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11.06.2008

Masturbation in Northampton
(Eindrücke von einer englischen Comic-Konferenz)

Gerade wieder einigermaßen erholt von den vier Tagen Comic-Salon, wurde einer unserer Comicgate-Redakteure zu einer Comic-Konferenz in Northampton (UK) eingeladen. Zur Klärung sei gesagt, dass es sich bei einer "Comic-Konferenz" im Prinzip um eine wissenschaftliche Tagung handelt, bei der die Auseinandersetzung mit dem Medium Comic im Mittelpunkt stehen soll. So hatte die Northampton School of Arts letzte Woche unter dem Titel "Paraliterary Narratives - Reassesing the Graphic Novel" dazu eingeladen, sich näher mit dem Phänomen dieser Form zu befassen.

Die anwesenden Wissenschaftler bemühten sich, trotz Instant-Kaffee und kalten Sandwiches, ihre Theorien zu den Comics mit der nötigen wissenschaftlichen Professionalität zu präsentieren. Am Ende des Tages war man um viele interessante Einsichten reicher. So wurde zum Beispiel der lange und beschwerliche Weg des Captain Marvel bis hin zu Miracleman dargelegt. Auf minutiöse Weise wurde beschrieben, wie Alan Moore für Eclipse die Vergangenheit von Miracleman fein säuberlich mit seiner Schreibe sezierte und ihm eine neue Identität verpasste. Ein anderer Wissenschaftler beließ es nicht bei dieser eher überblickshaften Betrachtung der Comic-Historie und analysierte stattdessen Dave Coopers Umgang mit der fleischlichen Lust und Darstellung von Körperlichkeit in seinem Comic Ripple.

Doch die kleine englische Gemeinde ist nicht wegen dieser Tagung auf der Comic-Landkarte verortet. In Sachen Comics ist der Name Northampton wohl eher ein Begriff, da dies der Wohnsitz des bekannten Comicautors Alan Moore ist. Obwohl Moore eingeladen wurde, war er leider nur im Geiste bei den Teilnehmern. Obwohl er nicht zugegen sein konnte, da er fleißig an dem neuen Band der League of Extraordinary Gentlemen arbeitet, überschattete seine Präsenz die gesamte Tagung: Verschiedenste wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Moores Werk wurden zum Hauptthema der Konferenz. So diskutierte man z.B. über die sehr literarischen Passagen in League of Extraordinary Gentlemen: The Black Dossier. Alex Fitch, Autor des Comic-Podcasts borderpanels.com, kam zu dem etwas ordinären Schluss, dass Moore mit Texteinschüben wie "The Crazy Wide Forever" nichts weiter als Masturbation betreibe, da ihm kein Comicleser auf diesen literarischen Pfaden folgen wird. Der gute Mann hat wohl noch nichts von postmoderner Manier gehört. Der Engländer machte aber deutlich, dass diese Meinung sehr wohl fundiert sei, da er die Telefonnummer seines technophoben Landsmanns besitzt und mit ihm persönlich offenbar über Masturbation gesprochen habe.

Zu einem späteren Zeitpunkt ging auch der Veranstalter der Konferenz auf den Mann mit Bart ein und bemerkte, dass Moores Haus ja gleich in der Nähe ist. Obwohl es unserem Comicgate-Mitarbeiter nicht möglich war, ein Foto dieses Hauses mitzubringen, hat er im Gespräch mit dem englischen Kollegen Wiseman-Trowse folgende Anekdote auftreiben können: Alan Moore wohne nicht, wie man annehmen mag, im Haus der Addams Family, sondern in einem ganz schlichten viktorianischen Reihenhaus, mit denen England förmlich übersät ist. Demnach sei es relativ schwer sein Haus zu finden, wenn man nicht die genaue Adresse kennt. Zu dieser Überzeugung sei auch Johnny Depp gekommen: Er wollte sich auf die Rolle des opiumsüchtigen Protagonisten in From Hell vorbereiten und hatte deshalb mit Moore ein persönliches Treffen vereinbart. Nur leider dachte der Depp, dass ein viktorianisches Haus in England leicht zu finden sei. So freute sich ganz Northampton am Anblick der A-Prominenz, die durch ihre Vorgärten streifte, um beim Klinkenputzen vergeblich den Namen "Moore" zu finden.

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posted by Daniel Wüllner um 12:17 | Permalink