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 Hellboy
USA 2004, Regie: Guillermo del Toro, Drehbuch: Mike Mignola, Guillermo Del Toro, Hauptdarsteller: Ron Perlman (Hellboy), Selma Blair (Liz Sherman), John Hurt (Dr. Broom), Jeffrey Tambor (Tom Manning), Karel Roden (Grigori Rasputin), Victoria Smurfit (Ilsa), Rupert Evans (FBI-Agent Myers), Doug Jones (Abe Sapien)
Hellboy, ein von Nazis in unsere Dimension gebrachter Dämonjunge, wechselt die Seiten und wächst durch den guten Einfluss seines Ziehvaters Dr. Broom zu einem Verteidiger gegen die Mächte des Bösen heran. Dabei muss er lernen, dass fantastische Kräfte sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein können und ihn gleichsam von der Gesellschaft isolieren, die nur er beschützen kann.
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Inhalt:
1944. Der zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende entgegen, und für Nazideutschland scheint schon alles verloren. Aus diesem Grund beschließt ein Sonderkommando um Major Ilsa Haupstein und Hitlers metallmasketragenden Meisterassasinen, Doktor Karl Ruprecht Kroenen, dass verzweifelte Zeiten verzweifelte Maßnahmen erfordern. Zusammen mit Rasputin, seines Zeichens Hofmystiker des Zaren Romanow bevor die Revolution kam, begibt man sich an die schottische Küste, um in einem alten Kloster ein Portal in ein anderes Universum zu öffnen und so die Beliu-Jahad, sieben uralte Götter der Zerstörung, zu erwecken und für die Nazis den Krieg gewinnen zu lassen. In letzter Sekunde gelingt es einem alliierten Kommandounternehmen, dem auch der Katholik und Okkultismusexperte Professor Trevor "Broom" Bruttenholm angehört, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Das Portal kann geschlossen und die für seine Öffnung Verantwortlichen können vertrieben oder (scheinbar) getötet werden. In der kurzen Zeit, in der das Portal offen war, gelang es allerdings einem Wesen, in unsere Welt herüberzukommen: einem kleinen Dämonenjungen, den Professor Bruttenholm adoptiert und aus offensichtlichen Gründen Hellboy tauft (so einen Namen, der ja nur deskriptiv, aber nicht gerade schmeichelhaft ist, bekommt man auch nur in den USA beim Einwohnermeldeamt durch… wenn er ihn zumindest John Hellboy genannt hätte...).
Gegenwart. Der junge FBI-Agent John Myers wird zu einer neuen Abteilung versetzt. Unter der Adresse, bei der er sich melden soll, lässt sich zwar nur ein Abfallentsorgungszentrum finden, allerdings entpuppt sich dieses schnell als Hauptquartier des strenggeheimen Bureau for Paranormal Research and Defense (BPRD). Myers trifft auf den alten Professor Bruttenholm, der ihm den Grund für seine Versetzung eröffnet: Bruttenholm hat nur noch kurze Zeit zu leben, möchte aber einen verlässlichen Nachfolger für seine Lebensaufgabe haben, und hierfür hat er Myers persönlich ausgewählt. Nachdem Myers einige Reliquien des BPRD, darunter auch den bei Comicfans sehr beliebten „Speer des Schicksals“, gesehen und Mister Abraham Sapien, den abteilungseigenen Fischmenschen mit telepathischen Kräften, kennen gelernt hat, erfährt er, worum es sich bei dieser Aufgabe handelt. Er soll sich um die Person kümmern, auf die er in einem Raum voller Pfannkuchen, Kätzchen und Fernsehgeräten trifft; die Person, die ihn Zigarre rauchend auf eine halb sarkastische, halb gelangweilte Art unter die Lupe nimmt; die sich ihre Hörner abfeilt, um „besser in die Gesellschaft zu passen“... und die in den USA als Legende wie die Roswell-Aliens oder Bigfoot gilt: Hellboy.
In den sechzig Jahren seit seiner Ankunft auf der Erde ist Hellboy langsamer gealtert als die Menschen, so dass er sich von seiner emotionalen Entwicklung her etwa zwischen Teenager und Twen befindet. Nur dass dieser Teenager knallrot ist, eine rechte Hand aus Stein hat und mit einem Schlag Wände zertrümmern kann. Auch wenn Professor Bruttenholm Myers rät, dass ein paar Schokoriegel das Eis zwischen ihm und Hellboy brechen könnten zeigt Hellboy kein übermäßig großes Interesse daran, sich mit dem FBI-Mann anzufreunden. Der hat derweil noch daran zu knabbern, dass es Monster wirklich gibt und er sich nicht nur mit einem unterhält, sondern sogar dessen Vormund werden soll. Das gegenseitige Beschnuppern wird allerdings jäh unterbrochen, als es Monsteralarm in einem Museum gibt.
Das BPRD-Team fährt zu besagten Museum, wo Abe mit seinen telepathischen Kräften feststellt, dass hier eine große Bedrohung lauert. Hellboy fasst dies als Aufforderung zum Tanz auf, greift sich seine Pistole (mit gesegneten Silbergeschossen mit Knoblauchfüllung geladen… man weiß ja nie) und betritt das Museum, wo er relativ schnell das gesuchte Monster an der Decke hängend findet. Hellboy und das Monster, das aussieht wie eine Mischung aus den Gowzers Monsterhunden aus „Ghostbusters“ und dem Predator, beginnen sich quer durch das Museum zu prügeln und dabei ordentlich Schaden anzurichten. Derweil entdeckt Abe alte Aufzeichnungen, die besagen, dass das Monster Sammael genannt wird und ein ziemlich fieser Mistkerl ist. Dummerweise wird nicht verraten, wie man es tötet. Hellboy entscheidet sich darum dafür, das Biest einfach mit seiner Knarre wegzupusten.
Nach erfüllter Arbeit kehrt Hellboy zum Rest des BPRD-Teams zurück. Dieses hat inzwischen einen Hinweis darauf gefunden, warum das Monster aktiv wurde. Abe, der auch psychometrisch begabt ist, berührt ein Indiz, Professor Bruttenholm berührt Abe und kann so sehen, was hier vor sich gegangen ist: Ilsa und Kroenen, die man für tot hielt, brachen in das Museum ein und befreiten Sammael. So erfährt das Team zudem, dass Sammael eine unangenehme Angewohnheit hat: er vermehrt sich wie Castingshows im deutschen Fernsehen. Für jeden Sammael, der stirbt, tauchen zwei neue auf. Hellboy kehrt darum in das Museum zurück, wo er auf einen weiteren Sammael trifft. Die Prügelei führt die beiden aus dem Museum durch einen Straßenzug, auf dem gerade Halloween gefeiert wird, und schließlich in die U-Bahn- Schächte. Hier stellt Hellboy fest, dass er feuerresistent ist, Sammael aber nicht. Er nutzt die Hochspannung der U-Bahn-Gleise, um Sammael brutzeln zu lassen.
Anstatt allerdings sofort nach der Mission ins Hauptquartier zurückzukehren, entscheidet sich Hellboy dazu, die Gelegenheit zu nutzen und einen kleinen Ausflug zu machen. Hellboy begibt sich zu einer Geistesheilanstalt, in die sich seine alte BPRD-Kollegin Liz Sherman freiwillig einweisen ließ, da sie ihre pyro- kinetischen (sie kann Feuer entfachen) Kräfte nicht kontrollieren kann. Er will versuchen, Liz, in die er insgeheim verknallt ist, zurück zu holen, was ihm aber nicht gelingt. Das BPRD holt Hellboy hier ab und bringt ihn zurück ins Hauptquartier, wo sein Boss Tom Manning nicht zu erfreut über diese Ausflüge ist, da sie die Geheimhaltung des Projekts gefährden. Allerdings mag Mannings es auch gar nicht, dass man ein abscheuliches Monster einsetzt, um andere abscheuliche Monster zu bekämpfen.
Derweil bleiben die Bösen, denen es gelungen ist, Rasputin aus der Paralleldimension (in die er 1944 geschleudert wurde) zurück zu holen, in der Geistesheilanstalt und bringen Liz dazu, erneut die Kontrolle über ihre Kräfte zu verlieren, im Schlaf das Gebäude niederzubrennen und alle Insassen zu töten.
Als die Wunden versorgt werden, die Hellboy sich während seine Kampfs mit Sammael zugezogen hat, stellt das BPRD fest, dass der verflixte Predatorköter es geschafft hat, Eier unter Hellboys Haut abzulegen und dass es darum sehr wahrscheinlich ist, dass Sammael während des Kampfes auch weitere Eier an dunklen, warmen Plätzen abgelegt hat. Man entscheidet, die Kanalisation nach diesen Eiern abzusuchen.
Bei dieser Aktion muss das BPRD herbe Verluste hinnehmen. Zwar gelingt es den Agenten, Kroenens Geheimversteck und ein ganzes Nest kleiner Sammaels zu finden, allerdings müssen dabei mehrere Agenten ihr Leben lassen, und Abraham Sapien wird schwer verwundet. Hellboy bringt den verletzten Abe und die Leiche Kroenens zurück zum Hauptquartier. Dort erfährt er, dass Agent Myers es geschafft hat, Liz Sherman dazu zu bewegen, doch wieder mit dem BPRD zusammen zu arbeiten… und sie auch gleich auf einen Kaffee eingeladen hat. Hellboys Freude darüber, dass Liz wieder im Team ist, wird überschattet von glühender Eifersucht. Als Myers und Liz ausgehen, entscheidet sich Hellboy, ihnen heimlich zu folgen. Zusammen mit einem neunjährigen Jungen, der gerade seine Tauben füttert, beobachtet er von einem Dach aus, wie Myers sich an Liz ranmacht und beschließt, diesem gehörig die Tour zu vermasseln.
Kurz darauf wird Hellboy von einem BPRD-Team gefunden, das ihm eine schreckliche Nachricht überbringt: Kroenen hat sich nur tot gestellt und ist aus dem Hauptquartier geflohen, aber nicht ohne zuvor noch Hellboys Ziehvater Professor Bruttenholm zu töten. Der einzige Hinweis, den man am Tatort finden konnte, ein alter Zettel mit einer Adresse, weist nach Moskau.
Hellboy, Liz, Myers, Manning und ein paar ersetzbare soon-to-be-dead BPRD-Mitarbeiter, die im 22. Jahrhundert zu den Redshirts aus „Star Trek“ werden, reisen zu der Moskauer Adresse: ein uralter Friedhof, auf dem sich auch Rasputins Gruft befindet. Allerdings ist der Friedhof so groß, dass es unmöglich scheint, Rasputins Gruft jemals zu finden. Darum öffnet Hellboy ein Grab und erweckt mit etwas magischen Mumbo-Jumbo (dem „Ashes-to-Life“-Kit aus „Monkey Island II“?) eine Leiche zum Leben, schnallt sie sich auf den Rücken und lässt sich von ihr den Weg weisen. Das BPRD-Team bemerkt schnell, dass Rasputins Gruft um einiges größer ist als erwartet. Tatsächlich handelt es sich hier um ein riesiges, unterirdisches Labyrinth. Und das Labyrinth ist gespickt mit Fallen. Die erste davon sorgt dafür, dass das Team getrennt wird.
So sind jetzt Hellboy/Mannings und Myers/Liz auf sich allein gestellt (okay, da ist noch jeweils ein BPRD-Mitarbeiter und die Leiche auf Hellboys Rücken, diese dienen aber nur dazu, möglichst bald zu sterben, um allen zu zeigen, wie gefährlich die Situation ist). Hellboy und Mannings haben, während sie sich auf einer gigantischen Steinbrücke befinden, die ein ebenso gigantisches Pendel Stück für Stück zerstört, einige Streitigkeiten darüber, wer das Kommando in dieser Situation hat. Die beiden lernen erst einander zu respektieren, als sie erneut auf Kroenen treffen und diesen nur im Team besiegen und in eine Grube voller Metallspieße stoßen können. Hellboy rät Mannings, zurückzubleiben. Er geht alleine weiter und trifft auf Myers und Liz, die die Zweisamkeit genutzt haben, um sich darüber klar zu werden, dass sie nur Freunde und nichts weiter sind, und die nun von den letzten noch existierenden Sammaels bedroht werden. Zwar gelingen es Hellboy und Liz, die Monster auszuschalten, allerdings verausgaben sie sich dabei so sehr, dass es für Rasputin ein leichtes ist, sie gefangen zu nehmen.
