Iron Man

USA 2008, Regie: Jon Favreau, Hauptdarsteller: Robert Downey Jr. (Tony Stark), Terrence Howard (Jim "Rhodey" Rhodes), Jeff Bridges (Obadiah Stane), Gwyneth Paltrow (Virginia "Pepper" Potts), Jon Favreau (Happy Hogan), Leslie Bibb (Christine Everheart), Stan Lee

"Heroes aren’t born - they are built!"

Inhalt:
Tony Stark (Robert Downey Jr.) hat Dank seiner technischen Brillanz das Vermächtnis seines Vaters, die Rüstungsfirma Stark Industries, zu neuen Erfolgen gebracht und sich selbst ein Leben als Multimillionär und Playboy beschert. Erst als er durch afghanische Rebellen entführt wird, merkt Stark welche Auswirkungen seine Waffengeschäfte haben. Um der Gefangenschaft zu entkommen, baut er sich eine eiserne Rüstung, die mit übermenschlichen Kräften und einem gewaltigen Waffenarsenal ausgestattet ist und ihm so zur Flucht verhilft. Der Gefahr entkommen, muss sich Stark alias Iron Man mit der Hilfe seiner Assistentin "Pepper" Potts (Gwyneth Paltrow) in seinem alten Leben neuen Aufgaben stellen. Aus der eisernen Rüstung wird der hochtechnologische Anzug, in den Stark höchstpersönlich steigt, um gegen das Böse zu kämpfen.

Kurzkommentar:
Nach einer Vielzahl von langweiligen Effekthaschereien und unübersichtlichen Storylines hat sich der Comicverlag Marvel dazu entschieden, neben Spider-Man und den X-Men mit Iron Man einen weiteren Superhelden gegen seinen Konkurrenten DC-Comics (Batman Begins) auf die große Leinwand zu schicken. Der Regisseur Jon Favreau, dem man zu diesem Zweck ein Millonenbudget an die Hand gegeben hat, nimmt die Tagline des Filmes: „Superhelden werden nicht geboren … Sie werden gemacht!“ dabei sehr ernst: Anstatt Starks Maschinenwelt mit minutenfüllenden Special-Effects zu bestücken, baut Favreau auf den einzig wahren Spezialeffekt – die Schauspielerei. Gerade durch diese Rückbesinnung auf die Menschlichkeit seiner einzelnen Figuren beweist Marvel seine Stärke gegenüber zweidimensionalen Comicadaptionen wie Superman Returns und stellt, während man sich dabei köstlich amüsiert, sogar Batman Begins in den Schatten.

Kritik:
Wenn man über die Figur Iron Man schreibt, muss man sich zunächst bewusst sein, dass, obwohl Marvels Superheld neben den X-Men und den Fantastischen Vier eine feststehende Comic-Größe ist, seine Abenteuer auf dem gedruckten Papier in den vergangen Jahren eher eine gewisse Ideenlosigkeit an den Tag legten. Unter diesem Aspekt lässt einen das Budget von 186 Millionen Dollar, das Marvel Comics für die Verfilmung bereitgestellt hat, erzittern. Kann man als Zuschauer mehr erwarten als die mittlerweile klassische Hollywood-Spezialeffekte-Kette à la Transformers, die nur an einzelnen Momenten von menschlichen Akteuren durchbrochen wird, um die Handlung voran zu treiben, wie z.B. die Rettung der Menschheit. Solche Erwartungen beim Publikum bekamen durch die Bekanntgabe der ausgewählten Schauspieler, Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Jeff Bridges und Terrence Howard, nur noch mehr Futter. Kann dieses Star-Ensemble an Akteuren den Ansprüchen der Zuschauer gerecht werden?

Gleich zu Beginn des Filmes wird die Riege der Schauspieler noch durch ein weiteres Gesicht ergänzt, das sich aber nicht sofort einordnen lässt. Obwohl der Schauspieler, der Starks Chauffeur Happy Hogan spielt, ungemein vertraut wirkt, fällt der Name doch erst bei zweiten Hinschauen ein: Jon Favreau spielte bereits in Daredevil Matt Murdocks Partner Franklin „Foggy“ Nelson. Während sich Favreau in der Vergangenheit immer wieder durch Rollen als bester Kumpel (in Swingers) oder auch als nicht ganz so guter Kumpel (in Very Bad Things) bewies, hat er mittlerweile mit Komödien wie Elf und Zathura: A Space Adventure erfolgreich die Position hinter der Kamera eingenommen. Favreau zeigte sich von dem Angebot, Iron Man zu verfilmen, sichtlich angetan: „Von allen Figuren des Marvel-Universums, die bislang noch nicht verfilmt wurden, ist er die allergrößte.“ Die Größe dieser Helden, so Favreau, liegt vor allem in der Menschlichkeit, die Stan Lee, Jack Kirby und Steve Dikto den Marvel-Comic-Figuren in den 1960ern einhauchten. Während zu dieser Zeit Menschen in fliegenden Rüstungen noch Zukunftsmusik waren, versetzt der Film diese Vision in die Gegenwart. Obwohl der Chauffeur Favreau im Film nicht wirklich überzeugt, so lenkt der Regisseur Favreau dafür seine Schauspieler umso sicherer durch die Produktion von Iron Man.

