Interviews

Flix

Comicgate: Hallo Flix, seit kurzer Zeit ist Dein neuer Comic „VerFLIXt!“ draußen, der diesmal keine zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern eine Sammlung Deiner Cartoons, die u.a. im Internet bei uns zu lesen sind, enthält.
Seit wann hast Du die Idee, die Strips gedruckt zu bringen? Oder war das eine Idee von Deinem Verlag Carlsen?

Flix: Die Idee zu dem Band entstand, als gerade „sag was“ fertig war und ich mit meinen Redakteuren bei Carlsen zusammen saß und wir die Zukunft planten. Sie wollten gerne so schnell wie möglich einen neuen Comic à la „held“ oder „sag was“ haben, und ich sagte, dass das nicht so schnell ginge, weil ich erst was erleben muss, bevor ich einen neuen Band zeichnen kann. Und dafür bräuchte ich Zeit. Vor 2006 sei nicht mit einem neuen Comic zu rechnen. Eher später. Und da ihnen das eine zu lange Wartezeit bis zum nächsten Flix-Buch war, haben wir überlegt, was man noch machen könnte. Mir sind dabei meine Cartoons zunächst gar nicht eingefallen, weil die für mich immer so ein Nebenbei-Produkt waren, die zwar entstanden, aber nicht für eine Buchveröffentlichung taugten. Dachte ich. Na ja, der Verlag sah das anders.
Antje Haubner und die anderen Carlsen-Leute kannten die Gags aus dem Internet, haben um eine Auswahl davon gebeten, sie sich dann gemeinsam angeschaut und sehr gelacht. Damit war für sie sofort klar, dass das das nächste Flix-Buch werden sollte.
CG: Wie viele VerFLIXt!-Toons hast Du denn insgesamt mittlerweile schon gezeichnet?

Flix: Ich weiß es nicht, aber ich schätze so circa 200 Stück. Viele davon „gehen“ aber aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr. Ich hab ja nicht aus Überzeugung angefangen Cartoons zu machen, sondern einfach weil sich immer mal wieder ein paar Ideen gefunden haben, die ich zwar schön fand, aber in keinem Comic unterbringen konnte. Darum habe ich dann Ein-Bild-Witze draus gemacht. Und die dann zur Unterhaltung meiner Freunde per E-Mail rund geschickt. Das war so ca. im Jahr 2001. Ein paar Witze waren gut, aber nur die wenigsten. Der erste Witz, den ich gezeichnet habe, war übrigens „Das andere Links“; der hat es sogar (in überarbeiteter Form) ins VerFLIXt!-Buch geschafft. Aber ansonsten ist aber von den frühen Gags völlig zu Recht viel im Mülleimer gelandet.
CG: Wie zeichnest Du sie – analog, digital oder halb/halb?

Am Anfang waren es ganz einfache Kuli-Kritzeleien. Ohne Vorzeichnung direkt aufs Papier. Dann kamen ein paar Copic-Graustufen dazu. Dann ein bisschen Copic-Farbe. Die waren blöd zu scannen, aber das war egal. Durfte ruhig krampig aussehen, war ja „nur“ ein Nebenprodukt. Mehr Gedanken um die Optik habe ich mir erst dann gemacht, als die Gags hier auf comicgate.de veröffentlicht wurden und kurz darauf bei der Saarbrücker Zeitung. Da dann das Nachjustieren der gescannten Copic-Farben am Rechner zu aufwändig wurde, habe ich begonnen, die Zeichnungen gleich am Rechner zu kolorieren. Erst ziemlich bunt. Und dann immer reduzierter in den Farben, bis sich dieser
etwas monochrome Style eingestellt hat, den die Toons heute haben und der mir sehr gefällt.
CG: Wie lange brauchst Du in etwa für einen Toon? Und zeichnest Du jede Woche einen, oder immer mal wieder ein paar und pausierst dann?

Flix: Ich hab hier neben meinem Schreibtisch eine Ablage, in deren obersten Fach Scribbles für Cartoons lagern. Die mache ich, wann immer mir einer einfällt.
Und dann, wenn ich mal wieder ein paar Cartoons zeichnen muss, weil die Abgabe für die Zeitung drückt oder das Buch oder was auch immer, dann gucke ich die Scribbles durch und suche mir die schönsten vier bis fünf Stück raus. Die werden dann überarbeitet und ins Reine gezeichnet. Das Zeichnen selbst dauert etwa eine Stunde pro Cartoon, das anschließende Kolorieren am Rechner, je nach Detailvielfalt, ein bis zwei Stunden.
CG: Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen „Cartoon“ und „Toon“, und warum benutzt Du oft (und ich auch, dank Dir 😉 ) letzteren Begriff?

Flix: Gute Frage. Ich mag das Wort „toon“ lieber, obwohl ich es synonym für „Cartoon“ verwende. Ich glaube, es klingt frischer und ein bisschen weniger nach Uli Stein-Mäusen.

CG: Haben die Toons im Band ein Oberthema? Nach welchen Kriterien wurden sie ausgewählt?

Flix: Das Oberthema des ersten VerFLIXt!-Buches ist im weitesten Sinne „Mann und Frau, Liebe und Beziehung“. Das hat sich aus dem vorhandenen Material ergeben, die meisten guten Gags haben sich irgendwie darum gedreht. Zudem wird mir auf Grund meiner Comics von Verlagsseite aus bei diesem Thema eine gewisse Expertise zugetraut. Wie dem auch sei…
Auf jeden Fall passt der Band so ganz gut zu meinen letzten Büchern, auch wenn es eben eine Cartoon-Sammlung ist und kein Comic.
CG: Du hast alle Toons, die es in den Band geschafft haben, neu gezeichnet. Was hat Dich an den alten Versionen gestört?

Flix: Hauptsächlich das Aussehen. Ich wollte, wenn ich schon einen Cartoonband mache, dem Leser kein wildes Sammelsurium meiner Zeichnungen der letzten Jahre anbieten, sondern ein rundum schönes Buch. Es sollte trotz der fehlenden durchgehenden Geschichte eine durchgehende Optik haben, einen roten Faden, eine kleine Dramaturgie. Für meine Begriffe sind die meisten Cartoonbücher zu knallig, als ob sie dem potentiellen Käufer sagen wollten: „Ich bin quietschbunt, also bin ich lustig!“ Das mag ich nicht.

   
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CG: War es schwierig, sich für ein Titelbild zu entscheiden? [Ich persönlich denke ja, dass Du lustigere Ideen in petto hast…]

Flix: Nein. Einer meiner ersten Vorschläge war das Blumenmädchen und der Bienenmann, und das war auch von Verlagsseite sehr willkommen. Die beiden auf dem rosa Hintergrund drücken genau das aus, warum es geht: FrauenMännerMissverständnisse. Ursprünglich war die Szene ein Cartoon und hatte die Unterzeile „Wenn Waldorfschüler Liebe machen“. Aber das Bild funktioniert auch ohne zusätzlichen Text.
CG: Hast Du eigentlich einen Lieblingstoon?

Flix: Ja. Der ist im großen Rattelschneck-Buch, und da liegt ein Mann auf dem Boden, und seine Frau kommt rein und sagt: „Mensch Hans! Du hier tot auf dem Boden?! So kenn ich Dich ja gar nicht!“ Fantastisch!!! Darüber muss ich immer wieder lachen. Den hätte ich gerne selber gemacht.

CG: Und von Deinen eigenen, welcher gefällt Dir da am besten?

Flix: Von meinen eigenen ist der Gag mit dem Holzfällerpärchen, wo beide unter einem umgesägten Baum liegen und er „Shit!“ sagt und sie: „Aber über mich lachen.“, mein liebster.
Der ist so simpel und so treffend und so doof, das gelingt nur selten. Ich weiß auch gar nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin. Es scheint, als wäre der einfach da gewesen.

Ursprünglich lagen dort sogar drei Personen mit je einem Baum drauf. Aber mit zwei Personen funktioniert er einfach noch besser.

CG: Was hat es mit Deiner Aktion “Flix liest laut“ auf sich?
Flix: „FLIX LIEST LAUT“ ist der Titel meine Lesetour, die ich im Oktober durch Deutschland und (zum ersten Mal) Österreich machen werde. Ich lese dabei aus meinen Comics vor, hauptsächlich aus „held“ und „sag was“, mache dazu passende Geräusche und etwas Musik, und währenddessen werden die Bilder des Comics auf eine große Leinwand projiziert. Das Ganze dauert ca. 80 bis 90
Minuten und ist eine Mischung aus Hörbuch und Kino. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder festgestellt, dass Comic-Signierstunden, die nicht auf Messen stattfinden, meist eher mäßig besucht sind.
Und mal ganz ehrlich: warum sollte da auch jemand hingehen? Wenn man kein eingefleischter Comic-Fan ist, ist es nicht sehr spannend zu sehen, wie sich jemand über ein Buch beugt und eine kleine Zeichnung hineinkritzelt, dabei hochkonzentriert und kaum ansprechbar ist. Man steht also daneben, wartet und dann geht man wieder. Da fehlt für den Besucher definitiv der Unterhaltungsfaktor.
Vorgelesen bekommen aber viele gerne. Jeder, der mal gebabysittet hat, weiß das aus eigener Erfahrung. Und dass es auch für Erwachsene interessant ist, belegen gut sichtbar das rasante Wachstum des Hörbuchangebotes und die steigende Zahl von Lesebühnengründungen in der ganzen Republik. Was liegt da näher, als auch Comicgeschichten vor Publikum vorzutragen. Für Leute,
die meine Comics bereits kennen, ist es schön, sie auch mal zu hören, und für Leute, die meine Comics nicht kennen, ist es ein guter Einstieg. Letztes Jahr habe ich in Darmstadt vor knapp 200 Leuten gelesen. Das macht viel Spaß.

CG: Hast Du da noch Lampenfieber, oder fühlst Du Dich wohl in der Rolle des Alleinunterhalters? Könntest Du Dir vorstellen, auch mal richtig auf die Bühne zu gehen, also was nicht mehr wirklich viel mit Comics zu tun hat, so wie z.B. Fil?

Flix: Fil ist ein ganz Großer! Mit ihm möchte ich mich wirklich nicht vergleichen. Der hat’s einfach im Blut, der macht eine richtige Show mit allem Drum und Dran. Ich bin kein Entertainer. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Ich kann nicht Gitarre spielen, ich kann nicht singen. Auch frei reden auf der Bühne fällt mir nicht leicht; jeder der in Erlangen 2004 im Markgrafentheater dabei war, weiß das. Aber Lesen habe ich mal gelernt, da habe ich eine richtige Ausbildung gemacht, und das wäre ja schade, wenn das im Beruf keine Rolle mehr spielen sollte.
Ich lese gerne und gerne auch vor. Wie groß das Publikum ist, spielt dabei keine Rolle. Das ist schön, wenn es nur meine Freundin ist, wenn es ein gemütlicher Vorleseabend mit Freunden ist oder eben auch vor vielen fremden Menschen. Wenn ich ein Buch in der Hand habe, habe ich ja einen Leitfaden, an dem ich mich den Abend über entlanghangeln kann. Ich muss nichts auswendig wissen, keine Stichworte treffen oder ähnliches, sondern kann Seite um Seite vortragen. Dann bin ich nicht aufgeregt, das geht dann meistens ganz gut.

CG: Liest Du nur in den vier Städten, die auf Deiner Homepage stehen, oder gibt es noch mehr Stationen? Wonach habt Ihr die Städte ausgesucht?

Flix: Es gibt noch mehr Stationen. Insgesamt sind es im Moment sechs Abende in sechs verschiedenen Städten. Saarbrücken, Heidelberg, Darmstadt, Wien, Hamburg und Hannover.
Die Städte wurden danach ausgesucht, wo es engagierte Buchhändler gibt, die sich auf das „Wagnis“ Comic-Lesung einlassen wollen. Wenn der Buchhändler vor Ort nicht wirklich überzeugt ist, dass
das eine gute Sache ist, dann ist es besser, den Ort nicht zu besuchen.
Denn natürlich läuft eine Comic-Lesung anders ab als eine klassische Signierstunde, ist ein bisschen komplizierter in der Vorbereitung. Es ist ja eine Abendveranstaltung, findet also außerhalb der üblichen Öffnungszeiten des Ladens statt, man muss also ein paar Mitarbeiter dahaben, man braucht ein bisschen Equipment, etwa eine Leinwand, einen Projektor, Mikro etc. und einen Raum, der groß genug ist für etwa 50 bis 100 Personen. Dazu muss Werbung für die Veranstaltung gemacht und den
Leuten erklärt werden, was sie erwartet. Das ist ein gewisser Aufwand, der geleistet werden muss. Und wenn das nicht erfüllt wird, wirds kein schöner Abend. Für alle Beteiligten. Und in diesen sechs Städten gibt es eben diese Vorraussetzungen für den Leseabend. Mal sehen, wenn’s gut klappt und es sich rumspricht, dann trauen sich vielleicht im nächsten Jahr schon acht oder zehn Buchhändler, diese Veranstaltung zu wuppen. Wir werden sehen. Für mich ist dieses Auf-Tour-Sein ein bisschen von dem Rock’n’Roll, den ich immer mit dem Medium Comic verbunden habe.
Ich freu mich schon den Satz zu brüllen: „Heidelberg, seid ihr gut drauuuuuuf?
CG: In den FAQs auf Deiner Seite steht „…und ich zudem dank der Kollegen Ralph Ruthe und Joscha Sauer viel über das Cartoonmachen dazugelernt habe…“
Was genau hast Du denn gelernt – bzw. was hast Du vorher falsch oder anders gemacht?

 
 v.l.n.r.: Flix, Joscha, Ralph

Flix: Dass Cartoons ganz anders als Comics funktionieren.
Beim Comic erzählt man großzügiger. Was in ein Bild nicht hineinpasst, daraus macht man zwei. Oder drei.
Beim Cartoon geht das nicht. Da muss alles sitzen; jedes Detail, jede Geste, jedes Wort. Alles muss in einem Bild auf den Punkt kommen. Und da habe ich vorher viel weniger drauf geachtet. Ralph und Joscha haben mich immer wieder drauf hingewiesen, was in meinen Gags funktioniert, und wo es hakt. Das war nicht immer angenehm; wer hört schon gerne viel Kritik. Aber es hat sich gelohnt, und ich bin ihnen dafür sehr sehr dankbar.

CG: Haben diese Zeichner auch was von Dir gelernt?

Flix: Wie man einen gefüllten Truthahn zubereitet. Mit Rotkohl.
CG: Man hört ja oft dieselben Namen auf einem Haufen: Flix, Joscha Sauer, Mawil, Ralph Ruthe… Seid Ihr alle privat befreundet, und das erst durch’s Zeichnen? Wie sehr lasst Ihr Euch gegenseitig in Eure Arbeit reinreden?

Flix: Reinreden tun wir uns eine ganze Menge. Wir stehen in stetigem Mail-Kontakt und sind sehr dankbar für die „Allen Antworten“-Funktion. Wir zeigen uns Idee, Skizzen, Scribbles, fragen uns gegenseitig, wenn’s Probleme gibt oder wenn man bei dem, was man gerade macht, unsicher ist. Kommentare sind immer erwünscht, weil sie von „Fachleuten“ kommen, die genau verstehen, was man macht. Aber die schlussendliche Entscheidungshoheit, wie was genau gemacht wird, liegt bei jedem selber. Das ist die Arbeit. Und privat befreundet sind wir auch noch.
CG: Mit Deinen vorherigen Comics hast Du jeweils eine Geschichte erzählt, jetzt mit den Cartoons geht es ja schon etwas in die Reviere von Joscha und Ralph. Gibt das dann irgendwelche Spannungen, oder ist das eher anerkennend so nach dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“?
Flix: Spannungen gibt es zwischen uns keine. Im Gegenteil; es ist eher so, dass wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln. Ich glaube nicht, dass ich es geschafft hätte, einen Cartoonband zu machen, wenn Ralph und Joscha nicht gesagt hätten: „You can do it, Flixi!“.
Es ist ja so, dass ich alle Cartoons, die ich gemacht habe, mit ihnen besprochen und diskutiert habe. Ähnlich läuft es, wenn Joscha oder Ralph ein Buch machen. Wir sind keine Konkurrenten. Wir reden viel, und überlegen, was zu wem passt, und was eher nicht funktioniert.
Und weil jeder seinen eigenen Stil hat, seinen eigenen Humor und seine eigenen Themen, kommen wir uns auch nicht ansatzweise ins Gehege.

CG: Denkst Du, der Markt für Cartoonbände ist bald gesättigt, oder ist da noch Luft für andere Zeichner?
Flix: Die Frage ist ja albern. Cartoonbände sind ja keine Mobiltelefone, wo der Markt, wenn jeder eins oder zwei von den Geräten hat, weitgehend gesättigt ist. Cartoonbände kann man ja Hunderte besitzen. Neinnein, wenn jemand lustige Bilder malt, dann ist für den auch Platz.
CG: Weißt Du, in welcher Auflage „VerFLIXt!“ gedruckt wird?

Flix: Die Startauflage von „VerFLIXt!“ liegt bei 8000 Exemplaren, wovon just in dem Moment 7218 Exemplare jetzt schon weg sind. Wenn das so weitergeht, werden wir wohl bald nachdrucken müssen.

CG: Wow, herzlichen Glückwunsch! Und das innerhalb von nicht mal drei Wochen! 
Viel Werbung wurde auch noch nicht gemacht, oder?

Flix: Nee, Werbung gab’s noch nicht. Ist gerade alles erst am anlaufen.

CG: Gibt es einen (noch) unbekannteren Cartoonisten, von dem Du denkst, dass er noch groß rauskommen wird? Bei Toonster werden ja z.B. eine Menge Nachwuchszeichner veröffentlicht.

Flix: Wessen Arbeit ich persönlich sehr schätze ist die von Leo Leowald, der einen täglichen Strip auf seiner Website zwarwald.de zeigt. Seine Zeichnungen und Szenen haben eine schöne Schrulligkeit, die ich mag. Zudem scheint der Mann sehr fleißig zu sein, was für einen Zeichner auch sehr wichtig ist. Mal sehen, vielleicht wird das ja noch was.
Tex Rubinowitz ist ja auch wahnsinnig schrullig und hat guten Erfolg.
Also, Leo, wenn Du das hier liest, hau rein!
Auch gut: Adam. Der ist auch sehr lustig UND hat einen eigenen Stil. Das gefällt mir. Von ihm habe ich aber seit einiger Zeit nix mehr gesehen. Aber da liegt Potenzial.
Die meisten Sachen von Toonster dagegen treffen nicht so meinen Humor und auch die Optik ist mir oft zu unprofessionell. Da sehe ich noch nicht so bald ein „großes Rauskommen“.
CG: Siehst Du Dich immer noch in der Entwicklung, oder hast Du nun zu Deinem eigenen Stil gefunden?

Flix: Keine Ahnung. Ich mag meinen Stil, wie er im Moment ist; er ist relativ eigen und effizient. Ich kann alles darstellen, was ich möchte. Das ist schon mal gut. Das dachte ich aber auch schon vor drei Jahren und vor fünf auch. Und trotzdem hat sich was verändert. Ich denke, dass sich ganz unwillkürlich der eigene Stil mit der eigenen Person wandelt. Und das ist gut so. Ich möchte nicht wie Jim Davis seinen Garfield meine Charaktere über 20 Jahre schablonenartig ähnlich zu Papier bringen.
CG: Was siehst Du als Deinen persönlichen Schwachpunkt beim Zeichnen an?

Flix: Frauen. Es ist schwierig, sie so zu zeichnen, dass sie gut, aber nicht wie ein Sexsymbol aussehen. Aber das wird sich hoffentlich bald ändern. Terry Moore ist da ein gutes Vorbild.
CG: Erzähl doch mal ein bisschen was zu Deinem nächsten geplanten Comic, „Mädchen“. Daran arbeitest Du gerade, richtig?

Flix: Richtig. Ich habe wieder ein paar Sachen erlebt, und gerade hab ich angefangen, sie aufzuzeichnen. Es wird wieder ein richtiger Comic. Nichts Großes, kein „Lebenswerk“, eher eine kleine Liebelei, ein Sommertag, vielleicht zwei, aber kaum mehr. Die Story steht in weiten Teilen, sie
spielt in Berlin und knüpft an „sag was“ an. Aller Voraussicht nach wird das Buch mehr Seiten haben als meine letzten Geschichten, also wird es auch noch eine Weile dauern, bis es fertig ist. Aber Herbst 2006 ist als Erscheinungstermin geplant. Ich hoffe, dass alles hinhaut.

CG: Ist der Titel eigentlich als Singular oder als Plural gedacht?

Flix: Ob Singular oder Plural, da stimmt beides. Es geht in „Mädchen“ um ein bestimmtes Mädchen, aber auch um Mädchen im Allgemeinen.

CG: Und? Ist es wahr, dass man als Comiczeichner all die hübschen Mädchen bekommt? 😉

Flix: Ja.

CG: Wird es auch mal Flix-Merchandising (Postkarten, Kalender o.ä.) geben?

