Rezensionen

Deadline

Cover DeadlineAutor Laurent-Frédéric Bollée (XII Mystery, Die 13 Gebote) und Zeichner Christian Rossi (W.E.S.T., Der Planwagen des Thespis) legen mit Deadline einen interessanten Einzelband vor. Sie erzählen die Geschichte von Lous Paugham, der im Jahr 1901 späte Rache am ehemaligen US-General John C. Lester nimmt. Mit dieser Tat beginnt der Comic unvermittelt. Erst im Anschluss daran wird der Hintergrund aufgearbeitet.

Wir sehen Paugham als jungen Konföderierten, der 1864 während des Sezessionskrieges gedient hat. Unter Lesters Regiment wurde er abgestellt, die nächtliche Bewachung einer Gruppe gefangener Unionssoldaten zu übernehmen. Dabei handelt es sich um ein Gefängnis unter freiem Himmel, dessen Grenze durch eine Linie im Boden markiert wird. Wer diese überschreitet, wird sofort erschossen.

Unter den Sträflingen befindet sich auch ein einzelner Schwarzer, der die Demütigung durch die Konföderierten mit stoischer Ruhe erträgt. Lester und ein Kollege, die später zu wichtigen Figuren des Ku-Klux-Klans heranreifen sollten, beschließen, den schwarzen Soldaten heimlich zu beseitigen. Ein Vorhaben, das beim unsicheren Louis Paugham für einen Schock sorgt. Denn bereits beim ersten Blick auf den Schwarzen war er von diesem fasziniert.

Paughams Motive lassen sich indes in seine Kindheit zurückführen, in der er zwischen der Ermordung seiner Eltern und einem vehement für die Rechte der Schwarzen eintretenden Adoptivvater aufwuchs und eine verstörende Hassliebe zu den damaligen Sklaven aufbaute. Diese Erfahrungen lassen ihn als jungen Soldaten schließlich ohnmächtig werden im Angesicht des brutalen Rassismus.

Seite aus DeadlineIn dieser Hinsicht bietet dieser Comic ein anschauliches Porträt eines Mannes, dessen innerer Zwiespalt mit viel Feingefühl dargereicht wird. Die Handlung kommt zu einem runden und nachvollziehbaren Ende. Nur etwas mehr Raum hätte man sich für die Erzählung insgesamt gewünscht. Denn die einzelnen Szenen sind schnell abgehandelt und lassen noch viele Lücken in Paughams Lebenslauf.

Christian Rossi bebildert das Album hervorragend. Auch wenn die Story kein klassischer Western ist, sondern man hier eher von einem Drama vor historischer Kulisse sprechen könnte, lebt Deadline von seiner authentischen Western-Atmosphäre. Rossi gelingt es, den Leser direkt ins Amerika des ausklingenden 19. Jahrhunderts zu versetzen. Viele Details an den Figuren, tolle Hintergründe und eine dezente Aquarellkolorierung sorgen dafür, dass dieser Band bei vielen wohl schon beim ersten Durchblättern für Begeisterung sorgen dürfte. Und obendrauf gibt’s am Ende noch acht Seiten zusätzliches Skizzenmaterial.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Starkes, in sich geschlossenes Western-Drama, das durch mehr Länge vielleicht noch besser hätte glänzen können.

  

Deadline
Splitter Verlag, Juli 2014
Text: Laurent-Frédéric Bollée
Zeichnungen: Christian Rossi
Übersetzung: Tanja Krämling
80 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 17,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-733-9
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag