Rezensionen

Green Manor 1

green_manor1 Ich muss zugeben, dass ich bis vor kurzem gar nicht auf dem Schirm hatte, dass es die ZACK Edition gibt. Ich muss auch gestehen, dass ich das ZACK-
Magazin nicht lese, weniger aus Desinteresse als vielmehr wegen meiner Abneigung gegen Fortsetzungsgeschichten. Da stieß ich aber auf dieses schöne Album: Green Manor, dessen Inhalt bestens in ein Magazin nach meinem Gusto passen würde: der Band versammelt nämlich lauter abgeschlossene Krimi-Kurzgeschichten. Also nichts mit Fortsetzungen, alles wunderbar.

Ich muss zugeben, dass es mir ein wenig schwer fällt, hier einen Abriss des Inhalts zu geben, denn erstens handelt es sich ja um mehrere Handlungen und zweitens wollen wir hier nicht „spoilern“, was bei der Kürze der Geschichten gar nicht so leicht ist.
Ich versuche also, mich mit Andeutungen durchzumogeln: Das Green Manor ist ein feiner Club im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Hier wird sehr gern über verschiedene Mordfälle diskutiert, aber es werden auch welche ersonnen.

  • Ein „Angenehmes Schaudern“ wollen sich die Teilnehmer der großen Gesprächsrunde in der gleichnamigen Geschichte verschaffen, indem sie die Frage erörtern, ob ein Mord ohne Opfer oder ohne Mörder möglich ist. Die Antwort gefällt den Clubmitgliedern am Ende gar nicht.
  • „Postskriptum“: Der süffisant lächelnde Mr. Montgomery zweifelt den guten Ruf des scheinbar erfolgreichen Detective Johnson an und sagt ihm darum ins Gesicht: „Morgen Abend werde ich die hübsche Mrs. Rowe ermorden. Die Frage ist nun, ob Sie in der Lage sein werden, diesen Mord zu verhindern.“
  • In „Modus Operandi“ wird der Frage auf den Grund gegangen, wer der Serienmörder John Smith in Wahrheit ist. Er hinterlässt am Tatort immer eine Botschaft: „I will kill again“. Und das tut er dann auch.
  • Zwei Mitglieder des Clubs beklagen, dass Morde nicht mehr wie in der Antike große Kunstwerke seien. Das wollen sie ändern und planen einen spektakulären Mord um der Kunst willen. Doch die Geschmäcker der Kunstsinnigen scheiden sich an „21 Hellebarden“, die dabei zum Einsatz kommen sollen.

 

Ich muss zugeben, dass die Zusammenfassungen der Inhalte der letzten beiden Geschichten „Sutter 1801“ und „Der letzte Weg des Doktor Thompson“ mir hier etwas überflüssig erscheint. Die Storys sind allesamt ähnlich klug und amüsant konstruiert, man erlebt zwar keine Schocks und Überraschungen, aber ein angenehmes Krimi-Prickeln. Ein Erschreckendes aber haben diese Geschichten: es ist die menschenverachtende Lust, mit der die selbstgefällige, snobistische Clubgesellschaft über Morde spricht, sie gar plant und verübt. Hinter der wohligen, unterhaltsamen Anekdotenschleuderei steckt die Skrupellosigkeit einer brutalen, gelangweilten Gesellschaft. Charles Dickens lässt grüßen.

 

Ich muss zugeben, dass mir nicht einfällt, an welche Comics mich der Zeichenstil erinnert. Die Gesichter sind zwar stark karikiert, aber für einen Funny sind die Hintergründe zu opulent, die Kolorierung zu warm und „dick“. Es sieht alles schön, heimelig und harmonisch aus, nur hin und wieder tritt das Auge in eine nasskalte Pfütze, die daran erinnert, dass es außerhalb des Clubs eine armseligere Welt gibt. Die Bilder reißen nicht vom Hocker, aber sie missfallen auch nicht. Illustriert das etwa die Selbstgefälligkeit der Snobs?

 

Ich muss zugeben, dass mir nicht viel Gescheites zu diesem Comic einfällt, muss gestehen, dass ich nicht wüsste, wie man ihn recht loben sollte. Das ist seltsam, denn er gefällt mir, ich habe ihn mit Spaß gelesen, ich blättere immer noch gern darin herum. Ich glaube, das ist, weil er mich an frühere, kindlichere Comiclektüren erinnert. Denn er ist einfach, aber nicht anspruchslos, interessant, aber nicht spektakulär. Die Bilder sind so hübsch gefällig, das muss man einfach mögen. Ich bin gespannt, ob sich dieses angenehme Gefühl bei der Lektüre des angekündigten zweiten Bandes „Wer tot ist, hat weniger vom Leben“ nochmals einstellen wird.

 

Anzumerken ist noch, dass die Geschichten dieses Bandes bereits im ZACK-Magazin veröffentlicht wurden. Erstveröffentlichungen stellen nur die Geschichte „Sutter 1801“ und die von mir bisher – zugegebenermaßen – nicht erwähnte 4-seitige Rahmenhandlung dar.

 

Green Manor 1: Mörder und Gentlemen
Zack Edition, Juni 2006
Text: Fabien Vehlmann
Zeichnungen: Denis Bodart
Farben: Scarlett
56 Seiten, farbig, Softcover; 11,- Euro
ISBN: 3-932667-52-2

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