Rezensionen

Hades-Syndrom 6 – Endspiel

Cover Hades-Syndrom 6Die Miniserie Hades-Syndrom von Michael Feldmann ist wahrer Underground. Das merkt man allein schon an dem Mut, Erotik und Gewalt expliziter zu zeigen, als das man es bei einem Mainstreamverlag tun dürfte. Und es ist immer wieder schön, wenn auch in Deutschland eine Undergroundserie hergestellt wird und nicht nur welche aus anderen Ländern übernommen werden. Mit dem sechsten Heft „Endspiel“ liegt nun der Abschluss der Reihe vor, deren erste fünf Ausgaben wir hier besprochen haben.

Die Lage könnte für die Hauptpersonen rosiger sein: Dodo ist gefangen, ihr Freund Nuke befindet sich bei den dubiosen Verbündeten, die ihn stark unter Druck setzen. Ein wichtiger Mitstreiter liegt im Sterben und die Machthaber nutzen die Situation nach der Bombenexplosion aus, um die Grenzen neu zu ziehen. Doch nichts kann Nuke aufhalten, seine Freundin zu retten. Doch lebt sie überhaupt noch?

Nun liegt also nach einer etwas längeren Wartezeit der finale Streich des Hades-Syndroms vor. Die Spannung steigt und steigt und … die Auflösung enttäuscht. Schade, denn gerade das letzte Heft hatte großes Potential, weil darin so viele verschiedene Konflikte geschürt worden waren, dass man das Finale im Grunde auf zwei Hefte hätte strecken können. Dabei enttäuscht das Heft nicht etwa deswegen, weil das Schicksal der Figuren unbefriedigend wäre. Ganz im Gegenteil, Michael Feldmann verweigert sich hier lobenswerterweise den Genrekonventionen, sondern bietet, anstelle eines versöhnlichen Endes, einen einzigen großen Cliffhanger, der viel Raum für eine eventuelle Folgeserie lässt. So eine Hintertür für eine Fortsetzung ist an sich nichts Besonderes. Mutig ist aber das Schicksal, das Feldmann seinen Helden widerfahren lässt. Und es ist geschickt, weil es aufzeigt, dass kein einziger Lebensstil den Körper verschont. Dieses Ende versöhnt den Leser etwas.

Seite aus Hades-Syndrom 6Allein, die Krux besteht in dem Weg dorthin. Dieser ist sehr sprunghaft, allzu vieles geschieht zu abrupt und ist dementsprechend unlogisch und unglaubwürdig. Gerade die Entscheidungen der Protagonisten sind alles andere als glaubwürdig und haben dadurch einen schalen Geschmack. In Sachen Action und Erotik kann das Heft aber überzeugen, beides setzt Feldmann sehr dynamisch und wirkungsvoll ein.

Wie gesagt: Der Stoff hätte auch für zwei Hefte gereicht und man merkt der Story leider den Druck (?) an, alles nun auf diesen 36 Seiten zu beenden. Dabei ist das alles graphisch durchaus gelungen und bewusst „dreckig“ gehalten, zum Beispiel mit eingearbeiteten Seitenknicken und ähnlichem. Leider ist die Panelanordnung manchmal etwas verwirrend. Etwa wenn ein großes Panel rechts angeordnet ist und die erläuternden kleinen, entgegen der Gewohnheit, links dazu stehen. Da ist man bei der Dialogführung leicht etwas hilflos. Insgesamt hätte man sich bei dieser Serie auf einen runderen Abschluss gefreut. Dennoch ist Hades-Syndrom eine unterhaltsame Serie voller Gewalt, Erotik und sozialer Kritik, die mehr als nur einen Hauch von Punk atmet.

 

Wertung5 von 10 Punkten

Der lange erwartete Abschluss der Serie läuft leider nicht sonderlich rund, kann aber mit einem Ende abseits der Genrekonventionen überraschen.

 

 

Hades-Syndrom 6 – Endspiel
TheNextArt, November 2012
Text und Zeichnungen: Michael Feldmann
36 Seiten, farbig, Heft
Preis: 6,00 Euro
Leseprobe

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Abbildungen: © Michael Feldmann