Rezensionen

Bigfoot

Cover BigfootNessie, Yeti, Reinhold Messner – die mythische Verkörperung der Naturgewalten nimmt zuweil seltsame Formen an. Bigfoot ist auch so ein Fall. In dem Einzelband Bigfoot, der im Januar 2009 bei Cross Cult erschienen ist, wird der wilde Waldmensch äußerst unterhaltsam in Szene gesetzt.

Christian Endres stellt in seinem Appendix zu Cross Cults neuem Horror-One-Shot völlig zurecht fest, dass Bigfoot ein Mythos ist. Ein Mythos hat mit Glauben zu tun, nicht mit Wissen, bewegt sich also in jener immateriellen Sphäre, die wir auch oft mit Religion in Verbindung bringen. Es ist wie mit dem Himmelreich – man kann es nicht wissen, man kann es nur glauben.

Im Fahrwasser dieser Pseudo-Religion ist eine Merchandise-Maschinerie entstanden, die T-Shirts und Aufkleber, Tassen und Plüschtiere produziert und verkauft. Was da zu sehen ist, ist die Vermarktung eines Mythos an seine Anhänger. Früher, als Bigfoot noch ausschließlich ein Mythos der Naturvölker war, hat es eine Verwertung dieser Art nicht gegeben. Es gab keine Käufer und Verkäufer, nur Menschen, die an eine Verkörperung der Naturgewalt glaubten, weil es eben einfacher ist, eine einzelne Personifikation zu erfassen, als ständig die überwältigende Gefahr und Schönheit der riesigen nordamerikanischen Wälder vor Augen zu haben.

Was heute von so manchem Bigfoot-Experten als Wissen präsentiert wird, ist nichts anderes als spirituelle Nahrung für die Anhänger des behaarten Waldmenschen. Zugleich funktioniert dieses Wissen aber auch als Schmieröl, damit die profitable Merchandise-Maschinerie nicht zum Erliegen kommt.

Die Geschichte, die Steve Niles (30 Days of Night, Freaks of the Heartland), Musiker Rob Zombie (Haus der 1000 Leichen) und Richard Corben (Punisher, Hellblazer) hier über Bigfoot erzählen, ist ein Teil dieser Merchandise-Maschinerie. Die Autoren und Zeichner glauben nicht wahrhaft an den Mythos, fürchten nicht wirklich die Gewalten der Natur, sondern sie erkennen den funktionalen Wert, den Bigfoot für ihr Metier besitzt. Sie sind aufgeklärte Menschen, die sich von einem Mythos nur noch schwer beeindrucken lassen. Die Figuren in ihrem Comic sind dementsprechend auch alles andere als gläubig.

Beispiel aus BigfootBilly Fuller, dessen Eltern in den Siebzigern von Bigfoot getötet wurden, und Sheriff Hicks haben den Mythos gesehen. Sie standen dem Waldmenschen schon Auge in Auge gegenüber und bangten um ihr Leben. Nur durch Glück und Zufall blieben sie am Leben. Erfurcht verspüren sie nach dieser außergewöhnlichen Erfahrung keine, nur Angst. Es dauert bis zum Ende der Geschichte, bis sie diese Angst überwinden und sich zusammen tun, um dem Monster den Garaus zu machen. Es wird blutig, Schrotflinten und Bowie-Messer spielen eine Rolle, merkwürdig fleischlich-realistische Bilder, die irgendwie an Robert Crumb erinnern. Bigfoot ist in dieser Geschichte von Anfang an kein Gott, sondern bloß ein anfassbares Wesen, ein unterhaltsames Monster. Da fällt es den Figuren natürlich nicht schwer, in den Wald zu ziehen und ihm in den Hintern zu treten.

Der Mythos von dem Waldmenschen als Verkörperung der Naturgewalten ist verblasst. Auch dieser Comic kann ihn nicht zu neuem Leben erwecken. Allerdings kann man ihn unterhaltsam zwischen zwei Buchdeckel pressen. Und das haben Niles, Zombie und Corben exzellent hinbekommen.

Bigfoot
Cross Cult, Januar 2009
Autor: Steve Niles, Rob Zombie
Zeichnungen: Richard Corben
Übersetzung: Frank Neubauer
128 Seiten, vierfarbig, Hardcover; 16 Euro
ISBN: 9783936480986

Eine Leseprobe findet ihr auf www.cross-cult.de.

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Bigfoot © dt. Ausgabe Cross Cult