Rezensionen

Guerillas 1

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Cover Guerillas 1John Francis Clayton ist ein junger US-Soldat. Nicht ganz freiwillig, sondern vielmehr durch den blinden Patriotismus seines Vaters getrieben, landet er mitten im Vietnamkrieg. Dort wird der unerfahrene, zurückhaltende Clayton schnell zum Prügelknaben seiner hartgesottenen Kollegen. Inmitten des Dschungels gerät seine Einheit schließlich in einen Hinterhalt, aus dem er als einziger lebend herauskommt. Die Rettung ereilt ihn in Form einer militärisch ausgerüsteten Gruppe von Affen, der sich Clayton im Folgenden ungefragt anschließen muss. Währenddessen wird Dr. Heisler von Afrika nach Vietnam versetzt. Der deutsche Wissenschaftler soll eines seiner unkontrollierbaren Tierexperimente einfangen …

Guerillas ist eine Serie des US-Verlages Oni Press, weshalb man sie nicht unbedingt beim jüngst wiederbelebten All Verlag erwartet hätte, der bislang ausschließlich Lizenzen aus Frankreich aufgelegt hat. Über den Mut, diese in drei Bänden geplante Reihe nach Deutschland zu bringen, muss man allerdings froh sein. Denn hinter der leicht kruden Inhaltsbeschreibung (Affen im Vietnamkrieg) verbirgt sich ein hervorragender Comic.

Autor und Zeichner Brahm Revel beginnt die Handlung ruhig mit einem Soldatentrupp, der ein vietnamesisches Dorf durchforstet und zerstört. Hier werden die Gräueltaten beider Kriegsparteien überdeutlich gemacht und mithilfe des ängstlichen Hauptprotagonisten konterkariert. Ironischerweise überlebt der friedfertige Clayton, dessen persönliche Motive per Rückblenden unterfüttert werden, als einziger die ersten paar Seiten. Er soll im späteren Verlauf als menschliches Bindeglied zu den Affen fungieren, deren Auftauchen für den Leser ebenso befremdlich ist wie für Clayton.

Seite aus Guerillas 1Die Darstellung der Schimpansen-Einheit ist an Coolness kaum zu übertreffen: Army-Uniform, Helm, Sturmgewehr, Fluppe im Mund. Brillant ist aber weniger deren Coolness oder erstaunliche Intelligenz, sondern die verblüffend differenzierte Charakterzeichnung. Ganz ohne Sprache kann man die Tiere auseinanderhalten und tatsächlich deren Persönlichkeit ausmachen, von sanftmütig über hitzköpfig bis herrisch. Auch optisch wird das unterstrichen und jeder erhält eine bestimmte Rolle. So hat zum Beispiel der Anführer eine lange Narbe im Gesicht oder der Sanitäter trägt einen Helm mit rotem Kreuz.

Sehr überzeugend sind auch die eindrucksvollen Zeichnungen von Brahm Revel. Das Abbild des Dschungels Vietnams ist sehr stimmig und dient als perfekte Kulisse für die äußerst dynamischen Guerillakämpfe. Kernthema ist jedoch die Menschlichkeit. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Affen für den Menschen Kriege ausfechten dürfen, weil sie entbehrlicher sind. Revels Guerillas stellt dieser Idee eine Gruppe Affen entgegen, die so menschlich agieren, dass sie sich kaum mehr von den Menschen unterscheiden. Insofern wird hier die wissenschaftliche Ethik der Tierexperimente an ihre Grenzen gebracht. Eingebettet in ein Szenario, das über Sinn und Unsinn, über Tod und Leid des Krieges per se referiert, ist das sehr anschaulich gelungen.

Ein großes Lob auch an den All Verlag, der den ersten Band von Guerillas als Hardcover im Kleinformat veröffentlicht und passenderweise mit rauem Papier versehen hat, wodurch die starken schwarz-weiß-Bilder Revels perfekt zur Geltung kommen.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Starke Zeichnungen + starker Plot + starke Affen = ein echter Geheimtipp

 

Guerillas 1
All Verlag, September 2013
Text und Zeichnungen: Brahm Revel
Übersetzung: Peter Liehr
160 Seiten, s/w, Hardcover
Preis: 15,80 Euro
ISBN 978-3-926970-40-4
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: All Verlag