincent Cassel) zu erzählen.

    "Es ist die Geschichte von einem, der bei den Indianern aufwuchs und dort den Zugang zur sprituellen Welt kennen lernte. Mehrfach kreuzt der Nihilist Wally Blount (Michael Madsen) seinen Weg, der einst Blueberrys Freundin ermordete. Beide wollen den Indianern das Geheimnis entlocken, wie man in die Welt der Verstorbenen gelangt." (Harburger Anzeigen und Nachrichten, 02.07.2004)

    * Bayern-3-Online sieht den Film kritisch: "Teilweise geht hier ein derart esoterisches Zeitlupen-Gewäsch über die Leinwand, dass man sich fragt: Hä ? was wollen uns die Macher damit sagen? Grell und selbstverliebt gerät dieser Western der anderen Art zu einem echten Härtetest. Und wann immer der holländische Regisseur Jan Kounen es besonders gut meint, schaltet er um auf Computereffekte im "Matrix"-Stil. Aber so hypnotisch, dass "Dschungelbuch"-Schlange Ka neidisch wäre." (Bayern-3-Online, Datum unbekannt)

    Anderswo wird auf selbiger Seite das Werk aber auch differenzierter betrachtet: ""Blueberry und der Fluch der Dämonen" ist vor allem ein Kunstfilm. Erst an zweiter und dritter Stelle kommen Western und Comic. Und so ist der Film eher etwas für Cineasten, die für 124 Minuten vergessen können, dass sie gerade eine Comicadaption ansehen, als für Comicfans, die auch gerne ins Kino gehen." (Bayern-3-Online, Datum unbekannt)

    * Die Stuttgarter Zeitung schaut anläßlich seines Leinwandauftritts auch auf die Comic-Geschichte des Protagonisten zurück: "Erfunden wurde Blueberry in den sechziger Jahren von Jean-Michel Charlier und Jean Giraud. Bis heute sind über 40 Alben der Blueberry-Saga erschienen, die seit dem Tod von Charlier von Giraud alleine fortgeführt wurde. Die in aufeinander aufbauenden Episoden erzählte Geschichte folgt dem Leben des (erfundenen) Helden und umfasst mittlerweile auch die Jugendjahre und die Abenteuer, die Blueberry nach seiner Entlassung aus der US-Army erlebt." (Stuttgarter Zeitung, 30.06.2004)

    * "Keine ollen Kamellen, nur Drogen," lautet der Titel der Blueberry-Rezension der Welt: "Ach je! Da freut man sich auf die Leinwandversion einer der schönsten Comic-Serien überhaupt - und dann so etwas: "Blueberry" hat nichts, aber auch gar nichts mit der heiß geliebten Vorlage von Jean Michel Charlier und Jean Giraud gemeinsam. Statt aus dem reichhaltigen Fundus der rund 40 Bände umfassenden Western-Reihe zu schöpfen, zog es Regisseur Jan Kounen ("Dobermann") vor, lediglich den im französischen Raum durchaus noch immer werbeträchtigen Titel der 1963 begonnenen Serie zu übernehmen und sich anschließend auf neues Territorium zu begeben - ein Western zwischen Abenteuer und Fantasy, zwischen klassischen Cowboy-Konventionen und indianischer Mystik schwebte ihm vor, in dem die Weite der Landschaften und psychedelische Selbsterfahrungstrips per Drogenrausch die einengenden Regeln des Genres, ja letztlich sogar die des gesamten Kinos zersetzen sollten." (Die Welt, 01.07.2004)

    * "Übler Drogentrip oder geniale Western-Dekonstruktion?," fragt auch Spiegel Online: ""Das französische Kino ist sehr seltsam. Einerseits versuchen wir, Hollywood-Filme zu kopieren, andererseits möchten wir etwas Künstlerisches schaffen. Auf diese Weise entstehen so merkwürdige Filme wie der mystische Western 'Blueberry'. Niemand in Amerika würde Geld in etwas Derartiges investieren, noch dazu mit einem Regisseur, der als verrückt gilt."

    "Aus diesem Zitat des französischen Filmemachers Mathieu Kassovitz spricht leiser Spott, aber auch heimliche Bewunderung. Während Kassovitz derzeit versucht, mit Hollywood-Auftragsproduktionen wie dem Horrorthriller "Gothika" vor allem Geld zu machen, sammelte sein Kollege Jan Kounen in Frankreich rund 40 Millionen Euro für sein ambitioniertes "Blueberry"-Projekt zusammen - eine stattliche Summe für eine europäische Produktion. Leider blieb dem prestigeträchtigen Euro-Western der große Erfolg verwehrt. Selbst in Frankreich lockte "Blueberry" seit Februar nur eine knappe Million Zuschauer in die Kinos. Heute läuft Kounens eigenwillige Verfilmung des gleichnamigen Western-Comics mit einigen wenigen Kopien in Deutschland an. Ein kommerzieller Flop auf ganzer Linie." (Spiegel Online, 01.07.2004)


    THE PUNISHER

    Der Start von The Punisher liegt schon ein paar Wochen länger zurück. Nixdestotrotz, ein paar interessante Artikel:

    * Die Fuldaer Zeitung ist enttäuscht: "?The Punisher? war als Kind einer meiner Lieblingscomic-Helden: als Superheld ohne Superkräfte, dunkel und realer als die hochpolierte Comicwelt von Spiderman und Superman. Umso enttäuschender erscheint nun die Verfilmung mit John Travolta und Thomas Jane. Die Actionsequenzen ? das heißt die wenigen vorhandenen Actionszenen ? wirken farblos, matt und einfallslos. Psychologische Einblicke werden kaum gewährt, der Tod von Frank Castles Familie nicht auf eine höhere Ebene projiziert.

    "Und das Schlimmste: Der Film wird den Kinogänger zum Lachen bringen. Unbeabsichtigt. Und so endet die zweite Adaption (der erste Versuch war mit Dolph Lundgren) auf Grund eines gänzlich undurchdachten Drehbuchs bald in Vergessenheit. Schade um einen guten Schauspieler wie Thomas Jane." (Fuldaer Zeitung, Datum unbekannt)

    * Die Oberösterreichischen Nachrichten meinen: "Ein feister Hobby-Koch, ein Piercing-Freak und eine vom Männerglück verlassene Kellnerin (Rebecca Romijn-Stamos) dienen nur als Aufheller eines düster-brutalen Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn-Gerichts." (OÖNachrichten, 12.06.2004)

    * Auch Die Welt zeigt sich wenig begeistert: "Hensleigh inszeniert keineswegs comichaft. Er nimmt die Sache sehr ernst. Da liegt der Fehler. Das macht aus dem Film nämlich ein profanes Killervehikel, das sich seine moralische Legitimation aus der niederträchtigen Brutalität der Gangster zieht - aber dennoch eine höchst zweifelhafte Botschaft birgt: Wie du mir, so ich dir. Die Kids werden's lieben." (Die Welt, 10.06.2004)

    * Die Besprechung der Berliner Zeitung folgt im großen und ganzen dem allgemeinen Tenor, streitet aber ein gewisses interessantes Element von The Punisher nicht ab: "Nach Ansicht dieses Films verlässt man das Kino in zwiespältiger Laune. Man weiß nicht, ob man "The Punisher" betäubend langweilig finden soll oder nicht doch eher abscheulich und dumm. Für ersteres spricht das unfassbar lausige Drehbuch, in dem es vor logischen Fehlern, falschen Anschlüssen und sonstigen Dramaturgiemängeln nur so wimmelt. Andererseits tritt gerade angesichts dieses filmischen Dilettantismus die moralische Fragwürdigkeit der "Punisher"-Vorlage umso deutlicher hervor. So hat man am Ende unaufhörlich gegähnt, sich geärgert und doch etwas kulturhistorisch Interessantes gelernt." (Berliner Zeitung, 10.06.2004)

    * Echo Online will sich nach Betrachtung des Films sogar an das Dritte Reich erinnert sehen: "Schwer, bei solchen Zeichen und Sprüchen nicht an einen Superhelden der Totenkopf-SS zu denken. In den USA mögen solche Assoziationen sich nicht ganz so schnell aufdrängen, und Hensleigh hat seinem Helden den bräunlichen Zahn auch nicht gezogen. Weniger Werktreue und mehr politische Korrektheit hätten dieser Comicadaption gewiss nicht geschadet. ?The Punisher? wäre einfach nur ein düsterer Actionfilm von rauer Kraft." (Echo Online, 09.06.2004)


    ERLANGEN

    Der diesjährige Internationale Comic-Salon in Erlangen ist natürlich schon lange vorbei. Trotzdem auch dazu nachträglich einige Pressestimmen:

    * Für die DPA-Mitteilung zur Eröffnung des Salons sind es eindeutig die Mangas, die in Erlangen im Mittelpunkt stehen: "An den Erfolg mochten anfangs nur wenige glauben. Und selbst als die glubschäugigen Strubbelköpfe in den japanischen Manga-Comics die Kassen der ersten deutschen Comic-Verlage kräftig klingeln ließen, wich bei längst nicht allen Verlagsmanagern die Skepsis.

    "Sie hielten das Interesse lange Zeit für einen nur kurzfristigen Boom. Inzwischen hat dieses Comic-Genre den Durchbruch geschafft: Die Comic-Importe aus Japan sind fester Bestandteil der deutschen Comic-Kultur, wie Fachleute auf dem bis Sonntag dauernden Internationalen Comic-Salon in Erlangen einmütig betonen." (Kölner Rundschau, 11.06.2004)

    * "Eingerahmt von seinen Helden Asterix und Obelix hat der Zeichner Albert Uderzo am Samstagabend beim Erlanger Comic-Salon den Max-und-Moritz-Preis erhalten," schreiben die Oberösterreichischen Nachrichten: ""Asterix-Comics sind intelligent und perfekt gezeichnet. Die Geschichten von Uderzo und Goscinny haben dazu geführt, dass der Comic in Deutschland erstmals auch als Erwachsenenmedium anerkannt wurde", sagte Jury-Mitglied Harald Havas. Jeder neue Asterix-Band erreiche in Deutschland eine Millionen-Auflage, andere Comics würden bereits mit Auflagen von über 100.000 als sehr erfolgreich gelten, erklärte Havas." (OÖNachrichten, 13.06.2004)

    * Beim Informationsdienst Wissenschaft finden sich ebenfalls Infos zu einem diesjährigen Max-und-Moritz-Preisträger: "Es war wieder soweit: Die Comicbranche verlieh zum elften Mal die begehrteste und renommierteste Auszeichnung im deutschsprachigen Zeichner-Raum. Auf dem "Internationalen Comic-Salon Erlangen" konnte Jens Harder, Absolvent der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB), für seine von Professor Nanne Meyer betreute Meisterschülerarbeit "Leviathan" (éditions de l'AN 2) den Preis für die "Beste deutschsprachige Comic-Publikation" entgegennehmen. Er teilt sich den Comic-Oscar in dieser Kategorie mit Felix Görmann alias Flix." (Informationsdienst Wissenschaft, 24.06.2004)


    SCHNIPSEL

    Dies und jenes, von hier und da.

    * Etwas kurios ist diese Meldung der Tiroler Tageszeitung: "Auch wenn angesichts der erdrückenden Schuldenlast des argentinischen Staates bei seinen institutionellen wie privaten Gläubigern wohl niemandem so wirklich zum Lachen zumute ist, so sorgt ein Gläubiger aus Österreich seit März doch für erhebliches Schmunzeln im Land der krisengebeutelten Gauchos. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil es ihn eigentlich gar nicht gibt und seine Regressforderungen nur das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden. Sein Name: Klaus Wundergelber aus den Tiroler Alpen, seines Zeichens Comic-Figur im Cartoon "La Nelly" der größten argentinischen Tageszeitung "Clarín"." (Tiroler Tageszeitung, 24.06.2004)

    * Persoenlich.com berichtet über den Marvel/ Lions Gate-Deal: "Der US-Comic-Verlag Marvel Enterprises hat einen DVD-Deal mit dem Filmstudio Lions Gate abgeschlossen. Wie die beiden Unternehmen mitteilten, wird Lions Gate acht Animationsfilme auf der Grundlage von Marvel-Figuren produzieren, die nicht im Kino, sondern direkt auf DVD veröffentlicht werden. Damit setzt Marvel auf den "Direct-to-DVD"-Trend, der vom Boom der DVD gestützt wird. Lions Gate hat bereits den im vergangenen Monat in den US-Kinos gestarteten Film "The Punisher" produziert und hält auch die Rechte für zwei weitere Kinofilme mit Superhelden des Marvel-Universums (Iron Fist und Black Widow)." (Persoenlich.com, 02.07.2004)

    * ZDnet schreibt über das Ende des Marvel/ Sony Rechtsstreits: "Der US-Comicbuch-Verlag Marvel Enterprises hat jetzt seinen Rechtsstreit mit Sony über die Merchandising-Rechte an Spider-Man 2 beigelegt. In einer Presseaussendung gab der Comicbuch-Verlag bekannt, die Zusammenarbeit führe zu "zusätzlichen Verantwortlichkeiten." Von Columbia TriStar Motion Picture, der Einheit von Sony, die für den Release des Films am 30. Juni zuständig ist, war niemand zu einem Kommentar bereit." (ZDnet, 02.06.2004)

    * Der Stern sieht anläßlich von Shrek 2 das Ende klassischer Zeichentrickfilme besiegelt: "Nennen wir ihn Mark. Er war verheiratet, 49, lebte im San Fernando Valley nördlich von Los Angeles, und als seine Frau ihn eines Morgens im September vor drei Jahren fand, den Strick um den Hals, in seinem Zeichenstudio hinter dem Haus, da war er schon seit Stunden tot. Was hat das mit einem grünen, gutmütigen Monster mit Trichterohren, Glatze und gewaltigem Bauch zu tun? Einiges.