Flix: Es ist gerade ein Flix-Postkarten-Set erschienen, das von cartoonkaufhaus.de produziert und vertrieben wird. Außerdem habe ich  Ende letzten Jahres mit meinem Freund Max zusammen in kleiner Auflage und mit viel Handarbeit ein „sag was“-Komplettpaket produziert, das aus dem Buch, dem Soundtrack, Birnenchutney, Wodka O. und einem verhaarten Abfluss bestand. Die sind aber alle schon weg. Kalender oder Actionfiguren sind nicht in Planung.

CG: In der Comicausgabe der Zeitschrift MAX gab es ein schönes Interview mit Dir (mit dem Fauxpas des Redakteurs „The dark night returns“…).
Wie kam da der Kontakt zustande? Hast Du viel Resonanz zu diesem Interview bekommen? Wie fandest Du die Auswahl und die Konzeptionierung dieser Ausgabe; denkst Du, damit konnten Leute auf Comics neugierig gemacht werden?

Flix: Die MAX-Comicausgabe, das war schon ein Ding…
Wie der Kontakt zustande kam weiß ich gar nicht mehr, ich glaube, jemand aus der MAX-Redaktion

hat bei mir angerufen. Die suchten halt noch einen deutschen Zeichner und haben irgendwo meine Sachen gesehen und gelesen. Das hat ihnen wohl gefallen, und weil da auch noch der Max&Moritz-Preis recht aktuell war, hat das den Ausschlag gegeben, den Artikel zu machen.
Die Resonanz war relativ groß darauf, allerdings weniger bei den Verkaufszahlen meiner Bücher als bei den Bewerbungen auf den angeblichen Praktikumsplatz, den ich zu vergeben hätte.
Knapp 50 Anfragen, teilweise mit Bild und Lebenslauf, hatte ich plötzlich auf dem Schreibtisch von allen möglichen Leuten, die gerne Comiczeichner werden wollten. Irre. Leider musste ich allen absagen, weil ich einfachen keinen Praktikanten beschäftigen kann.
Das Zeichnen an sich ist eben, zumindest so wie ich arbeite, eine Tätigkeit, die man am besten allein macht. Das kann mir keiner helfen. Auch beim Colorieren ist es schwierig. Ich trinke auch nicht sehr viel Kaffee, sodass das Kochen davon nicht anfällt, Altpapier trage ich einmal die Woche zum Container, auch das schaffe ich allein. Nein, ich hab beim besten Willen keine Arbeit für einen Praktikanten.
Allerdings habe ich ein zwei Leute, die sehr engagiert waren/klangen, zu mir ins Atelier eingeladen und ihnen alles gezeigt; wie ich arbeite, was ich für Werkzeuge benutze etc. Ich hatte den Eindruck, dass ihnen das zumindest ein bisschen geholfen hat, einfach mit dem Comicmachen anzufangen.

Die MAX-Ausgabe ansich fand ich ambitioniert, aber ein bisschen kraftlos.
Schade, dass hauptsächlich die Klassiker aus den 90ern gezeigt und vorgestellt wurden. Dabei hat sich in den letzten 15 Jahren unheimlich viel beim Medium Comic getan. Aber an und für sich war die Ausgabe ein Schritt in die richtige Richtung, auf jeden Fall besser als aktuell die „Comic-Bibliotheken“ der Bild oder FAZ.

CG: Was stimmt denn Deiner Meinung nach nicht mit den Bild/FAZ-Editionen?

Flix: Grundsätzlich finde ich die Aktion ja gut. Comics für das Volk, das ist schon prima. Doch jetzt kommt das grosse ABER: Es werden nahezu ausschließlich „Klassiker“ angeboten, die jeder schon kennt. Donald Duck, Supermann, Werner. Es wird dem Leser genau das als Comic-Highlights präsentiert, was er eh schon kennt.
Eine Erweiterung des Horizonts?! Pustekuchen.
Die gesamte Entwicklung der letzten fast 20 Jahre wird, abgesehen vom STRIZZ-Band der FAZ (aber warum der es in die Sammlung geschafft hat, ist ja wohl klar), außen vor gelassen.
Nichts gegen Mickey Maus und Batman. Die haben ihre Berechtigung und sind wichtig. Aber sie sind nicht alles. Mit ihnen als Aushängeschild wird dem deutschen Leser mal wieder kommuniziert: Comics sind Kinderkram, der billig ist und auf schlechtem Papier gedruckt. Und das verstärkt die Vorurteile, mit denen meine Kollegen und ich zu kämpfen haben. Und selbst wenn diese Bibliotheken den einen oder anderen animieren über den Tellerrand zu schauen und mal in die Comicabteilung seiner Buchhandlung zu gehen… Wer ist denn noch bereit, für ein 64-seitiges Farbalbum 12 Euro auszugeben, wenn er in der Kollektion ein 240 Seiten Hardcoverband für 4,90 Euro bekommen hat?! Ich bin kein Fachmann, aber ich glaube, nicht sehr viele.
Die Spanische Zeitung EL PAIS hat Anfang des Jahres auch eine Comickollektion herausgegeben, in der natürlich auch die Klassiker vertreten waren. Aber auch Bände von Marijane Satrapi, Lewis
Trondheim, Barú und Matotti. Und ab dem Punkt wird es interessant. Wenn der normale Leser über eine Reihe zu Dingen hingeführt wird, die er noch nicht kennt. Aber diese Chance ist sowohl von der FAZ als auch von der BILD vertan worden.
CG: Wie viel Druck (zeitlich, thematisch, erfolgsmäßig) spürst Du allgemein durch Deinen Verlag?

Flix: Erstaunlich wenig. Die Termine sind im Großen und Ganzen sehr weit gesteckt, so dass ich eigentlich selten in Verzug komme. Thematisch genieße ich inzwischen ebenfalls große Freiheit, sodass ich die Themen, die mir wichtig sind und die ich gerne machen würde, auch machen kann. Ein großes Glück. Und da die Verkaufszahlen für den Verlag voll und ganz im grünen Bereich liegen, gibt es auch keinen übermäßigen „Erfolgsdruck“.
CG: Von den Comicveröffentlichungen alleine kannst Du dann aber noch nicht leben, oder?

Flix: Nö. Aber das wird von Jahr zu Jahr besser.
CG: Wie lange planst Du denn Deine Veröffentlichungen voraus?

Flix: Zur Zeit reicht die Planung bis Ende 2007.
CG: Okay, von „Mädchen“ Ende 2006 wissen wir ja bereits. Darfst Du schon verraten, was wir sonst noch von Flix zu sehen bekommen werden?

Flix:  Geplant ist weiterhin ein zweiter „VerFLIXt!“-Band, ein Büchlein mit dem Titel „Ich hab Dich TROTZDEM lieb“ und noch ein Buch, zu dem ich aber noch nix sagen kann und will, weil das noch zuuu schwammig ist. Da bitte ich noch um Geduld.

CG: Bist Du eigentlich vertraglich exklusiv an Carlsen gebunden, oder ist das eher „freiberuflich“ zu sehen?

Flix: Nein, ich bin vertraglich nur für bestimmte Projekte an Carlsen gebunden. Allerdings ist Carlsen schon daran interessiert, dass ich all meine großen Projekte bei ihnen veröffentliche und versucht nach Möglichkeit, auf meine Wünsche und Ideen einzugehen. Und ich fühle mich bei dem Verlag sehr wohl,
gut aufgehoben und gut vertreten.
CG: Bereust Du Deine Entscheidung, nach Berlin gegangen zu sein, oder bist Du glücklich dort? Was gefällt Dir am besten, was am wenigsten?

Flix: Ich bin hier sehr glücklich. Es war genau der richtige Zeitpunkt für mich, den Schritt in die Großstadt zu wagen. Ich bin in Berlin weich gelandet, habe das Glück, dass viele nette Kollegen und Freunde in unmittelbarer Nähe wohnen, liebe das Kulturangebot und das Tempo der Stadt. Ich habe das Gefühl, dass ich, seit ich in Berlin wohne, wirklich und ernsthaft Comiczeichner bin. Das ist ziemlich gut.
Was ich nicht mag ist, dass ich merke, wie man, wenn man eine Weile in Berlin gelebt hat, ein bisschen „versaut“ für Restdeutschland wird, weil es hier einfach so viel Angebot für so wenig Geld gibt. Ich glaube, dass es schwer fällt, davon wieder loszulassen; es wird sicher nicht einfach werden, eines Tages hier wieder die Koffer zu packen und weiter zu ziehen…

CG: Du glaubst also schon, dass Du da irgendwann wieder wegziehen wirst?

Flix: Och, irgendwann bestimmt. Bisher bin ich ja aus jeder Stadt, in der ich mal gewohnt habe, irgendwann wieder weggezogen.
Berlin ist super, keine Frage. Aber ob es der optimale Ort für den Rest des Lebens ist, das muss sich erst noch zeigen.
CG: Unterrichtest Du eigentlich noch in Saarbrücken an der Uni?

Flix: Dieses Semester nicht.

CG: Im neuen Panik Elektro 3 von Schwarzer Turm gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Dir und Mawil. Wer kam denn auf diese nette Idee, Eure beiden unterschiedlichen Zeichenstile in einen Comic zu stecken?

Flix: Die Idee kam uns beim nachmittäglichen Tischtennisspiel, als der Abgabetermin für das PE immer näher rückte und wir beide feststellten, dass wir jeweils eigentlich zugesagt hatten, einen Beitrag zu zeichnen, aber eigentlich keine gute Idee.
Und so haben wir überlegt, eine Anti-Lovestory zu zeichnen, mit einem Setting, was möglichst weit von Romatik entfernt ist. So ist an zwei Abenden in meiner Küche der 4-Seiter „Space Hasi feat. Gingi Lacer“ entstanden.
“Gingi Lacer“ ist übrigens eigentlich der Name einer spanischen Zahncreme, die Mawil mal gesehen hat. Als wir jetzt im Mai zusammen in Barcelona waren, haben wir sie wieder entdeckt.

CG: Zur Frankfurter Buchmesse machen Du und Mawil wieder gemeinsame Sache: Ihr fordert zum Tischtennis-Turnier des Todes (TTTT) heraus.
Wie intensiv habt Ihr Euch vorbereitet? Man will den Gegnern ja nix schenken… 😉

Flix: Den Winter über haben wir sehr regelmäßig gespielt. Im Frühjahr auch.
In den letzen Wochen hat das Training etwas nachgelassen, weil immer mal der eine oder der andere nicht in Berlin oder sehr beschäftigt war. Wir sind also wieder besiegbar geworden…
CG: Bist Du zufrieden mit den großen Entscheidungen, die Du bis jetzt in Deinem Leben getroffen hast?

Flix: Funny van Dannen hat mal sehr treffend gesagt: „Ich könnte mehr Geld verdienen mit dem was ich tue, aber ich könnte nicht besser leben.“ So ähnlich geht’s mir.
Es war gut, nach Berlin zu ziehen und nicht nach Barcelona. Es war gut, Kommunikationsdesign zu studieren und nicht Musik. Es war gut, sich trotz aller Unkenrufe für den Beruf des Comiczeichners zu
entscheiden und die Jobangebote bei Scholz&Friends und Jung van Matt auszuschlagen. Und es tat meiner Arbeit gut, von einem Kleinverlag zu einem Großverlag zu wechseln. Ich bin zufrieden. Und das auf hohem Niveau.
CG: Was hast Du Dir noch für die Zukunft vorgenommen? Wo und wie siehst Du Dich in fünf und in zehn Jahren?

Flix: Ich würde gerne jedes Jahr ein Buch machen, ganz kontinuierlich, gerne bei Carlsen. Ich möchte gerne noch ein paar Mal auf Lesetour gehen, würde gerne einen Roman schreiben, ein Otto-Robotto-Bilderbuch zeichnen und eine schöne Verfilmung meiner Comics erleben.
CG: Danke für die Beantwortung der vielen Fragen und alles Gute für die Zukunft!

VerFLIXt!
Autor und Zeichner: Flix
Carlsen Comics
64 Seiten, farbig, Hardcover, 10,- Euro
ISBN: 355178194X

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1. „Seitenwechsel“-Strip bei Spiegel Online
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Und nun zu unserem Gewinnspiel!

Beantwortet einfach die Frage richtig, und Ihr habt die Chance, einen von drei signierten „VerFLIXt!“-Bänden zu gewinnen.

Nur vollständig und korrekt ausgefüllte Formulare nehmen an der Verlosung teil. Jeder darf nur einmal teilnehmen, ansonsten wird man von dem Gewinnspiel ausgeschlossen.

Der Einsendeschluss ist der 04. Oktober 2005.

Bei mehr richtigen Einsendungen als Gewinnen entscheidet das Los.
Eure Adresse wird nicht an Dritte weitergegeben.

Viel Glück!

{FacileForms : Gewinnspiel_VerFLIXt, 1 , 0}