Rezensionen

Die Opalverschwörung

Cover Die OpalverschwörungNeben den gewohnten überformatigen Alben bietet der Splitter-Verlag einige seiner Comics als sogenannte „Splitter Books“ an, die häufig eine komplette Serie in sich vereinen. Dieses Prinzip wird nun auch auf das große Albenformat angewandt: Die Opalverschwörung beinhaltet dann auch gleich alle vier Ausgaben der französischen Reihe. So kann Splitter durchaus mit den Komplettausgaben („All in One“) der Ehapa Comic Collection gleichziehen.

Die Opalverschwörung ist vom Thema her durchaus bei Splitter zuhause. Nicht nur, weil der Comic ziemlich an bereits bei dem Verlag ansässige Serien wie Das Einhorn und Das fünfte Evangelium erinnert, sondern, da hier History wieder mit etwas Fantasy und Mystery à la Dan Brown vermischt wird. Die Fantasyanteile sind aber deutlich geringer als bei vergleichbaren Serien. Nachdem drei Männer von einem geheimnisvollen Mann von der Pest geheilt worden sind, gibt dieser ihnen jeweils einen Opal und verlangt einen Schwur von ihnen, den diese an ihre Kinder weiterreichen sollen. Zur Zeit des 30-jährigen Krieges lenkt das Schicksal die drei Opalträger zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: ein schwedischer Söldner im Dienst der Hugenotten, ein Medikus, der gleichzeitig politischer Berater des Kardinals Richelieu ist, und eine junge schwarze Freibeuterin. Einer will von dem anderen nicht viel wissen, nur werden sie direkt nach ihrem Zusammentreffen von geheimnisvollen Kriegern gejagt. Die Bedrohung durch diese Wächter einer Geheimloge bringt das Trio dazu, seinem Los nachzugehen. Dafür müssen sie aber einige Schriftseiten finden, die kein Geringerer als Nostradamus geschrieben hat.

Action, Historie, leichte Fantasyeinflüsse, Manuskripte, die gefunden werden müssen und an denen auch feindliche Mächte Interesse haben, sowie Abstecher in die Medizinhistorie – wie schon erwähnt: Die Opalverschwörung hat deutliche Ähnlichkeiten zu anderen Comics dieses Genres. Auch sonst kommt einem manches bekannt vor: So erinnern die Zeichnungen manchmal etwas an die Comics von Francois Bourgeon, insbesondere was die Augenpartien angeht. Ansonsten sind die Zeichnungen von Grun aber sehr detailliert und dementsprechend faszinierend. Er versteht es, die alten Städte wie Antwerpen wieder zum Leben zu erwecken und kann absolut überzeugen. Die Action ist dynamisch, wirklich jede Figur kann man leicht anhand ihrer Physiognomie erkennen und alles ist sehr plastisch. Vor allem die Farbgebung muss separat gelobt werden. Nicht nur werden die Stimmungen und die unterschiedlichen Lichtquellen hervorragend eingesetzt, es gibt hier auch eine der am besten gestalteten Szenen im Nebel, die ich je in einem Comic gesehen habe. 

Seite aus Die OpalverschwörungDie Fantasyeinflüsse sind sehr gering gehalten und werden nur angedeutet, was der Serie insgesamt recht gut tut. Denn sie suggeriert, dass sich diese Ereignisse durchaus wirklich zugetragen haben könnten, da viele historische Personen auftreten. Da wären etwa Kardinal Richelieu, General Wallenstein, die Maler Rubens und Van Dyck, sowie Galilei und natürlich Nostradamus, aber auch der Dramatiker Corneille. Starke Fantasyelemente hätten da sehr gestört. Dabei erinnern die Grundstruktur und die Figurenkonstellation sehr an die typische Heroic Fantasy: Es geht um eine Queste und das Heldentrio besteht aus einem etwas tumben Krieger, einem weisen Gelehrten und einer schönen, jungen und wehrhaften Frau. Dabei sind die Figuren jedoch tiefgründiger, als man erst gedacht hätte. Im Laufe der Erzählung erfährt man ihre Geschichte und sieht sie dann mit anderen Augen. Die Selbstständigkeit der Protagonisten, welche sie von Geburt an haben mussten und ihre Zusammenarbeit bisweilen arg erschwert, ist natürlich alles andere als zufällig und erfährt im Zusammenhang mit dem Schluss eine ganz eigene Bedeutung.

Die Auflösung am Ende, die hier nicht verraten werden soll, ist auf den ersten Blick sehr enttäuschend und banal. Wenn man aber nun den historischen Hintergrund nimmt, vor dessen Leinwand diese Aussage der Lösung getroffen wird, so erfährt sie eine andere Bedeutung. Schließlich gehören zu den Auslösern des Dreißigjährigen Krieges die religiösen Konflikte, und so ist die Botschaft hoch politisch und macht leichter verständlich, warum die geheimnisvolle Loge hinter den Manuskripten her ist. Doch diese Liga ist ein dramaturgischer Schwachpunkt. Man braucht zwar Gegner, sonst wäre die Suche nach Manuskripten nicht sonderlich spannend, aber im Grunde haben sowohl die Helden als auch die Gegner das selbe Ziel. Beide Seiten wollen den Status Quo nicht ändern, nur wollen die Helden die Botschaft später offenbaren, während die Schurken sie vernichten wollen. Die Motivation der Schurken wird nicht sonderlich klar und wirkt etwas bemüht. Erst gegen Ende wird sie im historischen Licht etwas deutlicher, aber nicht überzeugender. Vielmehr sind die begehrten Objekte nichts anderes als das, was überhaupt die Handlung in Gang bringt.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Graphisch überzeugendes Abenteuer mit Schwächen im dramaturgischen Aufbau

 

Die Opalverschwörung
Splitter Verlag, August 2012
Text: Eric Corbeyran, Nicolas Hamm
Zeichnungen: Grun
Übersetzung: Tanja Krämling
224 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 39,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-500-7
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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag