Rezensionen

Showman Killer 1 – Ein Held ohne Herz

Cover Showman Killer 1Manchmal ist es doch beruhigend, dass sich Elemente, die sich mit einem bestimmten Autor verbinden, treu bleiben. Da weiß man, was man in etwa erwarten kann. Der Band hält das, was der Name Jodorowsky verspricht. Wo Jodorowsky drauf steht, ist auch Jodorowsky drin. Das mag Fans erfreuen. Leser, die mit dem Autor eh nichts anfangen können, werden diesen Band nicht mögen. Aber auch dem Autor zugeneigte Betrachter können nicht ganz umhin kommen, die vielen Wiederholungen aus anderen Serien langsam etwas missmutig aufzunehmen.

Die Story ist ohnehin sehr dürftig, was aber in einem auf Action konzentrierten Band wenig überraschen dürfte. Ein verrückter Wissenschaftler entnimmt das Sperma eines Massenmörders, um den ultimativen Mörder aufzuziehen. Das Kind unterliegt einer rigiden Erziehung und wird jeglicher Emotionen verlustig. Diverse operative Maßnahmen verleihen ihm zudem übermenschliche Kräfte. Doch welch Wunder: Ähnlich wie Frankensteins Monster verweigert auch dieses Geschöpf seinem Schöpfer den Gehorsam und wider Erwarten tritt es auch nicht in die Dienste des Omnimonarchen, sondern wird freischaffend tätig als gut bezahlter Auftragsmörder. Dann gerät er in eine kosmische Intrige und muss mehr leisten, als nur zu töten.

Seite aus Showman Killer 1So richtig neu ist die Idee nicht, dass ein Killer seine menschliche Seite entdeckt und auch die Figur des revoltierenden Geschöpfes gehört zum Kanon der fantastischen Literatur, egal ob nun Schauergeschichte oder Science-Fiction. Dennoch kann der Comic mit seiner Action unterhalten. Sonderlich spannend ist er leider nicht, da der Killer schon fast zu stark ist, als dass der Leser um ihn bangen würde. Da ihm auch jegliche Emotionen abgehen, gibt es kaum Identifikationsmöglichkeiten mit ihm. Zudem bietet Jodorowsky wenig Neues, sondern nur Variationen bekannter Elemente. Manchmal wirkt das wie ein Stoffbausatz, mit Steinchen aus Der Incal und Megalex und sehr viel aus den Meta-Baronen. Fans und Science-Fiction-Freunde werden sich hier die Finger lecken. Der Band ist recht abgedreht, blutig und hat den typischen sehr grimmigen Humor. Besonders in den kleinen Details weiß das zu gefallen, was die fehlenden Innovationen etwas aufwiegt.

Seite aus Showman Killer 1Besonders kann dieser Actioner auf der grafischen Ebene punkten. Die knalligen Farben stammen zwar sichtlich aus dem Computer, aber das ist ja wieder sehr passend für Science-Fiction. Auch an der Dynamik hapert es nicht. Das Setting ist stimmungsvoll, die Kreaturen des Wissenschaftlers bieten einige Ideen und sind in ihrer Abscheulichkeit wirklich gelungen. Zeichner Nicolas Fructus (Thorinth) überdeckt damit gut die Schwächen der Story.

So ist Showman Killer zwar unterhaltsam und eine Freude für die Augen, aber ein zwiespältiger Nachgeschmack bleibt. Es bleibt abzuwarten, ob Jodorowsky im zweiten Band anfangen wird, eine Geschichte zu erzählen, oder ob ihm wirklich langsam die Ideen ausgehen. Wenn sich ein Autor auf Dauer immer selbst zitiert, droht es auch für die Freunde und Fans langsam langweilig zu werden.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Gute Optik, schwache Story und viele Elemente, die für Jodorowsky typisch sind. Insgesamt unterhaltsam, aber nichts Neues.

 

Showman Killer 1 – Ein Held ohne Herz
Ehapa Comic Collection, November 2011
Text: Alejandro Jodorowsky
Zeichnungen: Nicolas Fructus
56 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,99 Euro
ISBN: 978-3-7704-3500-5
Leseprobe (PDF)

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Ehapa Comic Collection