So beginnt der Film mit einem Szenario, bei dem Tony Stark Waffengeschäfte mit dem US-Militär in Afghanistan tätigt. Dieser aktuelle Bezug lässt den Zuschauer für einen Moment zusammenfahren, da er sich zunächst wie im falschen Film fühlt. Ergänzt wird dieses Unbehagen durch Starks eindeutige Rhetorik, die wohl eher zu Filmen wie Charlie Wilson’s War passen würden: "Is it better to be feared or respected? And I’d say is it too much to ask for both?" Doch in diesem Fall kommen diese Worte aus dem Mund eines überzeugenden Robert Downey Jr., der Tony Stark in der Manier eines Captain Jack Sparrow spielt. Was interessiert uns der Konflikt in Afghanistan, wenn wir betrunken in unserem Privat-Jet sitzen, während halbbekleidete Stewardessen an einer Stange tanzen? Obwohl der Protagonist nach seinem Aufenthalt in einer Höhle in den afghanischen Bergen einen Sinneswandel vollzieht, geht es sicher in Amerika angekommen zunächst zum Burger King. Obwohl Downey Jr. einen überzeugenden und überzeugten Tony Stark spielt, findet er immer überall Platz für seine humoristischen Einlagen, wenn er Whiskey im Humvee trinkt, Stan Lee zu seinem Erfolg bei dem weiblichen Geschlecht gratuliert oder eben aus dem Inneren seiner Rüstung seinen Bekannten auf dem Handy anruft. Dabei spürt man förmlich, wieviel Spaß es Downey Jr. macht, mit seinen Partnern wie Gwyneth Paltrow, Terrence Howard und Jeff Bridges zu spielen, aber auch wie er mit einem computergesteuerten Roboterarm harmoniert. Ebenso wie der Roboterarm lässt sich auch der Rest des Casts von seinem Protagonisten mitreißen.

Lässt man die dümmlichen Promotion-Kommentare der Schauspieler, sie seien ja alle schon immer Comicleser gewesen, mal beiseite, zeigt sich vor der Kamera vor allem ihre Freude am Schauspielern. Aus Gwyneth Paltrow wird auf einmal Starks rothaarige Assistentin Virginia „Pepper“ Potts, die ganz im Stile einer Ms. Moneypenny unserem Protagonisten immer einen Schritt voraus ist. Im Gegensatz zu James-Bond-Filmen gibt sich Favreau aber nicht damit zufrieden, sein Set um ein hübsches Gesicht bereichert zu haben, sondern setzt die Figur immer wieder gekonnt ein, um die menschlichen Schwächen eines Tony Stark aufzudecken und beweist, dass der ein Herz hat – auch wenn es ein mechanisches ist. Leider konnte der Oscar-Nominierte Terrence Howard in seiner Rolle als Starks Freund Rhodey nicht wirklich brillieren. Die oben bereits beschriebene Thematik der amerikanischen Außenpolitik wird im Laufe des Filmes immer mehr in den Hintergrund gedrängt, was Howards Figur, die beim Militär arbeitet, verblassen lässt. Dafür liefert er durch sein "next time …" das perfekte Statement für eine Fortsetzung. Die Riege der Nebendarsteller wird komplettiert durch Jeff Bridges, der nach einer Vielzahl von Independentfilmen wieder in einem Blockbuster zu sehen ist. Er spielt Starks Teilhaber bei Starks Industries. Während man von Tony Stark viel öfter erwartet hätte in seine Rüstung zu springen, so ist es doch Bridges, der mit Vollglatze und -bart der Make-up-Crew mehr abverlangt. Neben Downey Jr. wirkt Bridges wie ein Riese, der die Firma vor jeglicher Gefahr zu verteidigen sucht. Favreau gelingt es, seine Nebendarsteller sinnvoll in den Film zu integrieren. Dagegen wirken die Herren Morgan Freeman, Michael Caine und Liam Neeson in Batman Begins lediglich wie Dekor für Hauptdarsteller Christian Bale.

Aber selbstverständlich kommt auch Iron Man nicht ohne Technik und Special Effects aus. Während man sich bei allen bisherigen Spider-Man-Verfilmungen immer gefragt hat, warum Spider-Man in den Actionsequenzen wie eine Gummipuppe aussieht, hat Regisseur Favreau auch diesen Teil seiner Filmproduktion gut im Griff. Er beweist ein regelrechtes Gespür dafür, wann es computeranimierter Effekte bedarf und wann ein einfaches Metallgestell auch ausreicht, ja den Effekt sogar verstärkt. In der einen Sekunde sehen wir Tony Stark mit Hilfe von Virtual Reality seine neue Rüstung erstellen und in der nächsten Szene nehmen wir Teil an der Vollendung von Starks Alter Ego, Iron Man. Von obligatorischen Scharmützeln bis hin zum finalen Endkampf gibt es immer wieder Beweise dafür, dass man diese Effekte heutzutage so einsetzen kann, dass man sie nicht mehr nur also bloße Effekte wahrnimmt.

Abschlussbewertung:
Was Regisseur Jon Favreau in 118 Minuten Laufzeit seinen Zuschauern bietet, lässt all die schlechten Marvel-Filme aus den Achtzigern vergessen. Für alle kommenden Comic-Verfilmungen belegt Iron Man eindeutig, dass es sich lohnt, nach ein paar anständigen Schauspielern zu suchen, um den Comic-Figuren echtes Leben einzuhauchen. Vielleicht werden Fans von Actionfilmen mit Iron Man nicht ganz auf ihre Kosten kommen, wer aber lieber Helden in Blechdosen haben möchte, kann sich gerne noch mal Transformers auf DVD angucken. Wenn es aber darum geht, die uns so lieb gewonnen Helden aus den Comics im "echten" Leben zu sehen, dann zeigt uns Jon Favreau mit Iron Man genau die menschlichen Abgründe, die bereits Stan Lee sich vor vierzig Jahren erdacht hat. dw



Bewertung:

Links:
Offizielle Film-Website (englisch)
Offizielle Film-Website (deutsch)
Iron Man in der Wikipedia

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