Welt am Draht

52 mal berührt: Batman and Robin #1

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 18 von 52: BATMAN AND ROBIN #1 von Peter J. Tomasi und Patrick Gleason.

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altBJÖRN: So sieht eine gute erste Ausgabe aus: Tomasi schafft es, auf zwanzig Seiten die Idee der weltweiten Batman-Franchises zu präsentieren, die Beziehung zwischen Bruce Wayne und seinem Sohn Damian zu charakterisieren, den neuen Status quo vorzustellen (Batman will nicht mehr des Todes seiner Eltern, sondern ihres Lebens gedenken) und eine große Bedrohung sowie einen Nebenplot zur späteren Verwendung aus dem Hut zu ziehen.

Die Dialoge zwischen Bruce und Damian wirken leicht gestelzt, funktionieren aber um zu zeigen, dass dieser Bruce etwas lebensbejahender und Damian ein ziemlich unheimlicher Zehnjähriger ist. Die Dynamik zwischen den beiden Figuren ist interessant und bietet jede Menge Möglichkeiten für spannende Geschichten in der Zukunft. Und an Patrick Gleasons Zeichnungen hatte ich in der Actionszene in der Mitte des Heftes wirklich viel Vergnügen: Das war eine Szene, die Spaß gemacht hat, die energisch wirkte, mich aber trotzdem erkennen ließ, was da passierte.

Haar in der Suppe ist eine Aussage Damians, dass er nicht so ist wie Tim Drake, Jason Todd oder Dick Grayson. Bedeutet das, dass Batman in den fünf Jahren seitdem es in diesem neuen DC-Universum Superhelden gibt, bereits drei Robins verschlissen hat? Das ist entweder eine ziemlich hohe Quote oder DC hat die Sache mit der neuen Timeline den Autoren nicht so deutlich gemacht, wie man das vielleicht hätte tun sollen.

Egal, Nebenkriegsschauplatz. Batman and Robin ist ein unterhaltsamer Batman-Comic mit guten Zeichnungen und viel Potential. Dieser Cliffhanger reizt mich, hier am Ball zu bleiben. Im Vergleich zu Detective Comics das deutlich bessere Batman-Heft.

ZOOM-FAKTOR: 7 von 10!


MARC-OLIVER: Nun ja, ich stimme Deinem letzten Satz uneingeschränkt zu, aber „besser als Detective Comics“ ist ja nun kein Kunststück. Überzeugt hat mich Batman and Robin aber nicht – mit Ausnahme von Patrick Gleasons Zeichnungen, die wirklich durchweg stark und oft auch richtig schick sind.

Bei der Story hingegen funktioniert wenig. Dass die Dialoge „leicht gestelzt“ wirken, halte ich für eine Untertreibung: Batman kommt hier wie ein spießiger alter Moralapostel rüber – fast wie die Adam-West-Schlaumeierspruch-Version, bloß meint’s Tomasi hier ernst. Dass er einen kleinen Jungen zu einer Mission mitnimmt oder ihm die grausigen Details der Ermordung seiner Eltern unterbreitet, wirkt hier nur unverantwortlich und krank im Hirn. Man kann die Figuren so darstellen, dass diese Konstellation halbwegs sinnig erscheint (etwa, indem man Damians Ausbildung zum Killer unterstreicht), aber Tomasi bekommt das hier nicht auf die Reihe. So wirkt Batman bloß wie ein Psychopath, der das Leben eines Kindes riskiert und in die Klapse gehört – kein schlechter Ansatz für einen Batman-Comic, wenn es denn Absicht wäre.

Batmans Entscheidung, nach fünf Jahren nicht mehr des Todes seiner Eltern zu gedenken, sondern ihrer Hochzeit, halte ich für arg weit hergeholt. Auch das kommt hier nicht glaubwürdig rüber. Es passt nicht zur Figur Batmans, dass er sich über solche Rituale groß den Kopf zerbricht, geschweige denn darüber redet. Und dass sich genau über dem Testreaktorblock zufällig ein Schwimmbad befindet, ist ja wohl ein schlechter Witz. Geht’s noch billiger? Die Szenen mit dem neuen Oberschurken machen schon Lust auf mehr, bieten aber bei Tageslicht betrachtet auch nur Standardkost.

ZOOM-FAKTOR: 3 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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