    "Mark war ein talentierter Mensch. Ein begnadeter Zeichner, ein Künstler, wie so viele bei Disney, der Ort, an dem über Jahrzehnte die Besten der Besten an den Zeichentischen arbeiteten und die Fantasie von Generationen von Kindern prägten. Mark konnte es einfach nicht ertragen, dass die Firma ihn nach 25 Jahren vor die Tür setzte. Etwa zu der Zeit, als Mark starb, kam Shrek, das grüne Monster, zur Welt, enterte die Kinosäle, furzte, grunzte, zog sich Schmalz aus den Ohren, baute eine Kerze daraus, und jeder war hingerissen." (Stern, 01.07.2004)

    * Die Wiener Zeitung schaut an Donald Ducks 70. Geburtstag auf die Geschichte des eigensinnigen Erpels zurück: "Sein Leinwanddebüt feierte der mit einem besonders hitzigen Temperament gesegnete Donald am 9. Juni 1934 in einem Zeichentrickfilm der Silly-Symphony-Serie in einer Folge mit dem Titel "Die kluge kleine Henne". Seinen ersten öffentlichen Wutausbruch hatte er dann am 11. August desselben Jahres, der Cartoon hieß "Die Kindervorstellung"." (Wiener Zeitung, 09.06.2004)

    * Auch der Stern würdigt den Geburtstag des eigenwilligen Erpels: "Er ist cholerisch und hoffnungslos romantisch, eifersüchtig und aggressiv, trägt einen Matrosenanzug und ist schon ewig chancenloser Junggeselle. Dennoch hat Donald Duck, der kleine Erpel aus der Sprechblasenwelt, in den vergangenen 70 Jahren eine beispiellose Karriere gemacht und Millionen Herzen erobert. Das liegt wohl auch daran, dass sich viele in dem gefiederten Helden wiederfinden können: ein bisschen Selbstüberschätzung besitzt der Jubilar, ein wenig faul ist er, spöttisch, unerschütterlich optimistisch, zänkisch und gleichzeitig harmoniesüchtig." (Stern, 09.06.2004)

    * Time4TV.de berichtet über die Quoten des Trickfilmprogramms von Kabel 1: "Die seit einem Monat beim Münchner Privatsender Kabel 1 am Wochenende ausgestrahlten Trickserien begeistern die jungen Zuschauer: In den relevanten Zielgruppen K 3-13, Z 14-29 und Z 14-49 erzielten die beiden Zeichentrick-Programmflächen im Juni im Schnitt 6,4 Prozent, 6,1 Prozent, und 5,0 Prozent Marktanteil. Bei den 14-19-Jährigen erreichte das neue Trickangebot sogar 7,2 Prozent Marktanteil im Schnitt." (Time4TV.de, 30.06.2004)


    INTERVIEWS

    *Spiegel Online spricht mit Jason Lutes über dessen Mammut-Werk Berlin: "SPIEGEL ONLINE: Wenn Sie in "Berlin" von Nazis erzählen, dann sind das nicht die üblichen Schurken, sondern Menschen in Nazi-Uniform. Wieso?

    "Lutes: Ich halte es für gefährlich, wenn jemand eine Geschichte nur in Stereotypen erzählt. Das nimmt den Figuren die Menschlichkeit. Wie bei den Nazi-Zerrbildern in "Schindlers Liste". Solche Geschichten sagen: Dieser Mensch ist kein Mensch, sondern ein Monster. Aber das stimmt nicht. Ich will zeigen, dass diese Nazis auch nur Menschen waren. Jeder von ihnen hat Entscheidungen in seinem Leben getroffen, die ihn zu dem gemacht haben, was er war. Einer der Gründe, weshalb ich "Schindlers Liste" trotzdem mag, ist Ralph Fiennes als Lagerkommandant. Das war ein komplexes, ängstliches, menschliches Wesen. Fiennes hat einen glaubwürdigen Charakter geschaffen. Das hat auf mich sehr kraftvoll gewirkt.

    "SPIEGEL ONLINE: Es gibt noch nicht einmal Hakenkreuze in "Berlin" zu sehen.

    "Lutes: Das Problem mit Hakenkreuzen heutzutage ist die veränderte Bedeutung des Symbols. Als das Hakenkreuz in Gebrauch kam, war es nur ein abstraktes Symbol einer abstrusen politischen Partei. Keiner wusste, was daraus später werden würde. Dass die Nazis später all ihre schrecklichen Taten begingen, veränderte den symbolischen Gehalt des Hakenkreuzes. Damals war es dagegen einfach nur ein irgendein Symbol. Deshalb habe ich die künstlerische Entscheidung getroffen, in "Berlin" keine Hakenkreuze zu zeichnen. Manche Leser schwören trotzdem, dass sie drin sind. Das Hakenkreuz ist in den Köpfen der Menschen." (Spiegel Online, 06.06.2004)

    *Die Stuttgarter Zeitung unterhält sich mit Craig Thompson, dem Autor von Blankets: "Diese kleine Farm in Wisconsin, diese ländliche Umgebung, das klingt zunächst ja wie ein idyllisches Amerika, wie die Art von Provinz, die früher ein Norman Rockwell in seinen Illustrationen entworfen hat oder ein Frank Capra in seinen Filmen. In "Blankets" aber ist die Provinz ein Ort der Armut, der Bigotterie, der Ignoranz und der Schuldgefühle.

    "Die Provinz ist beides. Ja, auch ich habe Erinnerungen an eine Art Idylle, die Natur war wunderbar, das Simple des Lebens in der Natur. Aber es war und ist eben auch eine sehr, sehr wohl behütete Gemeinde, und da gibt es eben auch viel Bigotterie.

    "Ist das Bush-Country?

    "Ja, auf jeden Fall. Als ich das letzte Mal da war, vor ungefähr einem Jahr, gingen wir in ein Restaurant. Wir sprachen am Tisch nicht mal schlecht über Bush, wir hatten nur ein Gegen-den-Krieg-Gespräch, gegen die Bombardements im Irak und so weiter, Und die Familie am Nebentisch rief die Kellnerin und bat darum, an einen anderen Tisch gesetzt zu werden, weil sie sich durch unser Gespräch so verletzt fühlte. Erstaunlich (lacht)." (Stuttgarter Zeitung, 24.06.2004)


    REZENSIONEN

    * Die Berliner Morgenpost rezensiert Paninis Monsters of Mad Nr. 1: "Endlich! Die MAD-Macher haben ein Rezept gefunden, wie man selbst den teils ziemlich bedenklich riechenden Ingredienzien ihrer mittlerweile monströs mutierten Mäßig-Magazin-Mixtur ein Comic-Menü abringen kann, das nicht nur wild pubertierenden Fünftklässlern, hirntoten Alleslesern und der Malle-Fraktion schmeckt." (Berliner Morgenpost, 26.06.2004)

    * Parnass stellt Ehapas Donald-Jubiläumsband vor: "Donald ist seit 70 Jahren gut und kann mit stolz geschwellter Brust ins neue Jahrtausend blicken. Neun Geschichten aus den federn der ganz Großen Duckzeichner gibt es hier zu lesen. Barks, Rosa und Vicar sind klar, Taliaferro, Strobl, Scarpa, Reiche und van Horn sind dem Leser sicher auch bekannt. Die Moderne ist durch Gulbransson vertreten." (Parnass, Datum unbekannt)

    * Der Stern bespricht Zits 4: Erwischt: "Zum vierten Mal haben die Zeichner Jerry Scott und Jim Borgman ihre Daily Cartoons über den frechen Teenager Jeremy zu einem Buch zusammengefasst.

    "Jeremy Schulze ist 15 Jahre alt. In seinem jugendlichen Leib kochen die Hormone hoch. Jeremy findet seine Eltern peinlich, versteht seine erste Freundin nicht und findet es völlig ausreichend, seine Umwelt anzugrunzen, anstatt sich in vollständigen Sätzen zu äußern. Jeremy frisst wie ein Scheunendrescher, räumt sein Zimmer nicht auf und spielt in einer Band, die keine Musik, sondern einfach nur Krach macht. Kurzum: Jeremy ist ein ganz normaler Teenager, wie man ihn in zahllosen Familien vorfinden kann." (Stern, 18.06.2004)

    * Bei Netecho schaut man sich Baby Blues 6: Armer Papa an: "Wer sind die wahren Helden, die sich täglich vor und nach der Arbeit unerschrocken in das Getümmel des ganz normalen Familienlebens stürzen? Natürlich die Väter! Aus diesem Grund ist der sechste Band der erfolgreichen Familiencomic-Serie Baby Blues, die täglich auch auf der Unterhaltungsseite des Grenz-Echos erscheint, ganz allein ihnen gewidmet. Erneut ist es den Autoren Jerry Scott und Rick Kirkman gelungen, treffsicher die Höhen und Tiefen bei der Aufzucht und Erziehung der Nachkommenschaft zu karikieren." (Netecho, 23.06.2004)

    * Spiegel Online rezensiert Vallat, Gotham Central, Usagi Yojimbo und Y: The Last Man: "Klassische Cop-Comics galten lange als totes Genre im US-Mainstream, erleben derzeit aber ein interessantes Comeback. Von den in letzter Zeit aus dem Boden gesprossenen Bullen-Comics ist "Gotham Central" sicher der bodenständigste. Angesiedelt im näheren Umfeld der Batman-Geschichten, ist trotzdem von den heldenhaften Jungs in Spandex fast nichts zu sehen. Und das ist gut so. Die Krimiautoren Rucka und Brubaker, die sich die Autorenarbeit bei der Serie teilen, legen viel Wert auf ein normales, funktionierendes Polizeidepartment mit fein ausgearbeiteten Charakteren und genauer Darstellung polizeilicher Pfriemelarbeit:" (Spiegel Online, 10.06.2004)

    * Die deutsche Ausgabe von Craig Thompsons Blankets nimmt man sich bei Spiegel Online etwas genauer vor: "Gleich zu Anfang packt Thompson den Leser an der Gurgel. Er erzählt vom Streit zweier Kinder um die Bettdecke und vom Auftauchen des ob des Lärms wütenden Vaters. Eigentlich ein völlig normales Ereignis. Bei Thompson aber gerät es zum Furcht einflößenden Drama. Der Vater als unaufhaltsamer Bestrafer, das hervorgeholte Klappbett als verschlingendes Monster. Der Alltag, strikt aus der Kinderperspektive geschildert, gerät zum Horror.

    "Was Craig Thompson seinem Comic-Roman "Blankets" hier auf wenigen Seiten zur Einleitung voranstellt, macht tatsächlich trotz oder wegen seiner äußerlichen Banalität Angst. Es gibt den Ton an für das, was auf den folgenden fast 600 Seiten passiert. In einem konstanten Strom aus Erzählung und Reflexion berichtet der Autor und Zeichner von einer Kindheit und Jugend als Sohn ultrakonservativer Baptisten in den USA der achtziger und neunziger Jahre. Immer wieder geht es um Dominanz und Selbstbestimmung. Darum, wie man angesichts solcher Kräfte zu sich selbst findet und was man aus sich macht." (Spiegel Online, 02.07.2004)


    VERANSTALTUNGEN

    * Leider bereits vorbei, aber dennoch interessant (...unbedingt das kultige Foto anschauen...!): "Zwei Helden - einer aus der Welt der Comics, einer aus dem Land der Märchen - treffen in Astrid Ranners "Batman und das tapfere Schneiderlein" aufeinander. Das Stück für ein Publikum ab 5 Jahren wird am 24. Juni (14 Uhr) im Linzer Theater Phönix beim Kinder- und Jugendtheater-Festival Schäxpir uraufgeführt." (OÖNachrichten, 21.06.2004)

    * In Lüttich gibt's nicht nur die Tour de France, sondern auch jede Menge Comics, wie Netecho mitteilt: "Das Museum »Cabinet des Estampes et des Dessins« der Stadt Lüttich beherbergt seit über zwanzig Jahren eine umfangreiche Comic-Kollektion. Der zwischen 1977 und 1979 auf Initiative von Jean-Maurice Dehousse, seinerzeit Minister der Französischen Gemeinschaft, entstandene Fundus umfasst nicht weniger als 74 Originaltafeln der besten Comic-Künstler, ebenso eine Reihe von Alben und Zeitschriften.

    "Manche dieser Tafeln wurden der Stadt Lüttich von den Künstlern, u.a. Hergé, Jacobs und Bissot, persönlich vermacht. Bereits 1979 wurde dieser Fundus zum Gegenstand einer kompletten Bestandaufnahme gemacht und lediglich 1996 der Öffentlichkeit an einigen Tagen zugänglich gemacht.

    "[...] Die Ausstellung ist vom 11. Juni bis zum 5. September zugänglich, und zwar dienstags bis samstags von 13 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 16.30 Uhr. Montags geschlossen. Infos: Tel. 04/342 39 23, Fax. 04/3414404; mamac@skynet.be" (Netecho, 04.06.2004)

    * Der Münchner Wochenanzeiger informiert über die Ausstellung deutsch-amerikanischer Karikaturen: "Das Bayerisch Amerikanische Zentrum im Amerika Haus München zeigt von 17. Juni bis 17. September die Ausstellung »Cowboys and Krauts« mit Politischen Cartoons. Politische Karikaturen spielen in der öffentlichen Meinungsbildung eine bedeutende Rolle.

    "In satirischer, grotesker, witziger oder humorvoller Weise bedienen sie sich gängiger Stereotypvorstellungen und dokumentieren so aktuelle Ereignisse. Die Ausstellung gibt einen Rückblick auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen, gesehen durch die Augen bzw. den Pinselstrich bekannter amerikanischer und deutscher Karikaturisten wie Horst Haitzinger, Bernhard Prinz, Jeff MacNelly, Paul Leger." (Münchner Wochenanzeiger, Datum unbekannt)

    * Die Cellesche Zeitung weist auf eine weitere Ausstellung hin, diesmal im Hannoverschen Wilhelm-Busch-Museum: "Karikaturen, Cartoons und Comics von Tetsche und Volker Ernsting sind vor allem eins: Schlechte-Laune-Killer. Ihre gezeichneten kleinen und großen Gemeinheiten sind der Beweis, dass Bilder manchmal mehr als Worte sagen.

    "?Ooh, ist das aber hübsch verpackt! Was mag da wohl drin sein?!? Ein Sofakissen?? Eine Bongo-Bar mit allem Drum und Dran? Oder etwas Kürbisbowle mit ganzen Früchten?? Darf ich mal reinfassen?? ? ?Mein Gott, Riebesehl?, stöhnt Natascha, ?kannst du nicht einmal einen BH aufmachen wie jeder andere auch?? " (Cellesche Zeitung, 20.06.2004)

    * Auch Newsclick.de wirbt für die Veranstaltung: "Fußballfans und Tetsche-Freunde können sich freuen: Das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover zeigt von diesem Sonntag an Karikaturen, Cartoons und Comics von Volker Ernsting und Tetsche. Von beiden Künstlern sind bis zum 12. September jeweils mehr als 100 Arbeiten zu sehen. Ernsting-Porträts der deutschen Nationalfußballer von 1974, 1978 und 1984 sind nach Angaben von Museumsdirektor Hans Joachim Neyer vom Freitag unter dem Ausstellungs-Titel "Deutschland Weltmeister" genau so vertreten wie fast vergessene Werke. Tetsche ist mit seinen Betrachtungen aus Kalau und seine Bauernweisheiten unter dem Titel "Tetsche" vertreten." (Newsclick.de, 04.06.2004)

    * Die Bildnerische Werkstatt Rotenburg veranstaltet einen Comic-Workshop: "Wie kann eine kleine Abfolge von Bildern eine ganze, spannende Geschichte erzählen? Ein Comic-Workshop in der Bildnerischen Werkstatt in Rotenburg soll Antworten liefern; und zwar nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der praktischen Arbeit. Termin: Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. Juli. Noch sind Plätze frei.

    "Kursleiter ist Georg Barber, bekannt als Atak. Er lebt und arbeitet als Künstler und Comiczeichner in Berlin und Stockholm; nach seinem Studium an der Hochschule der Künste Berlin gründete Barber die Comic-Gruppe und das Magazin ?Renate?; er ist Dozent an der Hochschule für Künste in Hamburg. 2000 bekam er den Kritikerpreis der Berliner Zeitung.

    "Am Anfang werden sich die Teilnehmenden vorhandene Comics oder Bildergeschichten vornehmen und eine begrenzte Bilderfolge kopieren beziehungsweise im eigenen Stil zeichnerisch weiterentwickeln. Fast alle Comiczeichner haben so angefangen." (Rotenburger Rundschau, 25.06.2004)

    * Das Hamburger Abendblatt weist auf die Ausstellung des Prager Cartoonisten Slíva in Bad Segeberg hin: "Er treibt seinen Schabernack mit Vorliebe rund ums Kulinarische. Doch in der Ausstellung zum Schleswig-Holstein Musik Festival zeigt Jirí Slíva (56) Cartoons und Grafiken unter dem Titel "Sehnsucht nach Prag". Die Ausstellung wird am Mittwoch, 14. Juli, 19 Uhr, in der Kundenhalle der Kreissparkasse Südholstein in der Oldesloer Straße 24 in Bad Segeberg eröffnet." (Hamburger Abendblatt, 30.06.2004)

    posted by Marc-Oliver Frisch um 16:35 | Permalink


    03.07.2004

    Ein Tag im Juli
    (Free Comic Book Day)

    Jawoll, es ist einmal mehr Free Comic Book Day, der Tag an dem wir "Geek Pride Festivals" feiern, unsere Hawkeye-Kostüme anziehen, endlose Paraden durch alle großen Städte der Welt abhalten und Stan Lee Statuen aus Wackelpudding errichten. Okay, nicht alles davon stimmt, aber der FCBD -wie wir Profis das nennen [nicht zu verwechseln mit der D-Jugend des FCB, das ist eine ganz andere Sportart]- findet nun schon zum dritten Mal statt und das ist ein paar Gedanken wert...

    Ein paar Sachen kann ich vom letzten Jahr übernehmen, ich halte den FCBD immer noch für eine gute Idee um den Leuten eine Chance zu bieten zu sehen was Comics sein können. Das Beste an der Sache ist, dass kein Haken dabei ist. Es heißt "kostenlos" weil jeder der in einen teilnehmenden Comicladen geht mit einem kostenlosen Comic herausgeht ohne dass er noch einen kostenpflichtigen Comic dazukaufen muss (was er gerne darf) oder eine stundenlange Anpreiserei für Heizdecken über sich ergehen lassen muss. Das hier ist keine Butterfahrt. Und bei über 30 Heften die in diese Aktion involviert sind stimmt der alte Spruch: "Da ist für jeden was dabei", auf jeden Fall. Tatsächlich bekommt man hier verschiedenste Dinge vorgesetzt.

    Zu den Comics:

    Interessant sein könnte das Heft das "IDW Publishing" herausgibt und in dem Kostproben von "24", "CSI", "The Shield" und "30 Days of Night" zu finden sind. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich "30 Days" noch nicht gelesen habe, obwohl ich von vielen Seiten gehört habe, dass der Comic rund um eine Stadt am Polarkreis (darum die 30 Tage Nacht) mit Vampirproblem (für die das sowas wie der Spring Break ist... 30 Tage saufen ohne schlafen zu müssen) zum Besten gehören soll was in letzter Zeit erschienen ist. Aber schön an diesem Sampler ist, dass man dem Leser etwas bietet das er schon kennt. In diesem Falle "24" und "CSI"... hinter beidem stehen gut laufende TV-Shows (auch wenn ich mich immer noch frage, ob dass "zwei Seiten = 1 Stunde"-Konzept im "24"-Comic eine so tolle Idee ist... die Echtzeitsache funktioniert schon in der Serie eher schlecht als Recht). Einzige Frage: warum ist das Ding im Pressetext als "all ages appropriate" beschrieben? Vampire klingen nich nach etwas dass man kleinen Kindern geben will, in "24" geht Jack Bauern gerne mal resoluter zur Sache um seine Ziele zu erreichen und... CSI?

    Ich habe nicht viel "CSI" gesehen (nur eine ganze Folge und sonst mal hier und da Brocken beim rumzappen), aber wenn ich das richtig verstanden habe ist "CSI" sowas wie die TV-Version von rotten.com. Hey, lasst uns mal richtig ekelige Dinge machen und das dann als Krimi verkaufen. Die Folge die ich ganz gesehen hatte handelte von einem Einbrecher der seine Opfer fesselte, knebelte und dann mit einem Bleirohr vergewaltigte und dann -live by the sword, die by the sword- eines Tages selber von einem Einbrecher gefesselt, geknebelt und rektal mit einem Bleirohr penetriert wurde. Soweit ich das mitbekommen habe ist diese Folge (die auch gleich kalauerig "Forced Entry" heißt) ziemlich repräsentativ. Also "all ages appropriate", ich weiß nicht...

    Ein paar andere Sachen klingen auch abseits des "As seen on TV" ziemlich interessant und zeigen den Abwechslungsreichtum des Sortiments. "The Ballad of Sleeping Beauty" plaziert das alte Dornröschenmärchen im Wilden Westen. Disney spendiert die einzige Micky Maus Geschichte die Carl Barks je geschrieben hat. Dark Horse hilft George Lucas sich schonmal darauf vorzubereiten "Episode III" zu bewerben und präsentiert "Star Wars: Clone Wars Adventures". Wenn man überlegt, dass "Star Wars - Episode II: Attack of the Stupid Title" einer der filmischen Tiefpunkte 2002 war und am Ende aussah als wenn man Zwischensequenzen aus der Restekiste von "Command & Conquer" geklaut hat, dann ist es ein verdammt kluger Schachzug jetzt schonmal Kinder anzufixen und Spannung in Richtung "Episode III" zu kreieren. Und natürlich gibt es auch Manga, denn alles was Kinder und Jugendliche ansprechen will, aber keinen Deut Manga enthält wäre ein schweres Unterfangen. In diesem Fall ist da der "Del Rey Manga Sampler" mit xxxHOLIC und Negima. Hier muss ein englischer Zauberschüler an einer japanischen Mädchenhighschool Englisch unterrichten. Äh, "Great Teacher Harrypotterzuka"? Und "Duel Masters" scheint der ideale Comic für all die quängeligen Kinder zu sein, die nach trotz "Pokèmon", "Digimon" und "Yu-Gi-Oh"-Sammlungen immer noch zuviel Geld haben. Keenspot und Keenspace bringen ihre Webcomics in Heftform unter. Und Dork Storm präsentiert in "Best of Dork Storm Press" sehr netten Geek- & Gamerhumor. Wer "Dork Tower" noch nicht kennt, der sollte sich jetzt hier umgucken. Und "The AdHouse Books FREE Comic Book Day Comic Book" und "Amelia Rules! Special Edition" sollen wirklich tolle Titel sein, die so einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Allerdings klingt "The AdHouse Books FREE Comic Book Day Comic Book" als Titel doch etwas holprig. Wer seinen Comic so nennt der zögert sicher auch keine Sekunde seinen Sohn "Dieter Mike Dieter Dieter" zu nennen.

    Irritiert bin ich von einigen Titeln allerdings trotzdem. "Back In Black: Brian Pulido Unleased at Avatar" beinhaltet Stories zu den neuen Brian Pulido Titeln "Belladonna", "Unholy" und "Gypsie" und wird beworben mit: "Written with his loyal Chaos! Comics and Lady Death fans in mind, these new books feature the same dark drama and powerful stories as Pulido takes the excitement to a whole new level [...]". Was ich jetzt wissen möchte, bei "dark drama" und "powerful stories"... sind "powerful stories" die Titten und "dark drama" die Ärsche die man hier präsentiert, oder ist das andersrum? Und warum glaube ich, dass man das Titelbild von "Arcana Studio Presents" auf das Brian Pulido Heft pappen könnte ohne dass jemand den Unterschied bemerkt? Naja, solange man mit T&A noch Leser locken kann und wir nicht wieder eine Reizüberflutung wie in den frühen Neunzigern haben soll's mir recht sein.

    Ah, frühe Neunziger... in Images FCBD-Heft findet man Leseproben zu "Invincible", "Spawn", "Witchblade" und "Savage Dragon". Das ist eine ziemlich interessante Zusammenstellung wenn man bedenkt, dass Image in den letzten Jahren nicht wenig Erfolge mit Non-Superheldenserien wie "Age of Bronze", "Rex Mundi", "The Walking Dead" oder "Hawaiian Dick" hatte. Die Abwechslung die die vielen verschiedenen Hefte bieten hätte diesem Heft sicher auch gut getan, so klingt das als wenn Image hier aus versehen das Heft für den FCBD 1994 eingereicht hätte.

    Marvel und DC richten sich mit dem mangaesque anmutenden "Teen Titans Go!" und dem Manga-Remake einer alten Stan Lee und Steve Ditko Story ("Marvel Age: Spider-Man") an jüngere Leser, was sicher sinnvoll ist, wenn man überlegt, dass die Superheldenleserschaft langsam das Rentenalter erreicht während Neuleser diesen neumodischen Mangakram lesen. Wobei ich immer noch sehen will ob die Kinder wirklich auf "Marvel Age" reinfallen. Manga Stil ist nicht automatisch gleich Manga Erfolg, Marvel. Trotzdem, Lob für den Versuch und vielleicht klappt es ja.

    Ein paar Schlußgedanken:

    Der FCBD I & II fanden im Mai statt, dieses Jahr hat Marvel dikti... äh... haben die Comichändler sich dafür entschieden den FCBD am 3. Juli stattfinden zu lassen um so direkt davon zu profitieren, dass "Spider-Man 2" am 2. Juli in die Kinos kommt. Dumm nur, dass Sony "Spidey 2" nun schon am 30. Juni veröffentlicht hat und damit der Doppler-Effekt in der Presse ausgeblieben ist. Dumm auch, dass am 4. Juli großer "Flaggen und Feuerwerk"-Tag in den USA ist. Independence Day heißt für viele Amerikaner mal ein paar Tage wegfahren, Mount Rushmore angucken, Picknicken, mehr Feuerwerk und mehr Flaggen kaufen... sich in einen Comicshop zu begeben steht auf der Prioritätenliste ganz weit unten. Dazu kommt, dass man heute in der Presse ankämpfen muss gegen das Wimbledon-Finale, den Start der Tour de France. Es ist zwar ausgeblieben, aber da Morgen besagter vierter Juli ist, war es auch gut möglich, dass man gegen ein Hochsetzen des Gefahrenmessthermometers für Terrorismus hätte ankämpfen müssen. Darauf sollte man nächstes Jahr Rücksicht nehmen und den FCBD auf einen Tag legen der nicht schon im Vorfeld mit jeder Menge anderer Ereignisse vorbelastet ist.

    Dann bedeutet der FCBD natürlich auch ein erhöhtes Aufpassen für die Comicverkäufer. Die wollen natürlich den richtigen Leuten die richtigen Comics andrehen und müssen sich extrem um ihre Kundschaft kümmern. Da wäre dann ein ordentlicher Ratgeber zumindest auf der Website angebracht. Es ist zwar zu erwarten, dass sich die Verkäufer die Comics anschauen, bevor sie in die Werbemittelschlacht ziehen, aber im Eifer des Gefechts können Fehler passieren und niemand möchte der Depp sein der einem Kind einen bösen Comic in die Hand gedrückt hat. Damit meine ich nichtmal Pulidos oder Arcanas Babefest-Comics, sondern sowas wie das "all ages approved" IDW-Heft. Ein kleiner Hinweis an welche Altersklassen sich welcher Comic richtet wäre nett.

    Altersklassen: die Dinger kosten Geld, aber DC und Image... entweder packt ihr nächstes Jahr in eure Sampler ein paar Dinge die sich auch an Nicht-Superheldenleser richten, oder ihr bringt zwei Gratissampler raus. Zu Image schrieb ich ja oben schon was, aber DC hat das Vertigo-Label... Losers... 100 Bullets... Y... Human Target... das sind Comics die es wert wäre ein wenig zu "pimpen", wie der US-Term dazu momentan ist.

    Und zuletzt muss man für's nächste Jahr umdenken. Zwar scheint die Berichterstattung gut zu laufen, aber der Novitäteneffekt ist weg. Das ist der dritte FCBD und mit jedem Jahr wird dieses Ereignis uninteressanter werden. Entweder muss man das nächstes Jahr mit einer großen Kampagne begleiten und es wirklich öffentlich machen, oder man muss sich noch eine besondere Attraktion ausdenken, die die Presse lockt. Das Ganze darf nicht zu einem dieser in der Wahrnehmung bedeutungslosen Tage wie dem "Tag der Erde", "Tag der Frauenrechte", "Weltnichtrauchertag", "Tag der Vereinten Nationen", "Tag der biologischen Vielfalt" oder "Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses" (gibt es alle wirklich, bekommt nur keiner mit) werden. Der FCBD findet in Comicstores statt. Neuleser werden sich nur in diese Läden verirren wenn der FCBD rechtzeitig und groß genug angekündigt, berichterstattet und beworben wird, das sollte man sich schonmal merken und frühzeitig anfangen nachzudenken wie man es nächstes Jahr auch größer ins Feuilleton der New York Times oder der Washington Post schafft. Wenn der FCBD nämlich nur in Weblogs und Comicmagazinen diskutiert wird und dazu dient, dass Leute die ihre Comics ohnehin kaufen einmal im Jahr kostenlos Comics abgreifen, dann können wir uns das schenken. Das ist noch nicht so, aber das ist eine Sache die wir bei dieser Aktion immer im Hinterkopf behalten sollten, der FCBD sollte nicht zum reinen Selbstzweck verkommen...

    posted by Björn um 23:43 | Permalink


    No Comics Today
    (Vermischtes)

    *Ein verflixt nützlicher Link (mit bestem Dank an Mark Evanier) ist Bug Me Not. Wer einen Artikel auf einer Seite lesen möchte für die man sich erst registrieren muss (z.B. die New York Times, die WaPo, der Media Guardian), aber keine Lust hat ständig falsche E-Mail-Adressen einzurichten oder täglich tonnenweise Zusatzspam neben dem Spam von Penisverlängerern, nigerianischen Uranminenbetreibern und Viagraschmuggelringen aus Tichuana zu erhalten, der kann hier nachschauen ob es nicht schon einen Account gibt den man benutzen kann.

    *Heute Morgen lief auf MTV ein Making-Of zu "Spider-Man 2". So sehr es mich auch freut, dass die Öffentlichkeit den Spinnenmann mag, so sehr missfällt es mir Stan Lee in diesen Dokus zu sehen. Wenn Stan Lee über seine dreißig bis vierzig Jahre alten Geschichten redet, dann phantasiert der gute Mann da einen politischen, philosophischen, psychologischen und metaphysischen Subtext rein der so in diesen Comics einfach nicht existiert. Und MTV, Pro 7, VIVA und all ihr anderen Sender die ihr über Spider-Man berichtet: den haben zum einen auch andere Menschen als Stan Lee geschrieben und gezeichnet und, jetzt sollte neben MTV, VIVA, Pro7 auch Stan Lee aufpassen, es würdezum anderen nicht schaden mal den Namen Steve Ditko nachzuschlagen, eh?

    *Kleines Kino Royale: wer Shrek 1 mochte, der wird Shrek 2 lieben. Viel will ich dazu nicht sagen, aber hier passt fast alles. Der Film ist konsequent noch eine Nummer bissiger als sein Vorgänger, parodiert wie die Zuckers und Mr. Abraham in besten "Die Nackte Kanone"-Zeiten und alleine die "Reality TV"-Sequenz kurz vor Schluß, inklusive O.J. Simpson-Parodie (immerhin verwandelt sich Esel in einen weißen Bronco, wink-wink, nudge-nudge), ist das Eintrittsgeld wert. Leider nur die deutsche Version gesehen, aber hier möchte ich es loben, dass man wieder die deutsche Stimme von Eddie Murphy und auch die deutsche Stimme von John Cleese (und wenn ich mich nicht irre wurde die böse Stiefschwester von der deutschen Stimme von Bruce Willis gesprochen) engagiert hat. Sowas finde ich um einiges besser als US-Stars durch "deutsche Stars" zu ersetzen. Schlechte Beispiele hatten wir da ja einige. Ingolf Lück ist beispielsweise ganz sicher nicht der deutsche Mel Gibson, auch wenn uns das "Chicken Run - Hennen Rennen" weiß machen wollte...

    *Heute ist Samstag, das heißt um 0130 Uhr (okay, technisch gesehen Sonntags morgens um halb Zwei) läuft auf CNN die "Daily Show with Jon Stewart - Global Edition". Als Nachrichtensendungenparodie, sowas wie der geistreiche Bruder der "Freitag Nacht News" (man lasse sich jetzt bitte nicht von dem Vergleich abschrecken) und interessanterweise eine Sendung die verdammt lustig ist und trotzdem jede Menge intelligenter Punkte über das Verhalten von US-Politikern beider Seiten zu machen hat. Nicht selten ist man da treffsicherer als im die Sendung umgebenden Programm der echten Nachrichten.
    Angucken und anschließend kann man hier laut und deutlich sagen, dass man diese Sendung mag und sich freuen würde wenn man 5 US-Sendungen pro Woche nicht in eine Wochenendausgabe von kaum 20 Minuten pressen würde und das "Daily Show", mit Betonung auf Daily, ziemlich gut klingt.
    (Hier kann man probeweise mal ein paar Videos aus der Sendung sehen).

    posted by Björn um 23:40 | Permalink


    02.07.2004

    Hey, 20th Century TriStar... do you read this?
    (Comicverfilmungen)

    Die Seattle Times hat einen sehr netten Artikel auf ihrer Website in dem sie die "Tu's und Lass es!" der Comicverfilmungen auflistet. Dabei macht sie einen Haufen verflixt valider Punkte und irgendjemand sollte den Bossen der großen Hollywoodstudios eine Kopie dieses Artikels schicken oder ihnen die Kopie direkt spiegelverkehrt vor die Stirn nageln, damit sie's jeden Morgen beim "Chaka! Ich schaff das!"-Sagen vor'm Spiegel sehen.

    Ein ganz entscheidender Punkt ist: "Don't buy the rights to a title just to change what made it popular", und dann der Verweis auf "League of Extraordinary Wir Brauchen hier noch einen Amerikaner". Anschließend erfahre ich, der ich selten die Comic-to-Film-News verfolge, mehr über "Constantine", den anstehenden Hellblazerfilm. Ich hatte schon gehört, dass man aus dem Briten John Constantine einen Amerikaner macht. Aber, hey, Hollywood macht aus echten Briten im Kino Amerikaner, also warum sollte es da einem fiktiven Trenchcoatzausel besser ergehen.

    Ich wusste aber noch nicht, dass das Setting vom unheimlichen England nach L.A. verlagert wurde. Sicher, das muss den Film nicht schlechter machen und Los Angeles kann sehr unheimlich sein, was vorallem für Hollywood gilt, aber... öh... irgendwie geht dem Film da doch schon etwas verloren, oder? Und dann lese ich, dass Blondie Constantine jetzt schwarzhaarig ist... das ist definitiv kein Problem, bis ich lese wer unter dem schwarzen Haarschopf stecken wird: Keanu Reeves. Ich habe nichts gegen Keanu Reeves, ich finde immer noch, dass seine Charakterisierung von Ted "Das Nashorn" Logan zum besten gehört das man je in Hollywood gesehen hat (okay, so toll war er nicht, aber ich hege große Sympathien für beide "Bill & Ted"-Filme... wobei ich den ersten präferiere). Aber seitdem hat der Gründer der "Keanu Reeves Schauspielschule für angewandte Mundwinkellähmung" sich essentiell nicht weiterentwickelt. Sein Neo war sein mnemonischer Johnny minus den versauten Haarschnitt. Der Mann hat Probleme mehr Gesichtsausdrücke zu finden als Steven Seagal.

    Fassen wir zusammen: Keanu Reeves als amerikanischer John(ny?) Constantine in Los Angeles? Es mag unfair sein einen Film vor seinem Start aufgrund solch minimaler Veränderungen zu bewerten, aber: ich rieche hier einen weiteren Sargnagel für die auslaufende Serie an Comicverfilmungen. Warum macht man nicht einen eigenständigen Film über einen spirituellen Detektiv in L.A., dann spart man sich Lizenzgebühren. Und spiritueller Ermittler ist gängie Literaturgattung, Mr. Dirk Gentley könnte Ihnen da sicher einige in der Branche aufspüren, während Sie ihren langen, dunklen Fünfuhrtee der Seele trinken.

    Ein großes "Fuck You!" übrigens auch mal an die Produzenten die sich überlegt haben wie man Hellboy drehen könnte ohne eine Ausgeburt der Hölle darin vorkommen zu lassen (die Antwort: "Am besten gar nicht!") oder wie man Terry Pratchetts "Gevatter Tod" (okay, das hieß im Englischen "Mort", aber auch das intendiert schon einiges) verfilmen kann... ohne dem Publikum "Gevatter Tod" zuzumuten. ARGH.

    Wichtig auch Punkt 3: "Cast right, not big." Da erwähnt die Times nochmal, dass sie Reeves nicht als Constantine gecastet hätten. Aber es stimmt: gutes Casting ist wichtig und die Leute die Marvelverfilmungen machen haben bisher meistens einen guten Job gemacht. Hugh Jackman verkörpert Wolverine perfekt und Tobey Maguire ist Spider-Man. Aber das heißt zum Beispiel auch, dass man nicht (n-i-c-h-t) Chris O'Donnell als Robin castet... oder Alicia Silverstone als Batgirl... oder Val Kilmer als Batman. Himmel, Val Kilmer sollte man, wenn man alle Murmeln beisammen hat, am besten gar nicht casten, der Mann ist ein laufendes, sprechendes Kassengift.

    Mit Ausnahme von Michael Clark Duncan als Kingpin in "Daredevil" (der Mann war einfach nur öde und nicht im Ansatz so bedrohlich oder wirkungsvoll wie die Comicvorlage) machen Marvelverfilmungen damomentan einen guten Job. Bei DC wird sich erst noch zeigen wie sehr Halle Berry Catwoman ist und ob man mit Keanu Reeves einen guten Fang als Constantine gemacht hat (übrigens: Johnny Depp hatte mit dem Ermittler aus "From Hell" wirklich gar nichts mehr gemein... von wegen, Dinge ändern und seltsam casten). Aber man scheint mit Christian Bale einen guten Batman gefangen zu haben. Bleibt nur zu hoffen, dass Chris Nolan sich hier nicht verheizt sondern seine in Memento demonstrierten Fähigkeiten teilweise einfließen lassen kann.

    Auch sonst macht der Artikel gute Punkte, man verweist nochmal darauf, wie leicht ein Heldenkostüm im Kino albern aussieht (die Haute-Cotuire-(Coutier? Konfitüre)-Batmankostüme aus Batman III & IV mit den hervorstehenden Brustwarzen... ja, sowas sollte bei keinem guten Superheldenkostüm fehlen. Fanboys auf der ganzen Welt würden jauchzen wenn es dieses Feature für Storm und Psylocke in X-Men III geben würde...) und wie wichtig es ist zu sehen was im Comic, aber nicht im Film funktioniert (die Spandexkluft der Comic-X-Men gegen die matrixesquen Lederklamotten aus dem Film). Wobei man machmal nicht zuviel ändern kann, weil ein Kostüm einfach untrennbar mit dem Charakter verbunden ist... kann sich jemand Spider-Man oder Superman mit anderen Kostümen vorstellen? Wohlgemerkt, in einem Film, das heißt an einer Stelle wo diese Charaktere von Leuten gesehen werden die eben nicht wissen, dass Superman (wie auch Bob Dylan) mal seine elektrische Phase und Spider-Man mal "dressed in black" war.

    Auch die anderen Punkte sind lesens- und nachdenkenswert. Schwer zu hoffen, dass der Artikel in Hollywood ein paar der richtigen Leute in die Hände fällt. Gehört auf jeden Fall zum Besten was ich in letzter Zeit in Sachen Comicverfilmungen in der Nicht-Fachpresse gelesen habe. Guter Job.

    posted by Björn um 01:26 | Permalink


    Und sie rennen uns die Bude ein
    (Folgegewinne)

    Es gibt eine "South Park"-Episode in der Gnome einem kleinen Jungen, Tweek, die Unterwäsche stehlen um Geld zu machen. Ihr Geschäftsplan sieht folgendermaßen aus:

    1. Steal Underwear
    2. ???
    3. Profit

    Niemand weiß so recht was der zweite Schritt ist, aber irgendjemand anders wird es schon wissen. So ähnlich scheinen auch die Pläne bezüglich der Comicverfilmungen auszusehen. "1. Make Comic Movie, 2. ???, 3. Profit". Denn, wenn du ihnen Filme zeigst werden sie kommen.... in die Comicstores um sich alles unter den Nagel zu reißen was auch nur entfernt nach Spider-Man oder X-Men aussieht. Zumindest war das die Argumentation von Joe Quesada und Bill Jemas (und der Alptraum von all jenen, die befürchteten, dass die Comics bald ihre Seele verlieren würden, weil man nur noch die ungewaschenen Filmzuschauer bedient und nichtmehr die treuen Stammleser die die Serien jahrelang am Leben gehalten haben... it's a cold, uncaring world, n'est ce-pas?). Die Saratosa Herald Tribune hat sich bei lokalen Comichändlern mal umgeschaut und erfragt ob dieses Credo stimmt und die Antwort ist: naja...

    "We only see a minor bump. There will be a bump in merchandising, but not in the actual comic book. They put out extra little limited-run series around that time, and anybody who's already a fan of Spider-Man will probably pick it up. But very few people who hear about the movie come in to get the comics. Comics like Spider-Man and X-Men and Batman -- they're always popular. Movie or not, they're always going to be big sellers for our shop."

    Allerdings dürfte das, außer für totale Optimisten, für Bill Jemas, Avi Arad oder Joe Quesada auch kaum eine Überraschung sein. Die letzten Jahre scheinen gezeigt zu haben, dass Comicfilme zwar das Geld verschieben, aber kein neues Geld reinbringen. Es werden nicht insgesamt mehr Comics gekauft, sondern bestimmte Comics verkaufen sich im Filmumfeld besser als sonst. Das Geld dass nun in diese Comics investiert wird geht dafür nicht in andere Comics. So schlicht ist das.

    ...

    And now for something completely different: Herzlichen Glückwunsch, Griechenland und jedem der so irrsinnig war vor der EM auf eine Finalbeteiligung der sympathischen Punktelieferanten aus dem Mittelmeerraum zu wetten. Ich hätte es nicht gedacht. Irgendjemand sollte die Erlangener Nachrichten im Auge behalten und herausfinden wieviele Menschen der Griechische-Ein-Wagen-Autokorso, der schon während des Comicsalons auf Beutefang war, heute mitnimmt.

    posted by Björn um 01:24 | Permalink