Hellboy, Liz und Myers finden sich gefesselt in einem Raum wieder, in dem Rasputin seinen Plan nun verwirklichen will, die sieben Götter des Chaos auf die Erde zu rufen. Dazu muss Hellboy seinen wahren Namen aussprechen, der - zusammen mit seiner steinernen Hand - als Schlüssel für ein Portal in die Paralleldimension fungiert. Da Rasputin Liz' Seele geraubt hat und nun droht, diese für immer in die Paralleldimension zu verbannen, geht Hellboy auf dessen Forderungen schließlich doch ein. Er sagt seinen wahren Namen und seine abgefeilten Hörner, Zeichen dafür, dass er eigentlich als Sohn Satans die Erde beherrschen sollte, wachsen nach. Erst als Myers sich befreien kann, Hellboy den Rosenkranz von Professor Bruttenholm zuwirft (der sich in Hellboys Hand einbrennt… immer ist Hellboy gerade dabei, zum Höllenfürsten zu werden) und diesem sagt, dass er alleine über sein Schicksal entscheiden kann, kommt Hellboy zur Besinnung. Er widersetzt sich Rasputin, bricht seine Hörner ab und pfählt den russischen Magier mit den abgebrochenen Hörnern. Myers und Hellboy, der die scheinbar tote Liz trägt, verlassen die Kammer. So entgeht es Hellboy, dass Rasputin auf der anderen Seite des Portals einen Deal mit einem sehr lovecraftig anmutenden, mehrstöckigen Tentakelmonster geschlossen hat. Wenn Rasputin stirbt, bricht dieses Monster aus ihm hervor. Genau das passiert nun, und eine der Tentakeln folgt Hellboy, packt diesen und zerrt ihn Richtung Monstermaul. Nachdem Hellboy feststellt, dass das jetzt höllisch wehtun wird, macht er ein paar extrem durchschlagende Granaten scharf und lässt sich von dem Monster verschlingen… das nun an explosiven Magenbeschwerden zugrunde geht.
Hellboy kehrt zu Myers und Liz zurück und flüstert Liz, die noch immer kein Lebenszeichen von sich gibt, etwas ins Ohr. Liz erwacht, und Myers fragt Hellboy, was er ihr da ins Ohr geflüstert habe. Hellboy antwortet, dass er denen auf der anderen Seite gesagt habe, dass sie die Wahl hätten. Entweder sie lassen Liz’ Seele gehen, oder er würde kommen und sie sich holen. Die Welt ist gerettet, Hellboy und Myers sind Kumpels, und wie es sich für ein zünftiges Happy End gebührt, erkennen Hellboy und Liz, dass sie für einander bestimmt sind. Der Höllenjunge und das Pyromädel geben sich einen im wahrsten Sinne des Wortes flammenden Kuss und Mannings, der sich noch immer in dem Teil der Katakomben befindet, in dem man Kroenen besiegt hat, fragt sich, wo nur alle bleiben.
Erwähnenswert:
Regisseur Guillermo del Toro und Hellboy- Erfinder Mike Mignola haben während der Halloween-Szene einen kurzen Cameo (verkleidet als Ritter und Drache).
Der Speer des Schicksals (die Lanze des Legionärs Longinus, die angeblich Jesus Christus durchbohrte) ist eine Replik der „heiligen Lanze“, einer mittelalterlichen Herrschaftsreliquie, die in Wien zu besichtigen ist (allerdings ist in diese nur ein Nagel, der angeblich vom Kreuz Christus stammt, eingearbeitet).
Unter den Reliquien des BPRD befindet sich auch ein Fötus aus del Toros Film „La Espinoza del Diablo“.
Bruttenholm erwähnt, dass der zweite Weltkrieg endete, als man Hitler 1958 endgültig tötete. Auch in der Comicform stellt sich das Problem Hitler nach 1945. Hier muss Hellboy zusammen mit dem Savage Dragon BrainiApe besiegen, einen Gorilla, dem Hitlers Hirn transplantiert wurde.
Der junge Hellboy, die Leiche auf Hellboys Rücken, Kroenen und Sammael wurden alle von Guillermo del Toro gesprochen.
Die Geldgeber für diesen Film hatten offenbar mehrere Vorschläge, wie man Hellboy machen könnte, ohne dass der Hauptcharakter ein Dämon ist. Man fühlte sich unwohl dabei, in den USA einen Film zu produzieren, der die christlichen Familiengruppen provozieren könnte. Da in den USA schon das Wort „hell“ als Fluch ausgelegt wird, spricht man während des Films Hellboy meistens als H.B. oder Red (Hellboys Spitzname) an.
 Der Film ist vollgepackt mit Referenzen an die Comicvorlage. Die Hauptstory setzt sich zusammen aus Elementen aus „Seed of Destruction“ und „Wake the Devil“. Die unzähligen Pfannkuchen, die Hellboy verdrückt, beziehen sich auf die „Pancakes“- Kurzgeschichte; ich glaube, Ron Perlman sagt sogar „Pamcakes“, wie im Comic. Eine sprechende Leiche trägt Hellboy auch in „The Corpse“ auf dem Rücken. Das Abbrechen seiner Hörner und damit jemanden pfählen stammt aus „Box Full of Evil“. Eine alte Dame in der Nervenheilanstalt, in die Liz eingewiesen ist, hält Hellboy für den Weihnachts- mann. Auf dieser Idee basiert auch „A Christmas Underground“. Im BPRD-Hauptquartier stehen übergroße Eisenschuhe, die wahrscheinlich aus „The Iron Shoes“ stammen.
Kommentar:
Was man „Hellboy“ von Beginn an anmerkt ist, dass die Macher den Comic lieben und verstehen. Anders als etwa bei den „Batman“-Filmen von Joel Schumacher fühlt sich diese Adaption richtig an. Das kann man schon an der Unmenge an Verweisen auf Hellboy-Geschichten sehen oder daran, dass man teilweise Panels aus den Comics fast 1:1 auf die Leinwand gebannt hat. Die Paralleldimension, in der die sieben Chaosgötter schlafen, die Vision der kommenden Apokalypse oder das Gruppenbild mit Dämon am Anfang des Films, all das sind Panels aus den verschiedenen Comics, die man sofort wiedererkennt und die einem ein Schmunzeln und einen respektvolles Nicken abringen.
Das Gefühl, dass hier jemand am Werk ist, der die Comics versteht, macht große Hoffnungen für den Film, die dann aber leider nicht in jeder Hinsicht erfüllt werden. Fangen wir mit dem Guten an, und da gibt es einiges zu berichten: zuerst und vor allem anderen wäre da Hellboy selber, und da passt wirklich alles.
Besonders der Schauspieler. Auch wenn diese Phrase oft gebraucht wurde, hier passt sie wie die Faust auf's Auge: Ron Perlman (den deutschen Zuschauern vielleicht am ehesten als Quasi-Quasimodo in „Der Name der Rose“ und als das Biest aus der Fernsehserie „Die Schöne und das Biest“ bekannt) ist Hellboy. Laut einigen Berichten wollte das Studio Vin Diesel oder The Rock für diese Rolle haben, aber Mike Mignola und Guillermo del Toro bestanden darauf, dass Perlman den Part spielt. Und wenn man das fertige Produkt sieht, weiß man warum. Es gelingt dem Mann einfach perfekt, den Esprit von Hellboy einzufangen. Hellboy ist Hauptdarsteller und Sidekick in einer Person, er kommt unglaublich humorvoll und sympathisch rüber. Man nimmt es diesem Höllenknaben ab, dass Monsterjagen nur sein Job ist und er nicht zuviel Gedanken daran verschwendet: der pragmatische Angang an die Dinge, die Bodenständigkeit… das überzeugt. Am Besten sind diese Aspekte in den Szenen zu sehen, in denen Hellboy kurz davor ist, sich wirklich weh zu tun (etwa von einer U-Bahn überrollt zu werden) oder sich in eine wirklich gefährliche Situation zu begeben. Dann sagt er ein kurzes „Aw, crap“, und bringt den Job zu Ende.
Perlman, der wegen seines Aussehens immer wieder in ziemlich undankbare Rollen in drittklassigen Billigfilmen gecastet wird, zeigt aber, dass er mehr auf dem Kasten hat als cool und sarkastisch zu spielen. Auch den rebellischen Heißsporn, den liebenden Sohn, den insgeheim Verknallten, den ganz normalen Feierabend-Bier-Trinker und den eifersüchtigen Liebhaber nimmt man ihm ohne weiteres ab. Obwohl Perlman inzwischen über 50 Jahre alt ist, kann er als „Teenager“ überzeugen. Er schafft es, sich nicht von den Special-Effects überschatten zu lassen oder sich einfach nur auf sein Make-Up zu verlassen, sondern einen überzeugenden und liebenswerten Charakter zu kreieren, was eine hochgradig lobenswerte Leistung ist.
Überzeugen kann auch John Hurt als tief gläubiger Professor Bruttenholm. Seine Vater-Sohn-Szenen mit Hellboy sind so angenehm zu beobachten, dass man sich mehr davon wünscht. Abgesehen davon, dass dieser Bruttenholm, von der Professorenkluft bis zu den wirren Haaren und dem Bart, wirklich aussieht wie der Trevor Bruttenholm aus den Comics. Aber mit der Umsetzung von Comicfiguren hatte das Produktionsteam ja ohnehin keine Probleme. Abe Sapien stiehlt den anderen bei jedem Auftritt die Schau; nicht nur, dass er faszinierend aussieht, die von David Hyde-Pierce geliefert Stimme wirkt auch angemessen unterkühlt-fremdartig-amphibienhaft. Was man an Abe sehen kann ist, dass ein Schauspieler mit guter Maske (von Oscar-Gewinner Rick „American Werewolf in London“ Baker) immer noch jeden CGI-Charakter an die Wand spielt. Ich würde Abraham Sapien jederzeit Jar-Jar Binks oder Gollum vorziehen. Besser als im Comic ist in diesem Falle sogar der maskierte Killer Kroenen. Schauspielerisch wegen der Maske keine Herausforderung, aber wenn Kroenen seine Messer zückt und seinen, wie einen Tanz anmutenden, Kampfstil präsentiert, dann gehört ihm die Leinwand. In Sachen Coolness und Bedrohlichkeit spielt dieser Kämpfer in einer Liga mit Darth Maul aus „Star Wars: Episode I“.
Das Budget des Films betrug etwa 60 Millionen US-Dollar, was für einen Summerblockbuster nicht gerade viel ist, aber das Geld wurde sehr gut investiert. Ein Monster-prügeln-sich-Film lebt natürlich auch von den Effekten. Und die wirken nie lächerlich oder offensichtlich. Natürlich, manchmal sieht man es, wenn der Film CGI-Effekte benutzt, aber es sind sehr gute CGIs. Und sie reichen aus, damit der Zuschauer weiterhin von der Achterbahnfahrt in ihren Bann gezogen wird (anders als etwa die störenden, computererstellten Szenen am Ende von „Matrix Revolutions“). Die Szenen, in denen Hellboy sich mit Sammael prügelt, überzeugen und sind so schnell und geschickt geschnitten, dass sie dem Zuschauer keine Verschnaufpause gönnen, sondern ihn einfach mitreißen. Das gilt auch für die Sets. Sowohl Bruttenholms mit Nippes vollgepacktes Büro als auch Rasputins unterirdische Katakomben sind atemberaubend detailliert. Den Außenaufnahmen kommt es zu Gute, dass der Drehort Prag ein natürliches Reservoir für enge, dunkle Gassen und bedrohlich wirkende Gebäude ist. Der Film setzt die Stimmung, die Mignolas stark schattenlastige Panels erschaffen, gekonnt um.
Und auch da, wo er sich von den Comics entfernt, weiß er zu überzeugen. Die Lovestory zwischen Hellboy und Liz wurde für den Film geschaffen, aber sie wirkt trotzdem nicht aufgesetzt oder störend. Sie führt sogar zu einer der besten Szenen des Films, wenn der eifersüchtige Hellboy Liz und Myers beschattet, sich bei Keksen und Vollmilch mit einem Neunjährigen über seine Gefühle unterhält und dann beschließt, seinem Konkurrenten in die Parade zu fahren, indem er ihn wie ein kleines Kind aus dem Hinterhalt mit Steinen bewirft. Daran merkt man, dass der Film sein Herz an der richtigen Stelle hat. Die ruhigen, emotionalen Szenen (und das gilt auch für die schon erwähnten Vater-Sohn-Szenen zwischen Perlman und Hurt) machen ähnlich viel Spaß wie die großen, lauten Prügelszenen. Etwas, das auch del Toros „Blade II“ nicht geschadet hätte.
Leider ist in dem Film nicht alles eitel Sonnenschein, sondern es gibt auch einiges zu kritisieren. Eine Änderung an der Vorlage gefiel mir persönlich nicht sonderlich gut, und ich verstehe nicht, warum sie gemacht wurde. Im Comic kennt jeder Hellboy (seit 1952 ist er sogar „Mensch ehrenhalber“), und niemand, nicht mal katholische Priester oder abergläubige rumänische Bauern, stört sich daran, wenn Hellboy in der Gegend herumläuft. Hier ist Hellboy eine Legende, und das BPRD ist eine Geheimorganisation, die Monster jagt. First, last and only line of defense? Exist in secret, hide in shadows? Noch jemand, der während „Myers landet beim BPRD“-Szene an „MIB trifft X-Men“ denken musste? Hellboy als ganz normaler Kerl käme noch besser rüber, wenn er sich auch wirklich wie ein ganz normaler Kerl benehmen und einfach in die nächstbeste Kneipe gehen könnte.
Dann sind da zudem einige Charaktere, die auf mich vergeudet wirken, besonders neben dem überzeugenden Hellboy-Bruttenholm- Abe- Triumvirat. Der für den Film erfundene Agent Myers, die Identifikationsfigur für den Zuschauer, kommt nie über den schablonen- haften Milchbubi-Agent hinaus. Und wer hat sich die Rolle des Mannings ausgedacht? Jeffrey Tambor spielt ihn zwar angemessen widerlich, aber die Rolle selber ist ein sooo ausgelaugtes Klischee: der eifersüchtige Boss, der Hellboy nicht mag und unbedingt beweisen muss, dass er die Leitung hat, selbst wenn Hellboy besser dafür geeignet ist (was in diesem Fall sogar das Leben eines BPRD-Mitarbeiters kostet, aber das hindert Mannings nicht daran, sich auch weiterhin wie ein Vollarsch aufzuführen). Gähn. Been there, done that, got the shirt. Solche Rollen müssen wirklich nicht mehr sein. Und auf der Seite der Bösen ist zwar Kroenen ein erinnerungswürdiger Charakter, aber er hat leider viel zu wenige Szenen, während seine Mitschurken Ilsa und Rasputin so schillernd und bedrohlich wie eine Milchglasscheibe wirken. Rasputin wirkt nicht unheimlich, finster und wahnsinnig, sondern einfach nur blass und langweilig. Ein ähnliches Problem wie in „Mission Impossible II“, der Handlanger würde einen viel besseren Oberschurken abgeben.
Der Abschlussgag ("Hey, wir haben Mannings vergessen!") zeigt zudem ein Problem des Films: er verliert zum Ende hin Charaktere. Um Mannings ist es egal, aber das man Abe Sapien ab der Hälfte des Films einfach ignoriert, ist schade. Hellboy und Abe, der bodenständige rote Arbeiter und der unterkühlte grünblaue Intellektuelle, sind so nette Gegensätze, dass man sie gerne zusammen sieht, was aber leider nicht zu oft passiert. Und dann schickt man am Ende Mannings und nicht Abe nach Russland?
Wirklich ins Schlingern gerät Hellboy allerdings, wenn man einen Schritt von der Action zurück tritt und sich das Gesamtbild, die Story anschaut. Die fällt bei genauerer Betrachtung auseinander, denn hier hat man einen supersimplen Plot (Schurken befreien Sammael, um Hellboy nach Russland zu locken, wo er dann, weil man die zum BPRD zurück gebrachte Liz bedroht, die Apokalypse auslösen soll) den man aber mit unnötigen Wendungen und viel metaphysischem Blabla für mehr verkaufen will als er eigentlich wert ist. So ein Plot zieht in einem 22-seitigen „Hellboy“-Comic, aber in einem Film von zwei Stunden muss da mehr kommen. Und nachdem wir fast 100 Minuten nur kleine Teile des Plots erfahren, haut man uns in der letzten halben Stunde plötzlich soviel um die Ohren, dass es schwer wird, nicht den Faden zu verlieren. Ich bin mir nicht sicher, ob die „Auslöser der Apokalypse/Sag deinen wirklichen Namen“-Situation für Zuschauer, die die Comics nicht kennen, sonderlich verständlich ist? Ohnehin ist das Ende antiklimatisch: Hellboy löst fast die Apokalypse aus, Rasputin verwandelt sich in ein riesiges Tentakelmonster… Hellboy lässt sich schlucken, das Monster explodiert, und er flüstert Liz noch etwas ins Ohr. Ta-daa: Abspann. Das war’s? Dafür der ganze Aufbau? Der Kampf gegen Kroenen war ein besseres Finale, aber eine halbe Stunde zu früh.
Und wenn ich oben schrieb, dass Actionszenen und die ruhigen Szenen beide überzeugen, dann muss ich hier noch anmerken, dass die Mischung leider hätte besser sein können. „Hellboy“ wird zwar nie langweilig, fällt aber nach dem ersten Kampf gegen Sammael in ein kleines Loch und zieht sich ein wenig. Das könnte auch daran liegen, dass der Film mit über zwei Stunden Spielzeit zu lang erscheint… vielleicht hätte man aber auch einfach dem Ende etwas mehr Zeit einräumen und nicht so viele Ereignisse in dreißig Minuten quetschen sollen, wobei man sogar noch auf eine ausführliche Erklärung oder Sequenz zum Ausklang verzichtet.
Ob man den Film mag oder nicht hängt davon ab, was man will. Wer einen wirklich gut durchdachten Film will, der wird „Hellboy“ nicht mögen. Dafür gibt es zu viele schlecht entwickelte Charaktere, dafür ist der Plot ein wenig zu holprig, und dafür ist das Tempo zu durchwachsen. Dann wiederum sollte man für diese Art von Film wohl kaum in einen Moster-haut-Monster-Film gehen.
Wer aber die Comics liebt oder einfach nur einen schnellen, lauten, spaßigen Prügelfilm mit Herz und Humor sehen will, der kommt hier voll auf seine Kosten. Man merkt dem Film an, dass er die Comics respektiert und versucht, das Gefühl, das die Comics vermitteln, auf die Leinwand zu bringen. Dadurch wird’s zwar keine perfekte Comic- verfilmung, aber es ist zumindest eine, die sich wirklich Mühe gibt; das ist mehr, als man von vielen anderen in dieser Riege sagen kann, und diese Mühe sollte man respektieren.
„Hellboy 2“ ist bereits beschlossene Sache. del Toro muss nur einen etwas filmgerechteren Plot finden und sich im Schneideraum etwas mehr zusammenreißen (das ein oder andere Spielzeug draußen lassen)… schon hat man einen erstklassigen Film. Die dafür relevanten Elemente lassen sich schon hier finden: coole Charaktere, eine gesunde Portion Humor, ein Perlman, der es leicht macht, Hellboy zu mögen, ein del Toro, der zeigt, dass er ruhige Szenen und krachende Action gleichermaßen inszenieren kann. Wenn man die üblichen Kriterien außen vor lässt und sich fragt: „Macht Hellboy Spaß?“, dann ist die Antwort: „Ja, Hellboy macht einen Heidenspaß!“ Und das ist ja schon einiges wert. Oder mit Unmensch aus „Wake the Devil“: Zirkus! Zirkusaffe! Zirkus!
Ich hätte es nicht besser sagen können. bw
Bewertung:    
Links:
Hellboy - Der Film (offizielle deutsche Seite zum Kinofilm)
moviefans.de (umfangreiche Website mit vielen Infos und News zum Film)
Cross Cult (deutscher Verleger der Hellboy-Comics)
Hellboy Fanseite (schaut unbedingt mal in die Fan-"Art Gallery" rein!)
Hellboy Playmobil (Modellbau at its best)
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